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Herzen aus Stein (German Edition)

Herzen aus Stein (German Edition)

Titel: Herzen aus Stein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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ihre Energie wieder auffüllen.
    „ Du musst ins Badezimmer. “ Noir versuchte , ihn am Arm weite r zuziehen, aber als sie ein leises Knurren vernahm, wich sie zurück. Er wollte es selbst schaffen. Wie sehr musste es ein starkes Wesen wie dieses kränken, derart schwach zu erscheinen. Torkelnd machte sich der Gargoyle auf den Weg, wobei seine ausladenden Schwingen alles herunterrissen, was ihnen in den Weg kam. Eine Lampe kippte um, ein Bild fiel von der Wand. Das große Geschöpf passte kaum durch die Tür, deshalb legte es die Schwingen wie einen Mantel um seinen Körper. Im Badezimmer breiteten sie sich plötzlich aus, als wollte der Gargoyle davonsegeln. Er schien kaum Kontrolle über sie zu haben. Die Utensilien auf dem Waschbecken und dem Regal la n deten scheppernd auf dem Boden. An der Unterlippe kauend, schlich Noir hinter ihm her. Er würde weder in die Duschkabine noch in die Badewanne passen.
    „ Verdammt. “ Sie musste seine Wunden reinigen.
    „ Tut mir leid “ , murmelte er.
    Offensichtlich dachte er, sie schimpfte ihn wegen der Spur der Verwüstung, die er hinterließ. Es zauberte ihr ein Lächeln auf die Lippen, dass dieses Ungeheuer Manieren besaß. Es wurde ihr immer sympathischer. Seine Stimme klang tief, beinahe grollend, aber er machte Noir keine Angst. Er war zu sehr geschwächt. Im Moment war er beinahe harmlos, so vehement, wie er sich am Waschtisch festhielt. Seine Krallen hinterließen ein quietschendes Geräusch auf der Oberfläche und sahen so scharf aus, als würden sie sich mühelos in die Keramik bohren können. Vielleicht war er doch nicht so schwach, wie Noir glaubte. Sie hielt lieber Abstand. „ Wäre nett, wenn das Waschbecken ganz bliebe. “
    Sofort wich er zurück. Noir versuchte zu ignorieren, wie es um sie herum aussah. Als wäre ein Mord geschehen. Zwischen der Seife, den Cremetuben und all den anderen Sachen auf dem Boden, vertei l te der Gargoyle überall sein Blut. Die Wunden würden sich nicht schließen, solange sie infiziert waren.
    „ Mir leid “ , hauchte er abermals, als er mit seinen zitternden Schwingen einen Stapel Handtücher umwarf.
    „ Vergiss das Chaos, ich muss dir den Dreck und das Gift aus den Wunden spülen. Sie können sich sonst entzünden. Aber du bist zu groß. “
    Schwankend drehte er sich zu ihr um. „ Ich sollte gehen, ich bin … okay. “
    Er wollte tatsächlich das Badezimmer verlassen. Wie stur konnte ein Gargoyle sein?
    „ Du wirst nirgendwo hingehen! “ , herrschte sie ihn an und blieb mit in die Hüften gestemmten Händen vor der Tür stehen. Hatte er tatsächlich gezuckt? Gargoyles besaßen empfindliche Ohren. Etwas sanfter sagte sie: „ Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. “
    „ Hab ich nicht “ , erwiderte er, wobei ein Lächeln seine Mundwi n kel umspielte. „ Vielleicht ein bisschen. “
    Seine Eckzähne blitzten auf, Noirs Atem stockte. Irgendwie war er sexy, auf seine eigene, wilde Art.
    „ Du bleibst, sonst wirst du sterben. “ Das wollte sie auf keinen Fall. Sie mochte dieses Wesen, allein dieses wölfische Lächeln ging ihr durch und durch.
    „ Darf nicht sterben “ , flüsterte er, die Lider weit geöffnet.
    Sein Blick schien sich für einige Sekunden in ihre Augen zu bo h ren, doch abrupt sah er weg. Na also, ging doch. Die simple Wah r heit hatte ihn wohl überzeugt und seine Lebensgeister aktiviert. Womöglich lag es auch an ihrem Kräutertrank. Vielleicht musste sie seine Wunden gar nicht reinigen, sie sahen ohnehin schon besser aus. Die oberflächlichen Kratzer hatten sich bereits verkrustet. M o ment! Suchte sie nur einen Vorwand, um ihn zu berühren? Ihr Teufelchen erinnerte sie an das tagelange Fieber, das sie wegen ein paar Dämonenkratzer mal gehabt hatte. Es war höllisch gewesen.
    „ Ob der Duschschlauch bis nach draußen reicht? “ , überlegte sie laut. „ Das wird eine ziemliche Überschwemmung geben. “ Aber so, wie es hier bereits aussah, machte das auch keinen Unterschied mehr. Die Putzfrau würde ohnehin einen halben Herzanfall beko m men, wenn sie das Durcheinander und vor allem das viele Blut sah, und dann so lange schreien, bis die Polizei eintraf.
    „ Warte “ , murmelte der Gargoyle, seine steingrauen Augen auf sie gerichtet. „ Es gibt eine bessere Lösung. Bitte erschreck nicht. “
    Als der Gargoyle wieder auf die Knie sank, dachte Noir, er wäre erneut zusammengebrochen. Sie bemerkte aber schnell, dass eine Verwandlung mit ihm vorging, und zwar eine sehr schmerzhafte.

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