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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Hütten wurden langsam von stabileren, zweistöckigen Gebäuden aus Holz und Stein verdrängt.
    Die Straßen waren wie damals voller Menschen - Mexikaner, Euro- päer und Kanaken aus Hawaii; Malaien, Chilenen und Yankees aus den amerikanischen Oststaaten. Sie alle vereinte das gleiche Ziel - reich zu werden. Das Goldfieber wütete immer noch in der Stadt. Jeden Tag kamen Scharen von Neuankömmlingen auf unzähligen Schiffen durch das Golden Gate gesegelt. Matrosen und Abenteurer waren gleicher- maßen erpicht auf frische Kost, die sie solange hatten entbehren müs- sen, und auf alle Reize, die ihnen die junge Stadt zu bieten vermochte. Aus der anderen Richtung strömten erschöpfte Goldsucher in die Stadt, die ihr Gold ebenso hektisch wieder ausgaben, wie sie es gesucht hatten.
    Mara kam an eine Straßenkreuzung und sah sich vor einem Meer von Schlamm, das sich zwischen ihr und der anderen Straßenseite er-

streckte. Ein paar Kisten und Kästen waren als Trittpfad in den Sumpf gesenkt worden, aber die Regengüsse der letzten Nacht hatten die meisten der Kisten weggespült, so daß große Löcher in dem Übergang klafften.
    Mara schaute zurück zum Portsmouth Square und zum Postamt, wo sich Hunderte Menschen drängelten, die alle auf einen lang ersehnten Brief hofften. Zweimal im Monat nach der Ankunft des Postdampfers wuchs die Menge der Wartenden auf über fünfhundert an. Mara wußte nicht, warum sie dorthin gegangen war. Sie hatte schon vorher gewußt, daß kein Brief von Brendan auf sie wartete. Aber sie hatte die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben.
    Seit sie sich im Sommer so plötzlich getrennt hatten, hatte Mara nichts mehr von Brendan gehört. Den Herbst und Winter über hatte er irgendwo in der Sierra Nevada nach Gold gesucht. Er war schon so lange fort, daß sie sich manchmal fragte, ob er überhaupt noch am Leben war. Mara dachte an den langen Winter, den sie, Paddy und Jamie in San Francisco verbracht hatten, wo es entweder regnete oder Nebel lag und wo der eisige Wind nie nachzulassen schien. Sie hatten wenigstens ein Dach über dem Kopf gehabt. Aber wie war es ihrem Bruder wohl in den Bergen ergangen? Armer Brendan.
    Sie wurde von zwei betrunkenen Goldsuchern aus ihren schwermü- tigen Gedanken gerissen. Die beiden stolperten über die schlammige Straße direkt auf sie zu. Einer war mit breiten Hosenträgern ausgerü- stet, die seine unförmige Hose zusammen mit einem breiten Gürtel um seinen Leib hielten. Ein Colt ragte aus einem Halfter. Der andere trug neben Gewehr und Revolver noch ein Messer, das an seiner Hose befestigt war. Die beiden schienen den Nieselregen gar nicht wahrzu- nehmen, sondern kämpften sich fröhlich durch den Schlamm. Sie san- gen lauthals ein lustiges Lied, als wollten sie die ganze Stadt an diesem akustischen Genuß teilhaben lassen:
    Ich hev im Hafen een Veermaster sehn, Duda, duda,
    Die Masten so scheep as 'n Schiffer sin Been, Duda duda day
    Then blow, winds blow, to Californioh.

There's plenty of gold so I've been told On the banks of Sacramento.
    Als sie Mara bemerkten, die sie verächtlich beobachtete, wechselten sie rasch Melodie und Text:
    Die Mädels sind lieb, die Mädels sind nett, Doch manchmal fehlt ihnen ein warmes Bett. Sie malen sich gerne die Lippen an, Doch wehe, es kommt und küßt sie ein Mann!
    Mit breitem Grinsen blieben sie direkt vor Mara stehen. Aus blutunter- laufenen Augen begutachteten sie die schlanke Gestalt in dem tabak- braunen mit blaßgoldenen Bändern verzierten Mantel.
    »Das hübscheste Wesen von San Francisco!« krähte einer und ver- beugte sich so tief, daß er fast vornüberkippte. »Siehst fast so aus, als könnte ich« - er hielt inne, dachte kurz nach und griente dann trium- phierend - »der gute George Abraham West, der jungen Dame behilf- lich sein.«
    »Das glaube ich nicht, vielen Dank«, antwortete Mara abweisend.
    Der Freund des Trinkers heulte vor Lachen auf, donnerte seinem Freund den Ellenbogen in die Rippen und äffte sie dann nach: »>Das glaube ich nicht, vielen Dank.< Verdammt, das nenn' ich mir eine wahre Dame«, gluckste er. »Glaub mir, mein Freund, diese Lady weiß, was sie von einem Mann wie dir zu erwarten hat.«
    Damit trat er vor seinen Kumpan, dem der Mund vor Staunen offenstand, zog seinen Hut, offenbarte ein paar ausgebleichte Haare und stellte sich vor: »Freddie Watson, Madam, geboren in Hörweite der Glocken von Big Ben, aber erst vor wenigen Jahren nach Sidney übergesiedelt. Es gab da«, bei diesen

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