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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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Dokumente seines Vaters befanden, aber er durfte sich nicht länger mit der Suche danach aufhalten. Er nahm das Gebetbuch seiner Mutter und ihre kleine Armbanduhr an sich und steckte eines ihrer handgestickten Taschentücher ein, das noch immer nach dem Kölnischwasser seines Vaters aus Europa roch. Dann sah er Bellas Lieblingsbücher durch. Er konnte sie nicht alle mitnehmen. Ihre Mutter hatte mit ihr zusammen oft und gern Alice im Wunderland gelesen, Ned aber wusste, dass Bell insgeheim Peter Pan und Der Wind in den Weiden vorzog. Und dann war da noch das letzte Geschenk ihres Vaters an sie, Rudyard Kiplings Dschungelbuch . William Sinclair war damals fest davon überzeugt gewesen, dass es ihre Neugier auf ein neues Leben in der Fremde wecken würde. Ned klemmte sich das Buch unter den Arm.
    Es war ein schreckliches Gefühl, als er die Koffer zuklappte, die für den Beginn einer glücklichen Familienära in einer Zeit des Friedens gestanden hatten und die jetzt nur noch gleichbedeutend waren mit Tod und Kummer. Wenn er sie nun zum letzten Mal schloss, ließ er alles, was ihm vertraut war, ein für alle Mal zurück. Von da an führte sein Weg ins Unbekannte.

14
     
    Robbie hatte das Gefühl, am Rande eines Abgrunds zu stehen und sich zum Sprung bereit zu machen. Er suchte auf dem gesamten Gelände nach Bella. Wie gern hätte er ihr alles erklärt, doch er wusste, dass er ihr in keinem Fall etwas verraten durfte. Sein sonst so ausdrucksstarkes Gesicht war daher seltsam starr und leer.
    »Robbie«, rief plötzlich eine nur allzu bekannte Stimme. »Einen Moment, bitte.«
    Robbies Herz begann wie wild zu hämmern, aber er zwang sich, sich ganz natürlich zu geben.
    »Ja, Dr. Brent?«, antwortete er und ging zu dem Mann hinüber, den er aus tiefstem Herzen hasste.
    »Wo ist Arabella Sinclair? Sie ist nicht zum Unterricht erschienen.«
    »Ich weiß es nicht, Dr. Brent. Ich habe gerade ein paar Botengänge für die Hausmutter gemacht.«
    »Deine Botengänge interessieren mich nicht im Geringsten«, fuhr Brent ihn an. Dann änderte er jedoch seine Taktik. »Der Abschied von ihrem Bruder heute Morgen war eine wirklich rührende Szene.«
    Robbie blinzelte in die Sonne und schwieg.
    Brent legte seinen dicken Kopf zur Seite. »Ihr drei scheint euch recht gut zu verstehen.«
    Er nickte. »Ja, Dr. Brent. Sie sind die ersten englischen Kinder, die ich kennenlernen durfte.«
    »Und was wirst du jetzt, da Edward weg ist, tun?«
    »Nun, ich denke, ich werde schnell darüber hinwegkommen. Im Grunde hatte ich doch nicht so viel mit ihm gemeinsam.«
    »Ganz anders als mit Arabella«, sagte Brent verschlagen.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Offensichtlich liebt Edward sie sehr.«
    Robbie zwang sich, ruhig zu bleiben und weder zu schlucken noch sonstwie zu zeigen, wie nervös er war.
    »Nun, sie ist immerhin seine Schwester«, erwiderte er vorsichtig.
    »Aber auch du liebst sie, fürchte ich, selbst wenn sie nicht deine Schwester ist. Eine Liebe wie diese ist weitaus gefährlicher und könnte dich sogar dazu veranlassen, irgendetwas Unbedachtes zu tun.«
    Jetzt musste Robbie doch schlucken, auch wenn er Brents Blick standhielt. Es wäre fatal, wenn er jetzt zur Seite blickte. Verzweifelt versuchte er, eine Gelassenheit zu demonstrieren, die er nicht empfand. »Ich mag Bella, Dr. Brent, aber …«
    »Bella?«, unterbrach ihn Brent. »Ist das nicht eine ziemlich vertraute Anrede für jemanden, den du kaum kennst?«
    Robbie riss den Blick von dem höhnisch grinsenden Doktor los, als er hörte, dass sich der Wäschekarren näherte.
    »Ich muss jetzt gehen, Dr. Brent. Die Hausmutter hat mir aufgetragen, den chokra des dhobi zu begleiten. Ich soll eine Nachricht überbringen.«
    Brent sah zum Burschen des Wäschemanns hinüber, der gleichzeitig dessen Sohn war und der gerade vom Karren kletterte, auf dessen Ladefläche sich die Wäschebündel stapelten. »Sag dem dhobi , ich werde ihm in den knochigen Arsch treten, wenn die Wäsche nicht ordentlich gewaschen ist. Wenn er mich wieder enttäuscht, werde ich dafür sorgen, dass er von der memsahib keine Arbeit mehr bekommt.«
    »Das werde ich ihm ausrichten, Dr. Brent. Die Hausmutter hat mich gebeten, genau aufzupassen, was der dhobi macht, und es ihr dann zu berichten«, log er.
    »Gut.« Brent nahm Robbies Kinn in einer Parodie von Vertrautheit in die Hand. »Denk dran, was ich dir gesagt habe. Ich will, dass du Arabella in Ruhe lässt. Ich will nicht, dass du ihr Flausen von einem Leben außerhalb

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