Herzen im Feuer
in welcher Gesellschaft er sich befand, und er errötete. »Verzeihung, Miss Markham, Mara, ich habe mich vergessen.«
»María Velasquez?« wiederholte Brendan gedankenverloren. Der Hauch eines Zweifels legte sich über sein Gesicht. »Zigeunerin, wie?«
»Wahrscheinlich hat sie den Namen gewechselt«, sagte Mara.
Der Schwede schaute die beiden Geschwister an. »Sie scheinen sie zu kennen.«
Brendan merkte plötzlich, daß der Schwede und Jenny ihn anstarrten und sich offensichtlich Gedanken machten. »Ich dachte, es wäre je- mand, den wir kennen, aber der Name stimmt nicht.«
»Wie du weißt, muß das nichts heißen«, wandte Mara leise ein.
»Allerdings«, bestätigte Brendan. Dann legte er einen Arm um Jen- nys Schultern und sagte mit gekünstelter Munterkeit: »Laßt uns trin- ken! Wir wollen die Vergangenheit vergessen und den heutigen Tag genießen! Der Teufel soll mich holen, wenn ich heute abend nüchtern nach Hause gehe«, prophezeite er gutgelaunt, während er das Glas des Schweden und das Jennys füllte. »Es würde mich interessieren, wieviel ein Mann von Ihrem Format verträgt. Wahrscheinlich könnten Sie allen Whiskey beseitigen, der im County Cork gebrannt wird.«
Der Schwede lächelte. Trotz seiner Voreingenommenheit mußte er zugeben, daß Brendan O'Flynn ein charmanter Unterhalter war, ein Aufschneider vielleicht, aber ein amüsanter. »Nur im County Cork? Ich dachte, in halb Irland!«
Mara hörte den beiden zu. Sie begriff, daß Brendan seine Fröhlich- keit nur spielte, während er gleichzeitig versuchte, einen klaren Kopf zu behalten. Sie wußten beide ganz genau, daß diese Frau Molly war.
»Sie scheinen sich ja sehr für die O'Flynns zu interessieren«, be- merkte Jacques betont beiläufig, ohne die Augen von María Velasquez zu nehmen. Überraschung, Unglauben, Abscheu und schließlich Be- rechnung gaben sich in ihrem Gesicht ein Stelldichein. Sie knabberte nachdenklich an ihrem Daumennagel und wandte sich wieder ihm zu.
»So... es sind also tatsächlich Brendan und Mara O'Flynn«, wieder- holte sie. Ihre rauchige Stimme zitterte vor Erregung. »Was wissen Sie über die beiden, außer daß Brendan O'Flynn steinreich zu sein scheint?« Sie beobachtete, wie Brendan erneut Champagner bestellte.
Jacques zuckte mit den Achseln und schaute sie mißbilligend an. »Er gibt das Geld jedenfalls aus, als gäbe es für ihn kein Morgen. Wahr- scheinlich kümmert es ihn auch nicht. Angeblich hat er einen Gold- klumpen gefunden, der mehr als hunderttausend Dollar wert ist. Er lebt jetzt im St. Francis. Jede Nacht verspielt er Tausende von Dollar, und es ist ihm offenbar egal, ob er gewinnt oder verliert - und er verliert meistens, würde ich sagen.«
»Brendan ist also reich«, wiederholte María leise. Ihre Augen funkel- ten wie schwarzer Onyx.
»Brendan?« fragte Jacques neugierig. »Sie kennen den Herrn?«
Molly schaute den Franzosen vielsagend an. »Gefällt Ihnen der Name María Velasquez?«
»Er ist in Ordnung«, antwortete Jacques ungeduldig. »Ich finde, er klingt sogar exotisch.«
»Deshalb habe ich ihn mir auch ausgedacht. Er klingt jedenfalls exotischer als Molly O'Flynn.«
Jacques verschluckte beinahe seine Zigarre. »Wie sagten Sie?«
»Molly O'Flynn«, wiederholte sie langsam und deutlich. »Miss Brendan O'Flynn - wenigstens, bis ich ihn verließ.«
»Mon Dieu«, flüsterte Jacques atemlos.
»Verraten Sie mir eines«, sagte Molly, die sich plötzlich wieder an ihre Zeit mit Brendan erinnerte, »haben die beiden zufällig einen klei- nen Jungen bei sich?«
Jacques grinste, als er sich durch den Kopf gehen ließ, in welcher Beziehung María zu den O'Flynns stand. Langsam fügte sich das Puzzle zusammen. »Der Junge, um den sich Mara O'Flynn kümmert, ist Ihr Sohn, nicht wahr?«
Molly lachte rauh. »Mara spielt also immer noch die liebende Mama? Wenn der Bengel sechs oder sieben Jahre alt ist, dann ist es höchstwahr- scheinlich meiner.«
»Die Mutterrolle sagt Ihnen offensichtlich nicht so sehr zu, ma chérie«, bemerkte Jacques spöttisch.
»Ich hatte damals anderes vor«, antwortete Molly ausweichend und fügte dann entschlossen hinzu: »Aber ich könnte meine Meinung ja geändert haben. Brendan hatte immer eine Schwäche für mich.«
»Und was würde das bedeuten, ma chérie?« fragte Jacques mißtrau- isch.
Molly lächelte versonnen. »Vielleicht geht ja bald in der Stadt das Gerücht um, Brendan und seine Schwester hätten mich im Stich gelas- sen, mein Kind
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