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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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gegen ihre bebenden Lippen.
    »Mon Dieu, was hat das zu bedeuten?«
    »Das bedeutet, Celeste, daß mein Vater von meiner Unschuld über- zeugt war. Er wußte, wer François getötet hat. Er hatte mir vergeben und wollte, daß auch ich ihm vergebe«, antwortete Nicholas ohne zu zögern. Er ließ seine Stiefmutter dabei keine Sekunde aus den Augen.
    Der Brief fiel aus Celestes steifen Fingern. Sie hatte Philippes Hand- schrift sofort erkannt, und Nicholas' Blick verriet ihr, daß er nicht log.
    »A-aber er hat nie darüber gesprochen. Er hat dich mir gegenüber mit keinem Wort erwähnt. Warum?«
    »Du warst krank?«
    Celeste nickte geistesabwesend, dann blickte sie Nicholas mit Bitter- keit an. Ihre Mundwinkel zogen sich unzufrieden nach unten. »Weißt du, wie es ist, all die Jahre als zweite Frau von Philippe de Montaigne- Chantale zu leben? Meine Freundinnen haben mich immer bemitleidet, denn jedermann wußte, wie sehr Philippe deine Mutter liebte, die schöne Danielle. Ihr Tod brach ihm das Herz. Ich glaube, er konnte mir sein Herz gar nicht mehr schenken. Gegen die Erinnerung an sie konnte ich einfach nichts ausrichten«, bekannte Celeste traurig. »Und als ich ihm nicht den Sohn schenkte, den er sich so sehnlich wünschte, war er enttäuscht. Das weiß ich gewiß.«
    »Du darfst dir deshalb keine Vorwürfe machen, Celeste«, beruhigte Nicholas sie.
    »Warte nur ab. Wenn du eines Tages auch keinen Stammhalter hast, der dein Erbe antritt, wirst du anders sprechen«, klagte Celeste verbit- tert. »Ihr Männer seid doch alle gleich. Er war so glücklich, als Jean-

Louis geboren wurde. Ich hätte ihn beinahe verloren, aber Gott stand uns bei.«
    Celeste preßte die Finger auf die schmerzenden Schläfen und schüt- telte den Kopf, als wollte sie sich zwingen zu begreifen, was vorgefallen war. »Eines Tages kehrte er unglaublich zornig und verletzt von einem Ausritt zurück. Er war unansprechbar. Er wechselte kein Wort mit mir und schloß sich die ganze Nacht in seinem Arbeitszimmer ein. Am nächsten Tag war er wie ein Fremder. Nicht einmal der kleine Jean- Louis konnte ihn zum Lachen bringen. Er fuhr nach New Orleans, und dann«, flüsterte Celeste mit tränenerstickter Stimme, »starb er, zwei Tage nachdem er zurückgekommen war.«
    »Und du hast keine Ahnung, was ihn damals so in Rage versetzt hat?« bohrte Nicholas vorsichtig nach.
    Aber Celeste schüttelte nur traurig ihren Kopf. »Non, ich wußte gar nichts, nicht einmal, daß er dir vergeben hatte, Nicholas. Aber ich bin froh, daß er das vor seinem Tod getan hat. Er trug jahrelang an diesem Schmerz«, erklärte sie großherzig. Doch plötzlich überschatteten neue Zweifel ihren Blick. Sie sah Nicholas direkt in die Augen und versuchte ihre Stimme unter Kontrolle zu halten, allerdings ohne Erfolg: »Aber das ändert nichts. Vielleicht hat er dir vergeben, aber es gibt kein Testament, in dem er dich als Erben eingesetzt hat, wie er es dir schrieb. Ich bin die Besitzerin von Beaumarais, daran kannst du nicht rütteln«, warnte ihn Celeste, als wollte sie ihre schwachen Kräfte mit seinen messen.
    »Es gibt noch viel zu besprechen, Celeste«, begann Nicholas, aber Celeste unterbrach ihn sofort, indem sie sich in die Kissen sinken ließ und protestierend die Hand hob.
    »Nicht jetzt, Nicholas«, bat sie. »Ich muß mich ausruhen. Seit mei- ner Krankheit werde ich schnell müde. Diese Neuigkeiten haben mich sehr mitgenommen. Wir werden uns unterhalten, Nicholas, das ver- spreche ich dir. Aber später, bitte. Nicht jetzt.« Sie schloß ihre Augen, und diese Geste war deutlicher als alle Worte.
    Nicholas stand auf, doch bevor er hinausging, mußte er noch eine letzte Frage stellen: »Das Tagebuch? Weißt du, wo es ist?«
    Celeste öffnete die Augen und sah ihren Stiefsohn entgeistert an. »Das Tagebuch? Non, jetzt, wo ich darüber nachdenke... ich habe es nicht gesehen. Er hat sooft darin geschrieben. Es war immer in seinem Schreibtisch. Frag Etienne oder Alain, die kümmern sich jetzt um die

geschäftlichen Angelegenheiten und haben die Schlüssel zum Schreib- tisch. Vielleicht haben sie es gesehen.«
    Nicholas nickte nachdenklich, dann schlich er sich leise aus dem Zimmer, da ihr Kopf bereits zur Seite gerollt war. Er stand oben am Treppenabsatz, als ihn eine vertraute Stimme aus seinen Gedanken riß.
    »Nicholas! Man hat es mir gesagt, aber ich konnte an ein solches Wunder einfach nicht glauben.«
    »Onkel Etienne«, erwiderte Nicholas froh, als er den

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