Herzen aus Stein (German Edition)
dicht an dicht, bildeten einen Kreis, aus dem es kein Entkommen gab. Aber sie griffen niemals auf eine Art an, die ihr das Leben kosten könnte, und Noir wusste sehr gut, warum. Die Hö l lenwesen wollten sie lebend, um das Versteck des zweiten Medai l lons aus ihr herauszufoltern. Erst dann würde sie eines qualvollen Todes sterben.
„ Es ist zu spät! “ , rief sie. Doch sie würde sich nicht wehrlos erg e ben, sondern so viele Dämonen in den Tod reißen wie möglich.
Noir und der Gargoyle standen Rücken an Rücken, sie konnte se i ne Hitze fühlen. Er hatte die Schwingen weit ausgebreitet, um ihr zusätzlich Deckung zu geben.
„ Solange noch ein Funken Leben in mir steckt, werde ich alles tun, um dich zu beschützen! “ Er wirbelte zu ihr herum und reichte ihr die Hand.
Es war keine menschliche Hand, anstatt Fingernägel besaß sie Krallen, die scharf wie Rasiermesser aussahen. Er atmete schnell, sein Bauch war blutverschmiert und seine Raubtierzähne wirkten auch nicht gerade einladend. Als er auf seine Hand schaute, zog er sie rasch zurück, und sagte knurrend: „ Vertrau mir, Noir. “
Noir? Ihr Atem stockte. „ Woher kennst du meinen Namen? “ Sie war müde und ihr war klar, dass ihr Ende bevorstand. Niemand konnte es mit so vielen Gegnern aufnehmen. Die Dämonen würden sie zu ihrem Anführer in die Unterwelt schleppen. Bevor das g e schah, würde sie sich jedoch selbst richten. Sie kannte die manipuli e renden Methoden der Höllenwesen. Sie würde sich bestimmt ve r plappern, ob sie wollte oder nicht. Dann würde sie auch noch Ma g nus und seine Frau gefährden.
Der Gargoyle stand weiterhin dicht vor ihr, aber er sah sie nicht an, weil er einen Dämon am Schädel packte und diesen davonschleuderte, als wöge er nichts.
„ Ich kenne dich seit Ewigkeiten, schon , als du noch Malou LeMar hießt “ , sagte er keuchend.
Es traf sie bis ins Mark, als sie ihren Geburtsnamen nach so vielen Jahren zum ersten Mal wieder hörte. „ Woher kennst du meinen ric h tigen Namen? “ War er vielleicht doch kein Gargoyle? Viele Unte r weltler konnten das Aussehen anderer Wesen annehmen. Dieses hier wollte ihr Vertrauen erschleichen, damit sie mit ihm ging – in die Hölle. „ Du bist … ein Dämon! “ War er einer der Dämonen, der ihre Familie umgebracht hatte? Sie wich einen Schritt zurück.
Der vermeintliche Gargoyle riss die Augen auf. „ Ich bin kein … Pass auf! “
Alles Weitere passierte so schnell, dass Noirs Gehirn es kaum e r fassen konnte. Die Horde der Höllenwesen stürmte auf sie zu. J e mand ergriff von hinten ihr langes Haar, sodass ihr Kopf zurückg e rissen wurde. Im selben Moment packte das geflügelte Geschöpf sie, presste sie an seinen Körper und spaltete dem Dämon hinter ihr mit bloßen Händen den Schädel, sodass Noir die Hitze des Feuers in ihrem Rücken fühlte. Ein Ascheregen rieselte auf sie beide herab. Dann sprang der Gargoyle mit ihr über die Köpfe der Unterweltler hinweg in die Nacht.
„ Halte dich an mir fest! “ , rief er, was sie längst reflexartig tat, aber sie verstärkte ihren Griff, während er mit ihr davonlief.
Im Moment war er ihre einzige Chance und etwas an ihm kam ihr bekannt vor, daher vertraute sie ihm. Vorerst. Sie schaute über seine Schulter. Einige Dämonen nahmen die Verfolgung auf, aber eine große, schlanke Gestalt, die im Schatten der Häuser stand, fesselte Noirs Blick. Sie konnte nur Umrisse ausmachen, die verdammt menschlich waren. Kannte sie diese Person? Warum schaute sie nur zu und verfolg t e sie nicht? War das vielleicht der Dämon mit den durchdringenden blauen Augen? Nein, der war nicht so groß. Noch bevor sie wusste, an wen er sie erinnerte, wurde ihr wieder bewusst, dass sie soeben von einem Gargoyle gerettet wurde. Oder entführt.
Während er mit ihr durch die Straßen hetzte, die Dämonen auf i h ren Fersen, erschuf Noir eine magische Wand, die von einer Seite bis zur anderen reichte. Tatsächlich hielt das ihre Verfolger auf und sie konnten sie abschütteln. Noir atmete auf. Obwohl sie vor Erschö p fung kaum mehr bei Sinnen war, spürte sie etwas Warmes durch ihre Kleidung sickern und roch einen metallischen Duft. Sie horchte in sich hinein. War sie verwundet? Sie hatte vielleicht ein paar Kratzer abbekommen. Aber das Wesen war schwer verletzt, verlor viel Blut. Dennoch rannte es mit ihr durch dunkle Seitengassen, kletterte Wände hoch und sprang über Hausdächer, als würde sie nichts wi e gen. Noir klammerte sich
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