Herzen im Feuer
waren mit goldenen Spitzen besetzt wie auch der Einsatz am Miederausschnitt. Jennys feuerrotes Haar war zurückgekämmt, über den Ohren zu Löck- chen gedreht und mit kleinen weißen Blumen verziert. Um den Hals trug sie ein blaues Samtband, in dessen Mitte eine Gemme angebracht war, so daß der Blick unwillkürlich auf die zarte Haut oberhalb ihrer Brüste gelenkt wurde.
Mara deutete auf den blauen Seidenmantel, der farblich auf das Kleid abgestimmt war. »Den können Sie auch noch haben. Er paßt überhaupt nicht zu meiner Garderobe.« Sie warf einen abschätzenden Blick auf den einfachen grauen Mantel, den Jenny über dem Arm trug.
»Na ja«, sagte Jenny gedehnt, aber dann lächelte sie offen. »Jetzt bin ich schon so weit gegangen, warum sollte ich mein Kleid mit diesem alten Ding ruinieren?«
»Fertig?« fragte Mara nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel. »Brendan geht ohne uns, wenn wir uns nicht beeilen.«
Mara nahm Mantel und Tasche und folgte Jenny. Brendan begrüßte sie beide mit einem bewundernden Pfiff.
»Noch nie hat Brendan O'Flynn in so schöner Begleitung gespeist«, erklärte er anerkennend, während er sie zu der Kutsche geleitete, die er extra gemietet hatte.
Brendan wußte, daß ihn jeder Mann im Restaurant beneidete. Wie ein König saß er zwischen seinen beiden Tischdamen und spielte den charmanten Gastgeber, ohne zu erkennen zu geben, daß er mit keiner von beiden liiert war.
Er bestellte eine zweite Flasche Champagner, als das Essen aufgetra- gen wurde, obwohl zu jedem Gang Wein gereicht wurde. Er unterhielt nicht nur Mara und Jenny; immer mehr Gäste wandten ihre Aufmerk- samkeit dem gutaussehenden Mann und seinen zwei schönen Begleite- rinnen zu.
Nicholas Chantale und der Schwede waren sich der fröhlichen Runde nur allzusehr bewußt, allerdings aus unterschiedlichen Grün- den.
Sie hatten ihr Mahl bereits beendet und tranken noch ein Glas Cognac. Nicholas wartete geduldig auf seine Begleiterin, eine blonde
Farokartengeberin aus dem Bella Union, die gerade hinausgegangen war, um sich frisch zu machen.
»Ich wollte dich sowieso nach ihr fragen«, riß der Schwede Nicholas aus seinen Gedanken. Der Kreole hatte die ganze Zeit über die O'Flynns beobachtet, und seine Brauen hatten sich jedesmal mißbilli- gend zusammengezogen, wenn er die dunkelhaarige Frau in dem wei- ßen Spitzenkleid ansah.
Nicholas riß seinen Blick von Mara los. Er drehte sich zu dem Schweden um und fragte: »Nach welcher Frau wolltest du mich fra- gen?«
»Nach Mara O'Flynn«, erklärte ihm der Schwede frei heraus.
»Was weißt du denn über sie? Woher kennst du sie überhaupt?« fragte Nicholas scheinbar gelassen.
»Ich habe sie hier in San Francisco getroffen. Soweit ich weiß, hast du sie vor einigen Jahren in London kennengelernt.«
Nicholas lächelte gequält. »Und welche Lügen hat dir unsere bezau- bernde Fee aufgetischt?«
»Ich glaube, sie hat mir die Wahrheit gesagt, Nicholas«, antwortete der Schwede, völlig unbeeindruckt von der finsteren Miene seines Gegenübers. »Sie hat mir von Julian erzählt. Sie hat zugegeben, daß sie grausam zu ihm war. Es tut ihr wirklich leid, Nicholas.«
Nicholas lachte freudlos. »Natürlich tut ihr es leid, nachdem die Sache aufgeflogen ist. Aber sie hat sich kein bißchen geändert.«
»Du täuschst dich in ihr«, widersprach ihm der Schwede ruhig.
Nicholas sah dem Schweden tief in die Augen. »Du hast dich doch nicht etwa in sie verliebt? Letztes Jahr haben sie und ihr bezaubernder Bruder sich auf einem rancho in der Nähe von Sonoma als jemand anders ausgegeben. Als ihnen die Sache über den Kopf wuchs, sind sie Hals über Kopf abgehauen, aber nicht ohne mich vorher noch nieder- zuschlagen und auszurauben.«
Der Schwede runzelte nachdenklich die Stirn und ließ sich das durch den Kopf gehen.
Nicholas lächelte grimmig. »Anscheinend hat sie vergessen, dir das zu gestehen. Was mag sie d ir sonst noch verschwiegen haben?«
»Sie hat mir von dem Vorfall erzählt. Aber sie braucht sich vor mir nicht zu rechtfertigen, Nicholas. Ich werde bestimmt nicht über sie urteilen. Mara O'Flynn hat einen Fehler gemacht«, sagte er nachsichtig. »Mein Gott, sie war noch ein junges Mädchen, als sie auf Julian
traf. Sie war noch nicht einmal so alt wie du, als du all jene Fehler gemacht hast, die du heute gern vergessen würdest, Nicholas! Kannst du ihr nicht vergeben? Ich glaube, du urteilst zu streng über sie.«
»Ganz im Gegenteil, Schwede. Sie hat
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