Herzen im Feuer
Miene erkannte. Brendan dagegen amüsierte sich königlich, denn Feliciana schien aus- schließlich für ihn zu tanzen. Sie senkte vor ihm eine Schulter und warf ihm einen aufreizenden Blick zu, bevor sie von neuem herumwirbelte.
Der Kreole schien sich ebenfalls nicht an Felicianas Einlage zu stören, stellte Mara fest. Er lehnte an einem der Holzpfeiler und verfolgte Felicianas Vorführung mit Interesse.
Feliciana tanzte jetzt an Don Andres heran, mit lachendem, rebelli- schem Gesicht. Einen Augenblick drohte sie aus dem Takt zu kommen, als sie seinen Zorn bemerkte. Dann verdoppelte sie ihre Anstrengungen und beschleunigte das Tempo noch. Immer schneller drehte sie sich, den Kopf und die Schultern zurückgeworfen, so daß ihre langen Zöpfe sie wie schwarze Schlangen umkreisten. Wie ein Wirbelwind tanzte sie über den Hof, bis sie am Rande des Patios abrupt innehielt. Trotzig funkelte sie Don Andres an. Ihre Brüste hoben und senkten sich schwer unter dem dünnen Stoff. Zum erstenmal zeigte sie, was für eine leiden- schaftliche Frau in ihr steckte.
Für Don Andres war es eine überraschende Erkenntnis, daß sich hinter dem Mädchen, das er kannte, eine reife Frau verbarg. Ihr Blick- wechsel wurde jedoch von tosendem Applaus unterbrochen. Obwohl sie gänzlich unvorbereitet aufgetreten war, hatte Feliciana eine hervor- ragende Leistung vollbracht und den Kaliforniern viel Freude bereitet. Mara hatte sich auf eine Bank gesetzt, als Feliciana zu ihrer Gruppe herübergeschlendert kam, um sich für den Beifall zu bedanken. Für Mara hatte sie nur einen geringschätzigen Blick übrig. Sie trat einen Schritt zurück und knickste tief.
Mara bemerkte als erste die Flammen, die am Saum von Felicianas Kleid leckten. Jemand hatte unvorsichtigerweise eine Fackel auf dem Boden abgelegt, und der dünne Stoff ging sofort in Feuer auf.
Felicianas Entsetzensschrei lähmte die erschrockenen Kalifornier eine Sekunde, und in dieser Zeit begann Feliciana voller Panik loszulau- fen. Sie versuchte vergeblich, den heißen Flammen zu entkommen, die an ihrem Rock hochleckten.
Ohne zu überlegen, was sie tat, sprang Mara auf und rannte Feliciana nach. Durch Felicianas panische Reaktion wurde der Brand nur noch mehr angefacht. Feliciana schien vollkommen den Kopf verloren zu haben. Mara streckte ein Bein aus und brachte das Mädchen so auf den Fliesen des Patios zu Fall. Dann versuchte sie, die Flammen zu löschen, indem sie Feliciana mit aller Kraft auf dem Boden hin und her rollte. Ihre Hände schmerzten von der Hitze, aber sie achtete nicht darauf. Endlich kippte jemand Wasser über beide Frauen und erstickte auf diese Weise das Feuer. Harmloser Qualm stieg aus dem verschmorten
Stoff auf. Mara blickte dankbar hoch und sah in Nicholas Chantales grüne Augen. Er half ihr auf und klopfte dann die Reste von Felicianas Kleid ab, um sicherzugehen, daß die gesamte Glut gelöscht war.
Feliciana stöhnte im Schock, und die Kalifornier drängten sich, leise und aufgeregt flüsternd, um sie. Don Andres bahnte sich einen Weg durch die Menge und hob sein Mündel auf den Arm. Doña Ysidora erteilte wie ein Sergeant Befehle und schickte die Diener los, alle nötigen Maßnahmen zu treffen.
Als sich Don Andres mit Feliciana auf dem Arm umdrehte, sah er in Maras Augen. Er zögerte einen Moment und sagte dann: »Wir werden diese Schuld Ihnen gegenüber niemals einlösen können, Doña Amaya. Sie haben Feliciana das Leben gerettet. Sie wäre aus dem Hof hinausge- laufen, wenn Sie sie nicht aufgehalten hätten, und dann -« Er hielt inne, weil ihm die Vorstellung die Worte raubte. Mit dankbarem Gesicht trat er aus der versammelten Gesellschaft heraus, das bewußtlose Mädchen immer noch auf dem Arm.
Mara sank in den Arm, der sich um ihre Taille gelegt hatte und sie stützte. Erschöpft lehnte sie den Kopf an eine Schulter und schaute dann auf in Nicholas' Augen.
»Sie haben sehr tapfer gehandelt«, sagte er ruhig. Endlich einmal war sein Tonfall frei von jedem Sarkasmus. »Die meisten Menschen hätten nicht so schnell reagiert. Don Andres hat recht, Sie haben der Kleinen das Leben gerettet.«
Mara zuckte mit den Achseln. Sie fühlte sich nicht wohl in ihrer Rolle als Heldin, der allenthalben dankbare Blicke zugeworfen wurden. Einige Kalifornier hatten Tränen in den Augen.
»Haben Sie sich etwas getan?« fragte Nicholas. Er drehte sie in seinen Armen herum und untersuchte erst ihre Hände, dann ihr Gesicht und die Schultern. Ihr Gesicht war
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