Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
sehen …«
»Ned, du musst dich deinen Feinden stellen. Versuch herauszufinden, was er will. Er könnte ja auch kommen, um dich zu bitten, weiterhin zu schweigen. Vielleicht will er sich dein Schweigen sogar erkaufen.«
»Ich will kein Geld von ihm!«
»Das weiß ich. Aber du musst unbedingt herausfinden, was er im Schilde führt. Dann kannst du selbst eine Entscheidung treffen. In jedem Fall aber musst du ihm gegenübertreten … und du musst entschlossen wirken.«
»Er macht mich krank. Wenn ich an Robbie denke …«
»Du darfst jetzt nicht an Robbie denken. Robbie ist tot. Denk an deine Schwester, und konzentrier dich ganz allein darauf, wie du dir Brent für immer vom Hals schaffen kannst.«
Ned seufzte. »Du hast recht.«
»Das habe ich immer.«
»Du bist mir manchmal ein wenig zu selbstsicher, Bryant.«
Jack lachte. »Komm schon. Du hast noch den ganzen Tag Zeit, um dir Gedanken zu machen. Anstatt Trübsal zu blasen, kannst du dich genauso gut auch amüsieren.«
Ned versuchte sein Bestes. »Also, wo sind wir hier? Es ist nett.«
»Das ist der Cubbon-Park, der nach einem der großen Regierungskommissare benannt ist. Er wurde von Briten für Briten erbaut, ein kleines Stück Heimat in den Kolonien sozusagen. Du kannst hier Blumen, Bäume und Sträucher sehen, die an unsere Pflanzen zu Hause erinnern. Es ist wirklich unglaublich. Wenn du in diese Richtung schaust, reicht dein Blick bis zur Holy-Trinity-Kirche. Diese beiden Landmarken bilden gewissermaßen die Grenze dieses Viertels. Das da ist die South Parade, und dahinter liegt der Ulsore Lake, ein See, an dem die Briten gern Picknick machen. Jenseits davon gibt es Bauernhöfe mit Milchwirtschaft, außerdem baut man Gerste und Weizen an. Es gibt sogar ein paar kleine Weinberge.«
»Wirklich?«
»Nun«, sagte Jack und verzog das Gesicht, »ich glaube, wir mögen unsere Milch, unser Brot und unser Bier und – zumindest, was die Offiziere angeht – natürlich unseren Wein viel zu sehr, um uns mit irgendwelchen lokalen Produkten zufriedenzugeben. Oder kannst du dir vielleicht vorstellen, Ziegenmilch zu trinken?«
Ned rümpfte die Nase. »Der Park ist ja wirklich riesig.«
»Um die vierzig Hektar, hat man mir gesagt.« Sie grüßten zwei Frauen mittleren Alters, die eine Schar von Kindern im Schlepptau hatten. Alle waren in zarte Pastelltöne gekleidet. Die Frauen trugen Sonnenschirme – ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie zur besseren Gesellschaft gehörten. »Genau wie in Kew Gardens.«
Die beiden jungen Männer begannen sich gegenseitig ihre Lebensgeschichte zu erzählen, und so erfuhr Ned, dass Jack Bergmann war, während Jack von Neds Jugend in Schottland erfuhr.
Plötzlich hörte Ned auf zu sprechen. »Tolle Musik«, bemerkte er.
»Das hier ist der Weg zum Musikpavillon. Hier entlang.« Sie bogen in einen Weg ein, der von riesigen, europäisch anmutenden Bäumen beschattet wurde. »Ich glaube, sie proben gerade. Das muss die Royal Air Force sein. Sie gibt hier am Samstagabend ein Konzert. Schau, da drüben steht die Statue von Königin Victoria. Und das da«, er streckte seinen Arm aus, »ist das Denkmal für König Edward VII .«
»Ah«, sagte Ned lächelnd, als sie langsam weitergingen. »Der Musikpavillon.«
Es war tatsächlich die Big Band der königlichen Luftwaffe, die da probte und gerade den neuesten Foxtrott schmetterte.
»Tanzt du gern, Jack?«
»In Penzance hatte ich zwar kaum Gelegenheit dazu, aber ja, ich kann tanzen.«
»Das hier nennt sich White Jazz oder Foxtrott. Den kann ich dir beibringen.«
»Warum kommen wir dann nicht am Samstagabend her?«
»Ich tanze doch nicht in aller Öffentlichkeit mit dir!«
Jack brach in schallendes Gelächter aus. »Und ich nicht mit dir! Ich dachte, wir könnten vielleicht ein paar Mädchen kennenlernen.«
Jetzt machte Ned große Augen. »Das wäre toll.«
»Siehst du, es gibt so vieles, auf das du dich freuen kannst. Komm. Lass uns ins White Acres in der South Parade gehen. Dort machen sie einen fantastischen Kaffee. Das wird heute noch ein großer Tag werden.«
Bei einem, wie Ned zugeben musste, vorzüglichen, nach europäischer Art zubereiteten Kaffee, der von dunkelhäutigen Männern in traditionellen weißen Gewändern mit blutroten Turbanen und ebensolchen Schärpen serviert wurde, kehrten seine Gedanken zu Brent zurück.
»Jack, ich frage mich schon die ganze Zeit, ob du nicht heute Abend zu den Walkers kommen könntest?«
»Ich dachte mir schon, dass du das fragen
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