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Herzen aus Stein (German Edition)

Herzen aus Stein (German Edition)

Titel: Herzen aus Stein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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sicher verwahrt irgendwo im Zuhause ihres Freundes. Aber eine Replik – eine wertlose Kopie – hatte Magnus ihr mitgegeben. Noir drehte den kreisrunden Anhänger ununterbrochen zwischen ihren Fingern. Es war ein goldenes Schmuckstück, das sich öffnen ließ wie diese Medaillons, in die man Fotos seiner Liebsten stecken konnte. Nur dieses war leer. Ein Kreis war auf dem Deckel eingraviert, darin ein Dreieck und in dessen Mitte ein Torbogen.
    Kaum ein Symbol wurde so oft verwendet wie der Kreis. Er b e deutete Unendlichkeit, Vollkommenheit, Schutz, Ewigkeit, Ruhm und Sieg, aber auch Tod. Das Dreieck stand für Körper, Seele und Geist. Das Tor symbolisierte den Übergang von einer Stufe zur nächsten, den Eintritt in ein neues Leben oder eine verborgene Welt. Unglaublich, dass dieser Anhänger derart mächtig war. Natürlich nicht dieser, sondern der echte. Noir würde niemals wagen, das Or i ginal zu öffnen. Ihre Seele könnte darin eingeschlossen und erst wieder befreit werden, wenn sie das Pendant genau gegenüber hielt, sodass die Seele von einem Tor zum nächsten wandern konnte. Die Person, die ihre Seele zurückhaben wollte, musste dann zwischen diesen Toren stehen. So hatte sie es von ihren Eltern gehört.
    Am späten Nachmittag landeten sie endlich in London – ausgep o wert und mit den Nerven am Ende. Sie riefen sofort ein Taxi, um zu der Adresse zu fahren, die Zorell ihnen mitgeteilt hatte.
    Vincent schaute immer wieder nach oben in den grauen Himmel. Er sah genauso erschöpft aus, wie sich Noir fühlte. Er hatte bereits zwei Gläser Kräutermix getrunken und sehnte sich jetzt nach Sonne, die seine Zellen mit Kraft betankte . Sie hörte es aus seinen Geda n ken. Aber laut Wetterbericht sollte es auch in London regnen. Ihre Mission schien zum Scheitern verurteilt, alle Vorzeichen standen auf Sturm und sie kam sich hilflos vor.
    Sie ließ den Fahrer zwei Straßen vom Treffpunkt entfernt halten und machte sich mit Vincent auf den Weg. Erste Tropfen fielen auf den Asphalt, auf Noirs Mantel und die Kapuze, die sie sich über den Kopf gezogen hatte. Das trübe Wetter drückte die Stimmung immer tiefer hinab. Die Menschen, die an ihnen vorbeiliefen, die Autos auf den Straßen, das Hupen, der Lärm eines vorüberfliegenden Hu b schraubers – das alles kam ihr plötzlich unwirklich vor, als befände sie sich nicht mehr auf dieser Welt. Sämtliche Geräusche drangen gedämpft an ihr Ohr, die Bilder vor ihren Augen verschwammen. Ob es an der Erschöpfung lag? Oder waren das schon Vorzeichen ihres Todes? Quatsch, sie hatte einfach eine beschissene Angst, weil sie wusste, dass sie sich auf direktem Weg in die Hölle begaben.
    Vincent griff nach ihrer Hand. Ihre war eiskalt und seine so warm.
    „ Bist du wirklich sicher? “ , fragte er.
    „ Ganz sicher. “ Noir zog das Smartphone aus ihrer Manteltasche, um nachzusehen, ob es in der Nähe Dämonenaktivität gab. Aber das Display zeigte nichts an. „ Mist. “ Magnus hatte ihr erzählt, dass die Satellitenkameras bei starker Bewölkung Probleme hatten, die Er d oberfläche zu scannen.
    Immerhin wussten sie dank Magnus, wo die Lambeth Street war, denn Noir hatte sie auf dem Stadtplan nicht gefunden. Die Däm o nen besaßen ihre eigenen Karten und Magnus kannte die natürlich – was sonst. Noir fragte sich schon lange nicht mehr, woher ihr Freund über all diese Dinge Kenntnis besaß. Sie glaubte, dass er eine Art Geheimagent oder Unterweltspion war. Anders konnte sie sich sein Wissen nicht erklären.
    Laut dämonischem Stadtplan lag das Antiquitätengeschäft zw i schen zwei Häuserzeilen in einem Hinterhof. Sie bogen in eine dü s tere Seitenstraße ein, die nach hundert Metern einen Knick machte. Dahinter ging es noch einmal ein Stück weiter durch eine schmale Gasse bis zum Hof. Dort mussten sie hin.
    Vincent blieb am Eingang der Seitenstraße hinter einer großen Mülltonne stehen, streifte sich sein Hemd über den Kopf und die Schuhe ab, sodass er nur noch mit der Jeans bekleidet war. Noir gab ihm ihr Handy, das er – eingewickelt in sein Shirt – hinter einem Stapel Kisten versteckte. So konnte Magnus sein Telefon orten, falls ihnen etwas passierte. Ob sie ihren Freund jemals wiedersah? Alles würde sich hier und jetzt entscheiden. Das fühlte sie tief in sich.
    Sie schaute in die dunkle Straße, die mit Müll verdreckt war und heruntergekommen aussah, und eine Gänsehaut kroch über ihren Rücken. Es gab auf der Welt einige Orte wie diesen hier, an denen

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