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Herzen aus Stein (German Edition)

Herzen aus Stein (German Edition)

Titel: Herzen aus Stein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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auf und hielt sich die Hände vor die Augen, als es sich wie Stacheln in seine Augäpfel bohrte. Er taumelte rückwärts. Seine nasse Haut dampfte. Nun würde sich sein Augenfeuer wie Säure nach innen fressen, direkt in sein Gehirn. Ein paar Sekunden später ging auch er in Flammen auf.
    „ Yippy ya yay , Schweinebacke “ , murmelte Noir und klopfte sich die Asche von der Kleidung.
     

     
    Vincent erkannte, dass Noir soweit alles im Griff hatte. Eben hatte sie den zweiten Dämon erledigt, der dritte war in einem Portal ve r schwunden. Er hatte offensichtlich die Flucht ergriffen. Unterweltler bewegten sich mittels dieser Portale fort. Sie mussten nur mit der Hand einen Kreis auf festen Untergrund zeichnen, schon öffnete sich ein Tor in die Unterwelt oder an einen anderen Ort ihrer Wahl.
    Als er aufatmen wollte, weil alles vorbei war und es Noir gut ging, musste er feststellen, dass er sich geirrt hatte. Der dritte Dämon hatte anscheinend in der Unterwelt Alarm geschlagen, denn aus zah l reichen Portalen, die sich überall um Noir an den Hauswänden oder am Boden materialisierten, strömten weitere Höllenkreaturen. Es knisterte und roch nach Ozon. Die bläulichen Feuerkreise der Dämonentore brannten sich in Vincents Netzhaut und hinterließen für einen Moment gelbe Ringe in seinem Gesichtsfeld. Die Däm o nen, bestimmt dreißig an der Zahl, umzingelten Noir, drängten sie immer weiter in die Mitte des Platzes. Es waren zu viele. Sie sahen nicht alle menschlich aus, manche hatten rattenähnliche Köpfe, a n dere Augen wie Schlangen, ein weiterer glich einem riesigen Vogel. Es gab einen Dämon, der Ähnlichkeit mit Vincent aufwies, denn er besaß ebenfalls mächtige Schwingen, Reißzähne und spitze Ohren.
    Vincent zögerte keine Sekunde länger. Er sprang vom Dach, wobei er einer nagetierähnlichen Kreatur den pelzigen Schädel zerquetsc h te. Sie verpuffte mit einer gewaltigen Stichflamme unter ihm und versengte den Stoff seiner Hose, seine Augenbrauen und sein Haar. Doch das bemerkte er kaum. Er sah nur noch rot, wollte lediglich Noir aus diesem Scharmützel herausholen. Er besaß keine Waffen, aber die brauchte er nicht. Er kämpfte mit bloßen Händen, den Kra l len und mit Muskelkraft.
    Der nächste Dämon in seiner Reichweite ging in Flammen auf, als Vince ihm das Genick brach. Einem anderen riss er in seiner Rage den Kopf ab. Auf diese Weise schlug er eine Schneise in die Reihen der Dämonen. Die Unterweltler hatten ihn natürlich längst bemerkt. Eine Gruppe von mindestens zehn Höllenwesen löste sich aus dem Kreis, der Noir umgab, und lief auf Vincent zu. Brüllend rannte er ihnen entgegen, wobei er ihnen mit seinen Krallen, die er wie Fil e tiermesser einsetzte, tödliche Verletzungen zufügte. Er war wie im Rausch, pures Adrenalin schien durch seine Adern zu pumpen. Wut und Angst um Noir steigerten seine Kampfkraft.
    Ob er diesen Krieg überlebte, war allerdings zweifelhaft. Es waren einfach zu viele, auch zu viele, um sich im Verborgenen zu halten. Er konnte Noir nur beschützen, wenn er sich offenbarte. Sie würde ihn ein einziges Mal sehen, bevor er starb, ohne zu wissen, dass er immer für sie da gewesen war. Doch das war Vince egal. Alles , was zählte, war Noir, ihr Wohlergehen, ihr Überleben.
    Sie kämpfte verbissen gegen die Unterweltler, während immer mehr von ihnen aus Portalen kamen oder aus dunklen Ecken hervorkrochen. „ Ventus ! “ , schrie sie, während sie sich im Kreis drehte. Sie hatte mit ihren Kräften einen kleinen Wirbelwind erzeugt, der einige Dämonen vom Platz fegte.
    Weitere Kreaturen sprangen von den Dächern oder krabbelten wie Insekten von den Hauswänden. Vincent musste näher an Noir he r an. Unentwegt schleuderte sie den Höllenkreaturen die übelsten Flüche und Vernichtungszauber entgegen. Manchmal gingen fünf Dämonen zur selben Zeit in Flammen auf. Was für ein Inferno! Die Luft um Noir flirrte. Ihre Lippen waren fest aufeinandergepresst, wenn sie keinen Zauber sprach, ihr Gesicht mit Schweiß überzogen und mit Asche befleckt. Vincent fragte sich, wie lange seine Hexe durchhielt. Noch nie hatte er gesehen, dass sie es mit so vielen Ge g nern auf einmal zu tun hatte. Sie stand in der Mitte des Hofes wie auf einem Präsentierteller, und alle Höllenwesen waren begierig d a rauf, sich das leckere Häppchen zu schnappen.
    Vincent schrie vor Zorn, in seinen Schläfen pochte sein erhitztes Blut. Er würde alles geben, damit die Unterweltler Noir nicht bek a men.

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