Herzen im Feuer
kräftiges Pony gesetzt, während Paddy vor Brendan Platz nahm.
Don Andres selbst half Mara beim Aufsteigen. Einen Moment lang stand er mit verschlossener Miene neben ihr, dann verbeugte er sich knapp, trat zurück und versetzte dem Tier einen leichten Schlag auf die Hinterbacke.
Als sie durch das offene Gatter des ranchos ritten, drehte sich Mara noch einmal um. Don Andres stand ganz allein vor dem Stall. Plötzlich hob er einen Arm, und Mara glaubte, durch die Staubwolken noch seine Worte zu hören:
»Vaya con Dios!«
Geh mit Gott, wünschte er ihnen trotz allem Leid, das sie ihm beschert hatten. Es war wesentlich wahrscheinlicher, daß sie den Teufel zum Reisegefährten haben würden, dachte Mara, als sie den vaqueros über die Hügel folgten und das Valle d'Oro hinter sich ließen.
Nach einem anstrengenden Tagesritt erreichten sie Sonoma, wo sie sich im Blue Wing Inn einmieteten. Das Hotel lag direkt am Platz, um den sich niedrige, ziegelgedeckte adobe-Gebäude zogen.
Mara packte gerade ihren Koffer aus, als Brendan ins Zimmer trat.
»Ich habe mich eben gefragt, wie wir wohl unsere Rechnung hier bezahlen wollen«, begrüßte ihn Mara. Sie faltete einen Schal und legte ihn auf das Bett.
»Ich habe genug Geld. Deswegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, versicherte ihre Brendan. »Ich habe mit Raoul ein paar Run- den Poker gespielt, das reicht für die nächsten Tage.« Er hielt inne und räusperte sich dann nervös. »Jedenfalls werdet ihr, Paddy, Jamie und du, damit nach San Francisco kommen.«
Mara stutzte. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. »Was soll das heißen?« fragte sie geradeheraus.
»Das heißt, daß ich in die Sierra Nevada gehe, wie ich es von Anfang an hätte tun sollen.«
»Und was sollen wir tun, während du in den Bergen bist?« fragte Mara. Sie versuchte, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen.
»Ihr bleibt solange in San Francisco«, erklärte Brendan leichthin. »Die Goldgräberlager sind nichts für euch. Das Leben dort oben ist verdammt rauh. Du würdest das Paddy nicht zumuten wollen. Er würde den Winter nicht überleben. Die Schneewehen sind dort manch- mal über sieben Meter hoch.«
»Und wie willst du unter all dem Schnee Gold finden?« fragte Mara sarkastisch. »Warum wartest du nicht bis zum Frühling?«
»Dann ist es zu spät. Ich habe noch mehrere Monate Zeit, bevor der Winter kommt. Wenn die erste Schneeflocke fällt, bin ich schon längst ein reicher Mann«, versicherte er ihr. »Hör zu, Schwesterherz, das ist unsere einzige Chance. Ich kann dich und Paddy nicht mitnehmen. Es tut mir leid, daß ich euch nicht mehr Geld geben kann«, sagte er. Er wurde tatsächlich rot, als er Mara einen kleinen Beutel reichte. »Aber mehr habe ich nicht. Ich habe bereits abgeklärt, daß ihr hierbleiben könnt, bis unser Gepäck nachkommt, und ich habe eure Fahrt nach San Francisco bezahlt.«
Mara starrte wie betäubt auf den kleinen, leichten Lederbeutel. Sie konnte es einfach nicht fassen. Brendan verließ sie. Mara schaute ihm in die Augen. Sie wußte, daß er seinen Entschluß um keinen Preis rück- gängig machen würde. Er würde weggehen, was immer sie auch ein- wenden mochte. »Wann?« fragte sie nur.
»Morgen früh«, antwortete er. Seine Stimme bebte vor Aufregung. »Ihr wartet in San Francisco auf mich, und sobald ich reich bin, komme ich nach. Sieh zu, daß ihr irgendwo unterkommt, ich finde euch dann schon.«
»Wie denn?« fragte Mara ruhig.
»Mara, meine Liebe« - Sie bemerkte das schelmische Funkeln in seinen Augen - »du hast es schon immer verstanden, auf dich aufmerk- sam zu machen.«
»Versuch, nicht in Schwierigkeiten zu kommen, Brendan«, sagte sie leise.
Brendan war bereits an der Tür, aber er kehrte noch einmal um und
umarmte sie kurz und unbeholfen. Dann zwinkerte er ihr zum Ab- schied zu und marschierte fröhlich hinaus.
Mara setzte sich auf die Bettkante. Ihre Schultern sanken herab, sie fühlte sich müde und verzweifelt. Alles war schiefgegangen. Das Un- ternehmen war von Anfang an ein Fiasko gewesen. Und wären sie nie auf den rancho gekommen, hätte sie Nicholas vielleicht nie getroffen.
Nicholas. Warum liebte sie ihn? Sie, die sich immer über die angeb- lich liebestollen Männer lustig gemacht hatte, hatte sich in einen Mann verliebt, der sie verachtete. Er hat mich zwar am Leben gelassen, dachte Mara, doch nun muß ich mit all meinen Schmerzen leben lernen. Nicholas hatte sich wahrhaftig an ihr gerächt.
Nie wieder würde sie
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