Herzen im Feuer
Tür leise, aber fest hinter sich, als hätte er die Absicht, länger zu bleiben.
Mara drehte sich um und nahm ihn staunend in Augenschein. »Hast du dich nicht in der Kabine geirrt?« fragte sie höflich, aber mit hochge- zogenen Brauen. Mit zunehmendem Mißfallen beobachtete sie, wie er sich seines Gehrocks entledigte.
»Nein«, verkündete er gelassen und knöpfte sein Hemd auf.
»Nein?« wiederholte Mara skeptisch. »Mehr hast du nicht zu sagen? Aber das hier ist meine Kabine«, belehrte sie ihn kühl.
Nicholas lächelte nachdenklich. »Nein, es ist unsere Kabine.»
»Das ist sie nicht!« widersprach Mara. Ihre Wangen waren vor Wut und Verlegenheit tiefrot.
Nicholas lachte. »Es tut mir leid, aber ich muß dich korrigieren. Da ich nicht ahnen konnte, daß du mit mir reden würdest, habe ich natürlich nur eine Kabine auf diesem Schiff gebucht. Nachdem das Angebot hier äußerst begrenzt ist, durfte ich mich glücklich schätzen, wenigstens noch eine weitere freie Kabine zu bekommen. Darin sind dein Neffe und dein Mädchen untergebracht«, erklärte er Mara, wobei er sein Hemd auszog und mit verzerrtem Gesicht seine Schulter zu bewegen versuchte. Der Verband über der Wunde leuchtete weiß auf der bronzefarbenen Haut. »Und nachdem wir schon einmal das Bett
geteilt haben, dachte ich, es würde dir nichts ausmachen, wenn wir gemeinsam in einer Kabine wohnen würden.«
Mara öffnete den Mund, aber kein Laut drang über ihre Lippen. Sprachlos sah sie ihn an.
»Anscheinend habe ich dich schockiert. Ich muß mir unbedingt noch ein paar Überraschungen ausdenken, denn es ist außerordentlich amüsant, dich einmal sprachlos zu sehen«, neckte er sie. Sein fröhli- ches Lächeln irritierte Mara noch mehr. Mißtrauisch beobachtete sie ihn und fragte sich, was er wohl im Sinn haben mochte.
»Außerdem ist es doch auch für dich viel angenehmer so«, fuhr er fort. »Du brauchst einen neuen Kammerdiener, nachdem sich dein Mädchen den Arm gebrochen hat. Allein bekommst du all die Haken an deinen Kleidern niemals zu.«
»Und um diese Stelle möchtest du dich bewerben«, sagte Mara. Es kostete sie alle Kraft, ihre Beherrschung nicht zu verlieren.
Nicholas gab vor, überrascht zu sein. »Wer denn sonst? Um die Wahrheit zu sagen, ich freue mich sogar darauf.«
Mara lächelte gezwungen. »Leider kann ich das Angebot nicht an- nehmen«, erklärte sie ihm herablassend. »Denn ich kann hervorragend für mich selbst sorgen, vielen Dank. Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber vielleicht findest du ja eine angenehmere Arbeitgebe- rin irgendwo auf dem Schiff.«
Nicholas zuckte bedauernd mit den Achseln. »Ich bin ganz zufrie- den mit dir, Mara. Wir werden sehen.« Dann goß er sich in aller Seelenruhe Wasser in die Waschschüssel und begann sich das Gesicht zu waschen. Ihr hatte er währenddessen den breiten Rücken zuge- wandt.
»Ich dachte, du wolltest mich aus San Francisco weghaben«, bohrte Mara weiter. Sie wollte endlich die Wahrheit wissen. »Aber jetzt wird mir klar, daß du nur eine Gespielin gesucht hast. Du hast mich angelo- gen, als du mich zu dieser Reise überredet hast!«
Nicholas lachte. »Du nimmst jedenfalls kein Blatt vor den Mund.«
»Dann stimmt es also?« fragte Mara. Sie würde sich keinesfalls dem Irrglauben hingeben, daß er mehr für sie empfinden konnte als bloße Lust.
»Es stimmt, daß ich dich aus San Francisco weghaben wollte. Im Ernst, ich frage mich, ob zwei Ozeane überhaupt ausreichen. Aber« - er hielt inne und ließ seinen Blick über ihr Gesicht gleiten - »ich
dachte, wenn wir schon auf so kleinem Raum zusammengesperrt sind, können wir ebensogut das Beste daraus machen.«
»Aha, ich verstehe. Wir sollen uns also unserer Wollust hingeben?« Maras Augen sprühten Feuer. »Dein Selbstbewußtsein ist wirklich atemberaubend. Ich weiß nicht, was dich auf die Idee gebracht hat, ich könnte mit dir in einem Bett schlafen wollen!«
Nicholas runzelte die Stirn. »Verzeihung, Mademoiselle, aber das erschien mir ganz natürlich. Immerhin sind wir ein Mann und eine Frau und fühlen uns zueinander hingezogen.«
Mara hielt die Luft an und überspielte dann ihr Unbehagen mit einem Lachen. »Da habe ich mich also getäuscht. Ich dachte, du würdest mich hassen und verachten?« mokierte sie sich. »Hast du etwa deine Mei- nung geändert?«
Er schenkte ihr ein hinreißendes Lächeln. »Inzwischen kenne ich dich länger und verstehe Mara O’Flynn besser als vor einigen Jahren. Ich
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