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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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würdest.«
    »Findest du das feige?«
    »Nein, nicht feige, sondern klug. Aber du solltest zuerst allein ihm reden. Ich werde ein wenig später vorbeischauen. Dann hast du auch einen Vorwand, aufzubrechen. Er kommt um sechs?«
    »Ungefähr. Wie wäre es, wenn du um zwanzig nach sechs auftauchen würdest?«
    Jack trank seinen Kaffee aus. »Abgemacht. Und jetzt werde ich dir die wahnsinnige, überaus farbenprächtige, aufregende Commercial Street zeigen. Dort kannst du alles kaufen, was du willst.«
    »Wirklich alles?«
    Jack hob eine Augenbraue. »Aha, Sinclair. Also doch nicht so naiv, wie du immer tust, hm?«
    Ned grinste. Er hatte das Gefühl, als müsse er sich über die Sache mit Brent keine Sorgen mehr machen. Er musste sie nur einfach irgendwie hinter sich bringen.

22
     
    Es war seltsam für Ned, das Haus der Walkers zu betreten, ohne dass die Hausherren anwesend waren. Genau um Viertel vor sechs führte Sabu Ned auf die kühle hintere Veranda. Er sah einen Gärtner, der noch im Gemüsebeet arbeitete.
    »Einen Drink, Sir?«, fragte der Hausdiener. »Vielleicht einen Gimlet?«
    Ned wusste nicht genau, was ein Gimlet war, aber ihm war alles willkommen, was Alkohol enthielt. Wenige Minuten später kam der Diener mit einem Tablett zurück, auf dem ein großes, mit einer Zitronenscheibe garniertes Glas stand. Die Eiswürfel darin klirrten leise.
    »Vielen Dank, Sabu«, sagte Ned. »Ich werde meinem Besuch übrigens nichts anbieten.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    »Wo soll ich ihn deiner Meinung nach empfangen?«
    »Mrs. Walker schlug vor, ihn in den Salon zu führen.«
    »Das ist gut. Er wird nicht lange bleiben.«
    Sabu wackelte auf ebenjene Art mit dem Kopf, die Ned inzwischen überaus vertraut war, und zog sich dann wieder in die Tiefen des Hauses zurück. Ned stärkte sich mit einem Schluck Gimlet. Als er seinen Drink mit dem gläsernen Cocktailstab umrührte, bemerkte er die dicken Schlieren einer sirupartigen Flüssigkeit und schmeckte, dass es sich dabei – ganz unverkennbar – um Rose’s Lime Juice mit einem kräftigen Schuss Gin handelte. Um seine Nerven zu beruhigen, nahm er einen weiteren großen Schluck. Er wollte Brent gegenüber so direkt und gleichzeitig so distanziert wie möglich auftreten.
    Jack hatte zweifellos recht. Er musste sich Brent stellen. Bald schon würde Jack eintreffen, und dann wäre diese Angelegenheit hoffentlich endgültig erledigt. Ned lockerte seinen Kragen und trank. Das Glas mit dem Gimlet war jetzt fast leer. Er atmete die milde Luft des Abends ein, der heute gnädigerweise etwas kühler war. Die Grillen hatten bereits mit ihrem Konzert begonnen – oder waren das Zikaden? –, und wie üblich lag der betörende Duft der Blüten über dem Garten. Er glaubte, in der Ferne eine bekannte Stimme zu hören. Sofort packte ihn wieder die Angst. Er leerte sein Glas und zwang sich zur Ruhe. Der Alkohol wärmte seinen leeren Magen.
    Sabu kam zurück. »Mr. Brent ist jetzt da, Sir«, informierte er ihn mit leiser Stimme.
    »Was hältst du von ihm?«
    »Er ist ganz anders als Sie und Mr. Walker, Sir.«
    Ned drehte sich um. »Was meinst du damit?«
    »Er hat mich einfach zur Seite geschoben, als ich ihm die Tür öffnete, und er hat gesagt, ich solle ihn nicht anhauchen, Mr. Sinclair, Sir.«
    »Weil er ein fettes, arrogantes englisches Schwein ist, Sabu.« Ned sah in Sabus Gesicht so etwas wie Zustimmung aufflackern. »Ich verabscheue diesen Mann. Wir werden nur deshalb höflich zu ihm sein, weil er Gast in Dr. Walkers Haus ist, aber ich werde alles tun, um ihn so schnell wie möglich wieder loszuwerden.«
    »Sehr wohl, Sir«, sagte Sabu. Sein Gesicht zeigte jetzt nicht mehr die kleinste Regung. Ned entging jedoch nicht das Glitzern in seinen Augen.
    »Gehen wir.« Froh darüber, dass seine Stimme fest und entschlossen klang, strich Ned sein Jackett glatt und rückte seine Krawatte zurecht. Er folgte dem Diener zum Salon und nickte ihm dankend zu, bevor er tief Luft holte und die Tür öffnete.
    Jack stand auf der anderen Seite der Sheshadri Road und beobachtete das Haus. Er hatte gesehen, wie Brent eingetroffen war. Seltsamerweise war er zu Fuß gekommen. Der Mann hatte sich offenbar in der Nähe des Hauses absetzen lassen, um sich unterwegs die Umgebung genau anzusehen. Ein vorsichtiger Man n also. Er trug einen hellen Leinenanzug. An seinem selbstbe wussten Gang, seiner Kleidung, sogar an der arroganten Art, mit der Brent einen Bettler mit seinem Spazierstock aus dem Weg scheuchte, sah

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