Herzen im Feuer
die letzten drei Jahre genutzt, um ihre Fähigkeiten zu trainieren. Ich frage mich, wie viele Männer sie schon hinters Licht geführt hat. Wenn ich mir überlege, wie sie mir mitgespielt hat, so war ich erstaunlich gutmütig ihr gegenüber.«
»Weißt du«, bemerkte der Schwede scheinbar gleichgültig, während Nicholas wieder zu der lachenden Mara hinüberschaute, »dein Pro- blem ist, daß du sie gern hast. Nein, versuch nicht, es zu leugnen. Das kannst du nicht. Du findest sie attraktiv. Das sehe ich dir an. Aber du hast dein Urteil über sie gefällt, noch bevor du ihr begegnet bist. Schade, denn ihr beide würdet ausgezeichnet zusammenpassen.« Er lachte. »Wie Dynamit und Zündholz.«
Nicholas lächelte herablassend. »Ich hätte dir mehr Geschmack zu- getraut. Mach dich nicht zum Narren, Schwede. Sie ist es nicht wert«, warnte er.
»Du machst dich zum Narren, Nicholas«, gab der Schwede zurück. »Hoffentlich erkennst du die Wahrheit nicht erst, wenn es zu spät ist.«
»Ich bin nicht dein Kindermädchen, Schwede«, erklärte ihm Nicho- las und zahlte seine Rechnung. Seine Begleiterin kam gerade zurück, und er stand auf. »Kommst du?«
»Ich komme nach«, entschuldigte sich der Schwede.
Nicholas zuckte mit den Achseln und nahm das blonde Mädchen in seinen Arm, das sich augenblicklich an ihn schmiegte. Aber nach ein paar Schritten drehte er sich noch einmal um und sagte: »Du irrst dich, Schwede. Du weißt, daß ich schon immer eine Vorliebe für Blondinen gehabt habe.« Mit diesen Worten machte er sich aus d em Staub, wäh- rend das Mädchen bewundernd zu ihm aufsah und sich schon am Ziel seiner Wünsche glaubte.
Der Schwede schüttelte den Kopf. Zwischen Nicholas und Mara O'Flynn mußte mehr vorgefallen sein, als ihm beide verraten wollten. Neugierig fragte er sic h, was damals auf dem rancho wohl passiert war.
Mara lachte gerade, weil Brendan das Leben in den Goldgräberlagern so treffend beschrieb, als sie sah, wie Nicholas zusammen mit der Blonden das Restaurant verließ. Eifersüchtig beobachtete sie, wie Ni- cholas der Frau das Cape über die Schultern zog, so daß seine Finger auf ihren Brüsten zu ruhen kamen.
Ja, hilf ihr mit ihrem Cape. Wir wollen doch nicht, daß sich die Kleine in ihrem Fummel den Tod holt, dachte Mara. Sie sah, wie Nicholas sich über das geschminkte Gesicht der Frau beugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte, während seine Finger in ihrem Haar spielten. Mit Mühe riß sich Mara von diesem Anblick los und starrte auf ihren Teller. Noch vor wenigen Sekunden hatte ihr Essen so appetitlich ausgesehen.
»Du lachst gar nicht mehr, Schwesterherz«, beklagte sich Brendan. »Habe ich das Erzählen verlernt? Jenny dagegen ist eine traumhafte Zuhörerin.«
Mara schaute auf und rang sich ein Lächeln ab. »Verzeih mir, Brendan. Ich habe dir nicht zugehört.«
Brendan schickte einen flehenden Blick gen Himmel. »Das tust du in letzter Zeit überhaupt selten, Mara.«
»Wenn ich dir ständig zuhören würde, wäre ich längst taub«, gab Mara mit einem Lachen zurück, bemüht, wieder an dem Gespräch teilzunehmen.
»Ich bin jedenfalls froh, daß ich gekommen bin«, verkündete Jenny. Sie schnitt ein Stück von ihrem Steak ab und nahm dann einen Schluck Champagner. »Aber Sie beide scheinen sich ja nicht grün zu sein«, kicherte sie, so daß ihre roten Locken das Kerzenlicht reflektierten.
Sie lachten gerade zu dritt über eine weitere von Brendans Geschich- ten, als ein großer Schatten über den Tisch fiel. Sie schauten auf und sahen den Schweden vor sich stehen. »Darf ich mich vielleicht zu Ihnen gesellen?«
»Aber natürlich«, lud ihn Brendan herzlich ein. »So findet man am leichtesten Freunde. Und ich habe ja schon einmal gesagt, daß ich keinen Wert darauf lege, nicht auf Ihrer Seite zu sein.«
Der Schwede ließ sich nieder und nahm dankend ein Glas Champa- gner entgegen. Er lächelte Mara an, ohne sich seine Sehnsucht anmer- ken zu lassen, und wandte sich dann Jenny zu. »Wir kennen uns, glaube ich, noch nicht, Madam«, erklärte er höflich. »Ich bin Karl Sveengard, genannt der Schwede.«
Jenny lachte, als er sich so förmlich vorstellte, und das verwirrte ihn vollkommen. »Sie haben wirklich ein vorzügliches Gedächtnis, Schwede«, neckte sie ihn. Das feine Gewand und der Champagner ließen sie keck werden. »Aber vielleicht möchten Sie ja lieber vergessen, was für einen Aufruhr Sie in meiner Pension veranstaltet haben?«
Dem Schweden klappte die Kinnlade
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