Herzen im Feuer
Denn Brendan war immer noch anziehend - und außerdem inzwischen steinreich.
»Ich bin immer noch deine Gattin, Brendan. Das hast du doch nicht vergessen, oder?« verlangte Molly streitlustig zu wissen und richtete sich wieder auf. »Man wird in der Stadt bestimmt mit Interesse hören, daß du mir das Kind gestohlen und mich allein und krank zurückgelas- sen hast.«
Mara stockte der Atem angesichts dieser Unverfrorenheit, und damit zog sie Mollys Aufmerksamkeit auf sich.
»Ich verlange, daß mir mein Sohn zurückgegeben wird. Er sollte bei seiner Mutter sein«, drohte sie. »Das würde dir gar nicht gefallen, oder, Mara? Du glaubst, es wäre dein Kind, nicht wahr? Du solltest dich lieber an den Gedanken gewöhnen, bald ohne ihn auskommen zu müssen.«
Brendan stand auf. Zu Maras Überraschung zitterten seine Hände vor Wut, als er jetzt seiner Ehefrau gegenüberstand.
»Wage es nicht, uns zu drohen, Molly«, warnte Brendan sie mit
erzwungener Ruhe. »Du hast mich und Paddy sitzenlassen, und von diesem Augenblick an hast du für mich aufgehört zu existieren. Du kannst dich meinetwegen ruhig weiterhin als María Velasquez ausge- ben, denn für mich bist du ein Niemand«, erklärte er ihr mit eiskalter Stimme.
»Bitte, Brendan, ich flehe dich an. Nimm mich wieder auf, vergib mir!« heulte Molly in einem letzten verzweifelten Versuch, ihn umzu- stimmen.
Doch Brendan schüttelte ihre Hand ab und trat einen Schritt zu- rück. Sein Abscheu war ihm deutlich anzusehen. »Erniedrige dich selbst nicht noch mehr, Molly. Ich konnte Bettler noch nie ausste- hen.«
»Scher dich zur Hölle, Brendan O'Flynn!« zeterte Molly, plötzlich überhaupt nicht mehr reuevoll. »Du bist immer noch derselbe arro- gante Bastard wie damals! Du kommst genauso aus der Gosse wie ich, Kleiner, und ich werde dafür sorgen, daß du das nicht vergißt. Die Leute werden sich nicht mehr lange vor dir verbeugen und dir die Tür öffnen - ich persönlich werde sie dir vor der Nase zuschlagen lassen, Brendan, mein Geliebter!«
Molly stolzierte zur Tür und drehte sich dann noch einmal um, die Hand auf der Klinke. »Ich würde mir das durch den Kopf gehen lassen, Brendan. Vielleicht kommst du jetzt noch billiger weg als spä- ter. Es hängt ganz allein von dir ab, vergiß das nicht.«
»Seit ich dich kenne, hast du immer dieselbe Rolle gespielt, Molly«, erwiderte Brendan kühl. »Die der miesen Nutte, die im letzten Akt dran glauben muß.«
Molly grinste haßerfüllt, wirbelte mit rauschenden Röcken herum und öffnete die Tür, ohne Brendan eines weiteren Blickes zu würdi- gen. Mit einem ohrenbetäubenden Knall donnerte sie die Tür hinter sich zu. Schweigend blickten sich Mara und Brendan an.
Schließlich stand Mara auf und öffnete ein Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Als sie sich wieder umdrehte, hockte Brendan zusam- mengesunken auf seinem Sessel. Er hatte den Ellenbogen auf den Tisch gestützt, und sein Kopf ruhte schwer in seiner Hand.
»Ist alles in Ordnung, Brendan?« Er sah so bleich, fast fiebernd aus.
Brendan seufzte. »Ich glaube, das Wiedersehen mit Molly hat mich doch mehr mitgenommen, als ich mir eingestehen will«, erklärte er mit einem hilflosen Lächeln. »Ich fühle mich elend. Ich glaube, ich
lege mich ein wenig hin, Mara. Vielleicht bin ich einfach zu alt für so ausschweifende Nächte«, versuchte er zu scherzen.
Als er an der Tür war, hielt er noch einmal inne. Dann drehte er sich um, schenkte Mara ein spitzbübisches Grinsen wie in alten Zeiten und sagte: »Weißt du. . . ich fühle mich trotzdem gut.«
»Weswegen?«
»Ich habe es Molly wirklich gezeigt, nicht wahr? Ich glaube, nach all den Jahren bin ich dieses Weib ein für allemal losgeworden. Ich habe ihr all das gesagt, was ich ihr seit sieben Jahren sagen wollte, aber nicht konnte. Himmel, tut das gut.«
»Ich bin stolz auf dich, Brendan«, sagte Mara leise und sah ihn mitfühlend an. Denn sie wußte selbst zu genau, wie quälend Erinnerun- gen sein können.
Brendan schüttelte erstaunt den Kopf. »Weißt du, Schwesterherz, vor einem Jahr hättest du dich wahrscheinlich über mich lustig ge- macht. Du hast dich verändert, Mara, und ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Aber du bist jedenfalls eine schöne Frau geworden.« Er musterte sie kritisch. »Vielleicht ist es das, Schwesterherz. Du bist eine Frau geworden, nicht wahr?«
Mara nickte. »Eine Frau, mit allen Ängsten und Qualen. Ich bin nur allzu menschlich, Brendan, und das macht
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