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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Worten zwinkerte er ihr vielsa- gend zu, »ein kleines juristisches Mißverständnis.«
    Ein ziemlich großes Mißverständnis eher, korrigierte Mara insge- heim, während sie sein wettergegerbtes Gesicht und seine bauern- schlaue Miene musterte.
    »Wie wär's, Herzchen, wenn wir uns mal 'n bißchen zusammenku- scheln«, schlug er ihr vor. »So 'n schönes Stück wie dich hab' ich nich' mehr gesehen, seit ich unfreiwillig aus London abreisen mußte. Ich hab' genug Geld, du brauchst mir nur deinen Preis zu sagen.«

Mara wandte sich angewidert von den beiden Trunkenbolden ab.
    »Sie weiß, was sie von einem Mann wir dir zu erwarten hat!« machte sich sein Freund über ihn lustig. »Sie weiß, was für 'n Stinktier du bist, würd' ich sagen.«
    Aber sein Kumpan hörte ihm nicht zu. Wutentbrannt glotzte er auf die schlanke Gestalt, die sich zum Gehen wandte. »Du bist dir wohl zu gut für jemanden wie Freddie Watson, was? Solche wie dich hab' ich in London oft genug gesehen. Die Weiber haben sogar die Straßenseite gewechselt, wenn ich gekommen bin«, schrie er mit einem gehässigen Flackern in den Augen. Er stellte einen Fuß auf den Brettersteg und grabschte nach Maras Mantel, um einen Augenblick später rückwärts in den Schlamm zu segeln - befördert von einem kräftigen Stiefelabsatz.
    Mühsam richtete er sich in dem glitschigen Schlamm wieder auf und setzte schon zu lautem Gebrüll an, als ihm auffiel, wie schweigsam sein Freund plötzlich geworden war. Er folgte dessen Blick und mußte erkennen, daß der Stiefel, der seinen unerwarteten Sturz ausgelöst hatte, zum Fuß eines wahren Riesen gehörte.
    »Nachdem Sie eben davon sprachen, die Straßenseite zu wech- seln ...«, schlug der Fremde mit ruhiger, tiefer Stimme vor. Ein Mann von dem Format eines Berges brauchte seine Stimme nur äußerst selten zu erheben.
    Schweigend, aber höchst zufrieden verfolgte Mara, wie die beiden Zecher sich au trappelten und schleunigst das Weite suchten:
    Dann wandte sie sich ihrem Retter zu. Sie sah zu dem Hünen auf, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sagte: »Die beiden haben jedenfalls gewußt, was sie von einem Mann wie Ihnen zu erwarten haben.«
    Auf dem Gesicht des Riesen breitete sich ein warmes Grinsen aus. »Ein Mann von meinem Format kann einen kleineren leicht einschüch- tern.«
    »Vielen Dank jedenfalls«, erklärte Mara freundlich.
    »Es war mir ein Vergnügen, Madam. Wenn ich Ihnen noch behilflich sein kann«, fügte er zögernd hinzu. »Ich glaube, Sie wollten die Straße überqueren.«
    Bevor Mara wußte, was ihr geschah, wurde sie hochgehoben und über den modrigen See hinweggetragen. Mara schaute fassungslos in das breite Gesicht, unentschlossen, ob sie dankbar oder empört sein sollte. Aber als sie in seine klaren blauen Augen blickte, entspannte sie

sich. Instinktiv spürte sie, daß sie von diesem Mann nichts zu befürch- ten hatte. Er trug hellgraue Hosen, die er vor nicht allzulanger Zeit gekauft haben mußte, und einen dunkelblauen Gehrock über einer fröhlichen Weste mit Schottenmuster. Sein dichtes blondes, wenn auch struppiges Haar glänzte kraftvoll, und seine Oberlippe lag unter einem immensen Schnurrbart verborgen. Das rotwangige Gesicht endete in einem starken Unterkiefer und einem kräftigen Hals.
    Er setzte Mara sachte auf dem gegenüberliegenden Gehweg ab, nachdem er alle Umstehenden prophylaktisch mit finsteren Blicken eingeschüchtert hatte. Er erinnerte Mara an einen überdimensionierten Wachhund.
    »Ich komme jetzt schon allein zurecht«, versicherte sie ihm. »Ich bin lange genug in San Francisco, um zu wissen, wie ich mich verteidige, vor allem mit meinem kleinen Freund hier«, fügte sie mit einem gefähr- lichen Blitzen in den Augen hinzu. Sie öffnete ihre Tasche, in der ein kleiner perlmuttbesetzter Derringer ruhte.
    Die blauen Augen des Blonden verengten sich überrascht. »Ja, Ma- dam, ich bin sicher, er würde sich in aller Lautstärke für Sie einsetzen. Aber es ist immer gut, zusätzlich einen großen Freund zu haben«, fuhr er fort, »auch wenn Sie sich selbst zu helfen wissen.«
    »Das weiß ich allerdings«, antwortete Mara fröhlich, drückte ihre Tasche wieder zu und bahnte sich ihren Weg durch die Menge. Sie spürte eine Hand an ihrem Ellenbogen und begriff, daß der Hüne sie auch weiterhin begleiten wollte. Sein Anblick ließ alle Entgegenkom- menden bereitwillig ausweichen. »Ich kann mich wirklich um mich selbst kümmern«, erklärte ihm Mara noch einmal

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