Herzen im Feuer
kann über gewisse... charakterliche Schwächen hinwegsehen.«
»Ich dagegen kann - jetzt, wo ich Nicholas Chantale besser kenne - seine Arroganz, sein diktatorisches Gehabe und seine unverschämte Aufdringlichkeit nicht mehr ertragen.«
»Nachdem du mich so gut kennst, Mara«, erklärte Nicholas, dem ihr Ausbruch nicht das geringste auszumachen schien, »weißt du ja, daß ich letzten Endes doch gewinnen werde.«
Mara durchbohrte ihn mit Blicken. Ihr Herz schlug wie wild. »Und worin besteht dein Gewinn, Nicholas?«
Er schüttelte den Kopf. »Das weiß ich noch nicht so genau. Vielleicht lerne ich endlich die wahre Mara O’Flynn kennen. Bis jetzt kenne ich ja nur ein paar Facetten.« Er drehte sich um und kam auf sie zu.
Mara versuchte, standhaft zu bleiben und fixierte unerschrocken seine grünen Augen. Einen Augenblick lang drohte sie sich in ihnen zu verlieren, dann kämpfte sie verzweifelt gegen die magnetische Anzie- hungskraft an, die er auf sie ausübte.
»Glaubst du, du kannst mir widerstehen, Mara?« fragte er leise, legte seine Lippen an ihren Hals und atmete tief ihren Duft ein. Er rieb seine rauhe Wange an ihrer zarten Haut. Dann fühlte er ihren warmen Atem an seinem Ohr und hörte sie seufzen. Er richtete sich wieder auf, blickte auf sie herab und schüttelte langsam den Kopf. »Sogar in Schwarz bist du noch schöner als die meisten Frauen in ihren elegantesten Kleidern.« Dann fügte er fast bedauernd hinzu: »Du bist so faszinierender als
sonst, denn keine Farbe, kein Tand lenken von der atemberaubenden Schönheit deines Gesichts ab.«
Mara errötete leicht. Doch sie war fest entschlossen, sich nicht erwei- chen zu lassen. Sie lüpfte ihr Kinn und zog ihre Mundwinkel zu einem arroganten Lächeln hoch, während sie ihm einen verächtlichen Blick schenkte. Für Nicholas sah es aus, als wäre das Porträt in dem Medail- lon zum Leben erwacht.
»Du bist also auch nicht anders als alle Männer«, beschied ihm Mara und ließ ihren Blick abschätzend über seinen Körper wandern. »Du läßt dich nur von deinen niederen Instinkten leiten. Schade. Ich dachte, du wärst aus einem anderen Holz geschnitzt — jedenfalls hast du das behauptet.«
Nicholas' Finger schlossen sich um ihr Kinn. Er hob ihr Gesicht an und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Du täuschst dich, wenn du glaubst, ich wäre auch nur so ein Kerl«, erklärte er ihr mit einem grimmigen Lächeln. Sein Daumen zeichnete die Linie ihres Kinns nach. »Du kannst mich nämlich nicht zum Narren halten wie all die anderen. Und auch wenn ich deinen Körper begehre, mache ich mir keine Illusionen über dich, Mara.«
Mara befreite sich aus seinem Griff, trat zurück und erwiderte: »Ich mache mir auch keine über dich, Nicholas.« Dann erklärte sie fest entschlossen: »Da wir bis New Orleans gemeinsam in einer Kabine reisen werden, ziehe ich es vor, unsere Beziehung so oberflächlich wie möglich zu halten. Ich werde mich bestimmt nicht von dir ködern lassen.«
»Ich werde dich gar nicht ködern müssen, meine Süße. Kannst du dir wirklich vorstellen, daß wir beide uns eine so schmale Koje teilen, ohne uns nahezukommen? Du bist entweder sehr zuversichtlich oder sehr naiv. Denn unsere Beziehung war niemals oberflächlich«, belehrte sie Nicholas. Trotzdem wirkte er weder enttäuscht noch wütend darüber, daß sie sich so abweisend verhielt. Er zog sich das saubere Hemd an und begann es zuzuknöpfen. »Aber du hast Mut, und das bewundere ich«, sagte er unvermittelt. Dann hob er seinen Rock auf und ließ Mara allein.
Sich nicht mit ihm einzulassen, ist leichter gesagt als getan, dachte Mara später, als sie zu Bett ging und ihr klarwurde, daß die kleine Kabine keinerlei Privatsphäre gestattete. Sie gestattet überhaupt wenig, dachte sie wütend, als sie sich ihr Nachthemd überziehen wollte und dabei mit den Knien gegen die Koje stieß.
In der ersten Nacht war Nicholas noch an Deck, als sie zu Bett ging. Als er in die Kabine kam, hatte sie bereits ihre Hälfte der Koje belegt und in der Mitte eine symbolische Mauer in Form eines zusammenge- rollten Lakens errichtet. Mara gab vor, bereits zu schlafen, als er eintrat, und ignorierte sein verächtliches Schnauben, nachdem er die Barriere entdeckt hatte. Die Mauer hielt, nur ihre kalten Füße berührten sich während der Nacht. Am nächsten Morgen erwachte Mara erfrischt und ausgeruht, aber als sie sich herumdrehte, entdeckte sie, daß Nicholas' Hälfte der Koje leer war.
Sie stand
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