Herzen aus Stein (German Edition)
– vielleicht zwei weibliche Dunkelelfen – Vincent schon die ganze Zeit begierig ansahen und sich die knallroten Lippen ableckten, beschloss Noir, sich hinzusetzen. In dem hohen Sessel fühlte sie sich gleich weniger beobachtet. Vincent musste sich zu ihren Füßen niederlassen. Das Kinn legte er auf ihren Oberschenkel. Sie fuhr in sein Haar und kraulte ihn, als wäre er ihr Schoßhündchen. Als er einen verstohlenen Blick zu den Dunkelelfen riskierte, ve r passte sie ihm einen Klaps mit der Gerte auf die Schulter. Sie beugte sich vor, um den Weibern ihren finstersten Augenaufschlag zu schenken, bis sie sich ein anderes Opfer suchten, das sie anstarren konnten.
Noir atmete auf und streichelte Vincents Schulter, auf der sich der Abdruck der Klatsche abzeichnete. Der Schlag tat ihr leid und sie wollte ihm das gern sagen, aber das Spiel musste echt wirken. Vi n cent schien allerdings kein bisschen verärgert. Sein Kopf ruhte en t spannt auf ihren Schenkeln, sein Atem streifte ihre Haut. Zärtlich fuhr sie ihm über den Nasenrücken. Auch wenn sie seine Nähe g e noss, blieb sie wachsam. Sobald nur ein Höllenwesen herausfand, dass sich unter ihnen eine Dämonenkillerin befand … Sie schluckte. Den Gedanken führte sie lieber nicht zu Ende.
Plötzlich atmete Vincent tief ein und drehte den Kopf zu einer der Nischen, in denen zwei Männer miteinander beschäftigt waren. Noir erkannte im Halbdunkel nur einen Kerl in Jeans und einen nackten Mann, der auf seinem Schoß saß. Die Gesichter blieben ihr verbo r gen. Vincent machte ihr ein unauffälliges Zeichen mit den Augen. Ihr Pulsschlag verdoppelte sich auf der Stelle. Einer der Männer sollte Jamie sein? Etwa der nackte, schmächtige Typ? Ihr Bruder hatte braunes Haar, ja, aber er war viel größer. Dann musste er die Person auf der Couch sein, über der an dicken Eisenketten Han d schellen hingen. Oh Gott, was machte Jamie denn da? So hatte sie sich ihr Wiedersehen nicht vorgestellt. Sie wollte gewiss nicht z u schauen, wie ihr Bruder mit einem Mann verkehrte. Er war doch ihr kleiner Jamie, der machte so was nicht.
Er ist längst erwachsen, dachte sie und wollte sich erheben, um zu ihm zu gehen, aber Vincent legte noch zusätzlich seine Arme in i h ren Schoß.
„ Bleib. Er ist nicht mehr der alte . “
Sie versuchte, sich ihre Anspannung nicht anmerken zu lassen. „ Ich muss zu ihm. “ Sie wollte ihren Bruder endlich in die Arme schließen. Stattdessen schaute sie wie eine Irre den beiden Männern zu, die sich streichelten und küssten. Auf einmal spähte Jamie über eine nackte Schulter und blickte Noir direkt an. Sie erstarrte. Er hatte sie bemerkt. Oh Gott, was war mit seinen Augen? Sie schienen sich zu verdunkeln, als würde sich eine schwarze Flüssigkeit in ihnen ausbreiten. Nein, sie musste sich täuschen, sie konnte ja kaum etwas erkennen.
Da packte ihr Bruder den anderen Mann am Haar und küsste ihn lange und so gierig, dass Noir den Blick abwenden musste. „ Was soll ich denn jetzt tun? “ , flüsterte sie Vincent nach einer Weile zu.
„ Aufpassen, Adam und seine Schlange sind im Anmarsch. “
Sie sprang auf. Auch Vincent kam auf die Beine und stellte sich vor Noir, doch sie befahl ihm, sofort wieder seine Haltung einz u nehmen. Als der nackte Mann, der sehr jung aussah, vor ihnen zu stehen kam, bemerkte Noir, dass er eine halbe Erektion hatte. Krampfhaft versuchte sie dem Kerl ins Gesicht zu sehen.
„ Bitte kommen Sie “ , sagte er höflich. „ Jamiel erwartet Sie. “ Dann ging er wieder.
Jamiel ? Noirs Füße waren wie festgewurzelt, ihr Herz raste. Sie gab sich einen mentalen Schubs und setzte ein Bein vor das andere. D a bei zog sie Vincent hinter sich her, stark darauf konzentriert, in ihren hohen Stiefeln nicht umzuknicken, so weich waren ihre Knie. Zu ihrer Erleichterung war ihr Bruder vollständig bekleidet, in Hemd und Jeans. Auch seine Augen sahen wieder normal aus. Auf seiner Wange zeigten sich zwei dicke Narben. Dort hatte der Stierdämon ihn verbrannt.
Als sie das Separee betraten, schloss der Junge die Vorhänge. Die Musik drang gedämpft durch den dicken Stoff, aber die Vibrationen der Melodie waren immer noch zu spüren. Noir machte sich auf alles bereit. Sie wollte unbedingt ihren Bruder umarmen, doch sie musste auf der Hut sein. Vincents Hand hielt ihren Oberarm fest umkla m mert. Er knurrte leise, seine Fänge waren gefletscht, aber Jamie zei g te sich nicht beeindruckt.
Ihr Bruder stand langsam auf, den Blick starr
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