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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona McIntosh
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starrten gebrochen zum Ventilator an der Decke hinauf, der sich leise surrend weiterdrehte, unberührt von der schrecklichen Szene, die sich da gerade unter ihm abgespielt hatte.
    Ned kauerte neben Brents Leiche. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, an der Armbanduhr des Mannes konnte er jedoch ablesen, dass kaum zwei Minuten vergangen waren. Er schüttelte verwirrt den Kopf und betrachtete dann wieder Brents lebloses Gesicht, das vor Schweiß glänzte. Speichel lief aus seinem Mundwinkel in seinen Hemdkragen.
    Ned brauchte keinen Puls zu fühlen; es war unübersehbar, dass Brent tot war. Wie betäubt riss Ned schließlich seinen Blick los und starrte ungläubig den Gegenstand an, den er in der Hand hielt – einen Briefbeschwerer aus Glas. Dieser Briefbeschwerer, den er Brent gegen den Kopf geschmettert hatte, war ungefähr von der Größe eines Apfels. In das Glas war eine Weltkarte eingeschliffen. Geistesabwesend rieb er die glänzende Kugel, an der erstaunlicherweise kein Blut klebte, an seinem weichen Hemd ab, als wolle er jede Spur des Todes von ihr tilgen.
    Immer noch benommen, aber mit langsam klarer werdendem Verstand, begann Ned Brents Kopf zu untersuchen. Äußerlich zeigte er keinerlei Spuren von Gewalteinwirkung, aber da, an seiner linken Schläfe, war eine kleine Vertiefung zu spüren. Dort hatte ihn der Briefbeschwerer offensichtlich getroffen un d sofort getötet.
    Ned legte den Briefbeschwerer auf den Boden und stand langsam auf, während er sich seine feuchtkalten Hände unsicher an seinem Jackett abwischte. Als er sich umsah, fiel sein Blick auf einen Spiegel. Seine Lippen waren blutleer. Er erkannte das schlaffe Gesicht, das ihm daraus entgegenblickte, fast nicht wieder. Es war, so wurde ihm bewusst, das Gesicht eines … Mörders.
    Er begann zu würgen und wollte zur Toilette laufen, doch er wusste, dass er es nicht bis dorthin schaffen würde. Stattdessen machte er zwei Schritte zum Fenster, um die Läden aufzustoßen, dankbar dafür, dass es nicht geschlossen war. Geistesgegenwärtig würgte er möglichst lautlos, aber die Magensäure brannte bitter und anklagend in seinem Hals.
    Glücklicherweise ging Brents Zimmer nach hinten auf einen kleinen Garten hinaus, der in diesem Moment völlig verlassen dalag. Niemand hatte Ned gesehen. Er wischte sich den Mund ab und fuhr sich mit zitternder Hand über seine feuchtkalte Stirn. Jack, der draußen auf ihn wartete, kam ihm in den Sinn. Ned stürzte zur Tür, doch bevor er sie öffnete, atmete er einmal ti ef durch. Er sollte das, was sich in diesem Zimmer abgespielt hatte, zunächst vor den anderen Gästen und den Dienern verheimlichen. Jedenfalls so lange, bis er mit Jack gesprochen hat te.
    Ned strich sich das Haar glatt und rückte seinen Kragen zurecht, dann öffnete er die Tür.
    Jack hatte schon längst das Interesse an seiner Zeitung verloren. Er hatte sie zusammengefaltet, war aufgestanden und unruhig den Flur auf und ab gegangen. Zwei Diener waren ihm entgegengekommen, doch er hatte den Blick abgewandt.
    Schließlich war er in den Garten hinausspaziert. Vor Brents Zimmerfenster war er stehen geblieben, hatte jedoch nichts erkennen können. Also war er wieder hineingegangen und, eine Zigarette in der Hand, ziellos umhergewandert. Als er an seinem eigenen Zimmer vorbeikam, war er versucht gewesen, hineinzugehen und dort zu warten, doch stattdessen war er so langsam wie möglich weitergeschlendert, hatte seine Zigarette zu Ende geraucht und war schließlich wieder in seiner Leseecke und bei seiner Zeitung gelandet. Kurz darauf hatte sich die Tür geöffnet, und Ned hatte seinen Kopf herausgestreckt.
    Jack stand auf und lächelte. »Alles in Ordnung?«, fragte er leise und wartete, dass Ned die Tür hinter sich schloss und zu ihm kam, doch das tat er nicht. Stattdessen winkte er ihn zu sich. Er wirkte bleich und gehetzt.
    Jack runzelte die Stirn und beschleunigte seine Schritte. »Was ist denn los?«, flüsterte er. Ihm fiel auf, dass Ned sich immer wieder nervös in alle Richtungen umsah, als wolle er sich vergewissern, dass sie niemand beobachtete.
    »Komm rein.«
    »Warum?«
    »Komm einfach rein!«
    Jack bemerkte ein Zittern in Neds Stimme. Er fand, dass sein Freund ziemlich fahrig wirkte. Wortlos trat er ins Zimmer. Ned schloss die Tür hinter ihm.
    »Was ist pass…« Jack blieben die Worte im Halse stecken. Auf dem Boden, alle Gliedmaßen weit von sich gestreckt, lag Brent. »Ned! Was zum Teufel ist passiert?«
    Ned deutete mit einem

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