Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Zukunft alles gemeinsam machen.«
Robbies Kinn bebte. »In Ordnung. Aber nur wenn du dir ganz sicher bist.«
»Wir werden dich hier nicht zurücklassen.«
Der anglo-indische Junge lächelte, aber Ned sah nur Traurigkeit in diesem Lächeln. »Dann komm. Die Aronda legt um sechs Uhr ab. Wenn wir bezahlen, wird der Mann nichts dagegen haben, wenn er drei statt der vereinbarten zwei Personen an Bord bringt.Vielleicht kann ich in der Mannschaftsunterkunft schlafen, wenn sie mich nicht in eure Kabine lassen. Sie ist zwar klein, aber dort seid ihr wenigstens ungestört. Normalerweise wird diese Kabine nicht an Passagiere vergeben. Sie ist fürs Personal bestimmt.«
Robbie hatte für sie eine Unterkunft in einer Innenkabine des Schiffes besorgt. Sie war klein, stickig und bot lediglich Platz für zwei einzelne Eisenbetten und ein winziges Waschbecken. Nach dem Waisenhaus war dies jedoch geradezu ein Palast. Bella rollte sich sofort unter der Bettdecke zusammen und schlief, noch voll angekleidet, ein.
Ned war erleichtert, dass sie wenigstens etwas zur Ruhe gekommen war, und schloss sie in der Kabine ein, nachdem er ihr eine Nachricht geschrieben hatte, dass sie niemandem die Tür öffnen solle. Er habe einen Schlüssel und würde an Deck gehen. Sie sollte dortbleiben, bis er wiederkäme. Allerdings konnte er sich kaum vorstellen, dass sie zwischendurch aufwachen würde, so fest, wie sie schlief. Er ging nach oben, um Robbie zu suchen.
Oben an Deck sah er zu, wie sich das Schiff langsam vom Ufer entfernte. Erst jetzt konnte er sich entspannen und sicher sein, dass sie Brent entkommen waren.
Es folgten zwei Tage voller Heiterkeit, jetzt, da sie wieder auf einem Schiff und auf hoher See waren. Keine Regeln, keine Vorschriften, keine Drohungen und keine Ängste. Wenn auch noch der Schmerz über den Tod ihrer Eltern stets gegenwärtig war, so war die Freude darüber, Rangun mit all seinem Kummer hinter sich gelassen zu haben, geradezu überwältigend.
Ned fragte Robbie nicht einmal danach, was er hatte tun müssen, um ohne Papiere an Bord zu gelangen. Was immer es gewesen war – es hatte funktioniert. Er durfte sogar in ihrer Kabine schlafen und war mehr als glücklich, sich auf dem Boden zusammenrollen zu dürfen. Neds Angebot, abwechselnd in seinem Bett zu schlafen, lehnte er strikt ab.
Sie aßen bei den Passagieren der zweiten Klasse, denen die drei jungen Leute ohne Begleitung nicht weiter auffielen, was nicht zuletzt daran liegen mochte, dass Ned inzwischen nicht mehr ganz so jung wirkte. Seine Idee, sich einen Bart wachsen zu lassen, schien zu fruchten; ihm gefiel sowohl der Bart als auch die Tatsache, dass ihn alle als Mr. Sinclair ansprachen. Er war jetzt das Familienoberhaupt. Er würde Bell und Robbie nach Bangalore bringen, und wenn es ihn das Leben kostete.
Nach zwei Tagen auf See bekam Robbie Krämpfe und schweren Durchfall.
Bella fand Ned wie gewöhnlich oben an Deck, wo er versonnen auf die Andamanensee hinausstarrte, die schon bald in den Indischen Ozean übergehen würde. Er war weder an Wurfringspielen noch an irgendeinem der anderen Vergnügungen an Bord interessiert; er suchte sich lieber ein ruhiges Fleckchen und träumte von der Zukunft und davon, wie er in Indien ein Vermögen machen und dann mit Bella und Robbie nach Schottland, nach Hause, zurückkehren würde.
»Hallo, schönes Mädchen.« Er wünschte sich, er hätte mehr Kleidung für sie mitgenommen, auch wenn es Bella, die durchaus anspruchsvoll sein konnte, seltsamerweise nichts ausmachte, dass sie weder Kleider noch Spielzeug hatte. Es machte ihn traurig, dass seine Schwester allzu schnell erwachsen werden musste. Sie war noch immer ein wenig matt, und er fragte sich, ob der Hitzschlag vielleicht doch irgendwelche bleibenden Schäden hinterlassen hatte. Im Augenblick jedoch war er froh, ihr gegenüber wenigstens ein Versprechen eingelöst zu haben: Auf dem Schiff gab es nämlich Eiscreme. Als sie jetzt auf ihn zukam, sah er, dass ihr Gesicht voller Sorge war.
»Schnell, Ned. Du musst kommen. Robbie ist krank.«
Ned fuhr sich mit der Hand durchs Haar und fühlte das Salz darin. Es war inzwischen so lang, dass es durch den ständigen Wind an Deck Knötchen bildete. »Du meinst seekrank?«
Sie packte seine Hand und zog ihn mit sich. »Ich weiß nicht, was es ist, aber es ist sehr schlimm. Er stöhnt entsetzlich und rennt die ganze Zeit auf die Toilette, aber er meint, dass er das bald nicht mehr schaffen wird. Jetzt hat er auch noch zu
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