Herzen im Feuer
sein.«
Mara betastete Nicholas' Gesicht, zog seine Lippen mit dem Zeige- finger nach und befühlte seine seidenweichen Wimpern, als wollte sie seinen Anblick nie vergessen.
»Los, Mara«, drängte Brendan ungeduldig. Seine Augen verengten sich, denn erst jetzt bemerkte er ihr rotes Kleid. »Was zum Teufel hast du da an?«
Brendan half ihr aufzustehen. Mühsam zog sie ihr Kleid unter Ni- cholas' schwerem Körper hervor. »Ich ziehe mich so schnell um, wie ich kann, Brendan«, erklärte sie ihm atemlos.
Brendan sah sich im Zimmer um, nahm dann den Gürtel von Maras Kleid und verschnürte Nicholas' Hände hinter seinem Rücken. »Ich bin quasi mit Don Luís zusammengestoßen, der in den Stall gerannt kam. Er taumelte und preßte sich beide Hände an die Brust. Wirklich eine dramatische Erscheinung. Ich glaube, er hat mich nicht einmal erkannt. Bist du fertig?« fragte er, während sich Mara in ihr Reitzeug zwängte.
»Ich komme gleich«, antwortete sie, immer noch außer Atem. Sie setzte sich, um sich die Stiefel überzustreifen. »Hol schon Paddy und Jamie. Ich komme in einer Minute.«
Nachdem Brendan gegangen war, zog sich Mara schnell fertig an. Sie schloß ihren Koffer, sah sich noch einmal im Zimmer um und blickte dann auf Nicholas, der immer noch reglos am Boden lag. »O Nicho- las«, flüsterte sie, und in ihren Augen stand ein namenloser Schmerz,
den sie niemandem zeigen durfte, »wenn du wüßtest, wie sehr du dich gerächt, wie tief du mich verletzt hast. Ich liebe dich so sehr. Aber das wirst du nie erfahren.«
Dann öffnete sie die Tür, blickte noch einmal zurück und schloß sie hinter sich. Paddy, Jamie und Brendan waren nirgendwo zu sehen, deshalb nahm sie an, daß sie bereits zum Stall vorgegangen wären. Aber als sie dort ankam, sah sie Brendan betreten neben Jamie stehen, die den Kopf tief zwischen die Schultern gezogen hatte, während Paddy neu- gierig auf Don Andres und ein paar vaqueros schaute, die sich vor ihnen aufgebaut hatten.
»Don Andres«, sagte Mara so, als würde ihr diese Begegnung nichts ausmachen.
»Sie verlassen uns, Doña Ama -«, begann Don Andres, um sich dann mit einem gequälten Lächeln zu verbessern: »Verzeihen Sie, ich sollte lieber Mara sagen, nicht wahr?«
»Ja, Mara O’Flynn«, bestätigte Mara hoch erhobenen Hauptes. Sie versuchte, ihren Stolz wiederzufinden, den ihr Nicholas wenige Minu- ten zuvor geraubt hatte.
»Es ist das beste, wenn Sie und Ihre Verwandten den rancho verlas- sen, bevor meine Familie und Freunde von diesem Betrug erfahren«, erklärte Don Andres zu Maras Überraschung. Seine Stimme war kalt. »Ich kann Ihnen noch nicht einmal die Schuld an Ihrem Verhalten geben. Don Luís hat den Plan ausgeheckt, und er hätte auch als einziger davon profitiert. Es sei denn, Sie hätten mein Angebot angenommen. Aber ich glaube, das hatten Sie nicht vor, Sí? Leider werden Sie für Ihre Arbeit keinen Lohn erhalten. Don Luís hat einen Zusammenbruch erlitten. Deshalb wurde ich in den Stall gerufen, und hier erfuhr ich auch von Ihren Reiseplänen. Don Luís hat einen höheren Preis für seine Taten zahlen müssen, als er sich vorstellen konnte. Aber auch ich bin verantwortlich für das, was geschehen ist. Ich habe mir nicht nur Don Luís' Land stehlen lassen, ich schäme mich auch für meine Gefühle Ihnen gegenüber. Dios, was für ein Narr bin ich gewesen.«
Mara biß sich auf die Lippe. »Sie hatten keine Chance gegen unsere vereinten Anstrengungen. Mit soviel Falschheit konnten Sie nicht rech- nen. Machen Sie sich keine Vorwürfe. Irgendwann wären Sie meiner bestimmt überdrüssig geworden und hätten erkannt, daß Sie in Wahr- heit Feliciana lieben. Mir ist nicht entgangen, wie Sie sie angesehen haben. Vergessen Sie mich und all das Unglück, das ich über Ihr Haus
gebracht habe«, bat ihn Mara aufrichtig. »Ich habe mein Glück ver- spielt. Bewahren Sie Ihres, Don Andres.«
Don Andres schaute Mara tief in die Augen. Sein verletzter Stolz, sein Zorn und seine Trauer rangen mit der Faszination, die diese Frau immer noch auf ihn ausübte.
»Wie Ihr Bruder so richtig bemerkte, bin ich Ihnen noch etwas schuldig. Deshalb lasse ich Sie ziehen. Ich werde Ihnen Pferde geben, und meine vaqueros werden Sie bis zu Ihrem Ziel begleiten. Ich werde auch dafür sorgen, daß Ihr Gepäck nachgesandt wird.«
Mara hörte Brendan erleichtert aufatmen. Sie nickte Don Andres zum Abschied zu und folgte ihrem Bruder zu ihrem Pferd. Jamie wurde auf ein zahmes, aber
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