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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ehrfürchtig.
    Nicholas schien sie gar nicht zu hören. Er starrte weiter auf Beau- marais. »Gehen wir«, beschloß er dann und begann die lange Auffahrt hinaufzuwandern.
    Zwischen den moosbedeckten Baumstämmen hindurch reichte ihr Blick über farbenprächtige Gärten voller Blumen und grüne Wiesen bis hin zum Fluß. Mara wurde klar, daß sie viel näher am Ufer waren, als sie geglaubt hatte, denn die Straße, die sie gegangen waren, kehrte in einem großen Bogen zum Wasser zurück.
    Als sie die Auffahrt zur Hälfte hinter sich gelassen hatten, gab Damaris, die inzwischen von Hexer abgesessen war, dem Pferd einen

Klaps, so daß es lostrabte. Sie selbst rannte zum Portal, wo sie zwischen den hohen Säulen im Hausinnern verschwand.
    Kurz darauf öffneten sich die weißen Türen, und mehrere Personen kamen heraus. Anscheinend wurden auf Beaumarais nicht oft Gäste empfangen, denn auch ein paar Sklaven hatten sich am Fuß d er Treppe eingefunden, ohne sich weiter um ihre Aufgaben zu kümmern. Aufge- regt flüsternd unterhielten sie sich untereinander und mit den Hausan- gestellten, die unter dem Vordach warteten.
    Mara sah Damaris in der Nähe zweier Frauen stehen, die sich mitten auf den Stufen aufgebaut hatten. Schweigend verfolgten sie die Ankunft der ungeladenen Gäste. Die eine Frau war noch ein Mädchen, höch- stens sechzehn Jahre alt, schwarzhaarig und von vornehmer Blässe. Ihr Schmollmund war mürrisch verzogen und verriet einiges über ihren Charakter. Unter dem Saum ihres Kleides klopfte ungeduldig ein hell- blauer Seidenschuh auf die Stufen, während die dazu passenden Bän- der, die sie sich um die schmale Taille gewunden hatte, im Wind flatterten.
    Die andere, ältere Frau trug Trauerkleidung, aber ihr volles rotbrau- nes Haar schien ihrem düsteren Gewand und ihrer Leidensmiene hohn- zusprechen und wies sie als Damaris' Mutter aus. Sie war bleich und mager, aber sie mußte einst eine Schönheit gewesen sein. Das war immer noch an ihrem Gesicht zu erkennen, auch wenn Krankheit und Kummer tiefe Spuren darin hinterlassen hatten. Ihre schmalen Hände waren in ständiger Bewegung, und sie schaute den Ankommenden gereizt entgegen. Sie musterte Nicholas ungläubig und wütend zu- gleich, dann traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag.
    »Nicholas!« Sie hauchte den Namen ihres Stiefsohnes mit rauher Stimme, während sie ihn mit Blicken verschlang. Dann stieg ein schwa- cher Schrei in ihr auf, so als hätte sie einen Geist gesehen.
    »Mama!« rief das dunkelhaarige Mädchen entsetzt.
    Nicholas stürmte die Treppe hinauf und erreichte seine Stiefmutter gerade noch, bevor sie zu Boden sank. Ihr dünner Hals lag über seinem starken Arm, als er sie hochhob. Er schob sich durch die versammelte Dienerschaft und betrat Beaumarais.
    »Wer sind diese Leute? Was ist denn los? O mon Dieu, sie ist tot! Das ist unerträglich«, jammerte das dunkelhaarige Mädchen. Ihre schwar- zen Locken flogen durch die Luft, so aufgeregt schaute sie von einem zum anderen.

»Ach Quatsch, Nicole«, widersprach Damaris, obwohl sie Nicholas besorgt ansah. »Sie ist bloß in Ohnmacht gefallen. Aber du solltest lieber nicht in Ohnmacht fallen, denn ich werde dich nicht auffangen«, fügte sie hinzu. Sie kannte Nicoles dramatische Ader.
    Diese wandte sich ihrer kleinen Schwester zu. Ihr blütenhaftes Ge- sicht war wütend. »Du schreckliches kleines Ding. Du hast ja keine Ahnung von solchen Dingen. Du verstehst überhaupt nichts!« schalt sie Damaris. Dann versetzte sie ihr eine Ohrfeige. »Du kümmerst dich ja bloß um diesen alten Gaul. Mama sollte ihn verkaufen.«
    Damaris' Lippen bebten, und der Abdruck von Nicoles Hand zeich- nete sich rot auf ihrem Gesicht ab, aber sie wich keinen Zentimeter zurück, sondern funkelte ihre Schwester zornig an und verteidigte Hexer. »Er ist kein alter Gaul, und niemand wird ihn verkaufen!«
    »Was mache ich bloß, wenn Mama einen Rückfall hat? Sie darf auf keinen Fall wieder krank werden«, zeterte Nicole. »Gerade wollten wir über mein Hochzeitskleid sprechen. Ach, es ist einfach unerträglich!« Zornig stampfte sie mit dem Fuß auf.
    Maras Blick wanderte zwischen den Schwestern hin und her. Es war kaum zu glauben, daß die beiden verwandt sein sollten.
    »Nachdem sich Ihre Mama nicht wohl fühlt, werden Sie als unsere Gastgeberin einspringen müssen«, mischte sie sich ein. Ihr Blick verriet Nicole, daß sie großes Verständnis dafür hatte, was das Mädchen in diesem Augenblick durchmachen mußte.

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