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Herzen im Feuer

Herzen im Feuer

Titel: Herzen im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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fröhlicher fort: »Wahrscheinlich sind Sie um Kap Hoorn gesegelt, wenn Sie aus Irland kommen. Viele Leute sagen, das sei die schlimmste Reiseroute. Aber lassen Sie sich bloß von nie- mandem einreden, über Land zu fahren. Johnny und ich haben das gemacht. Wir schlossen uns einem Wagenzug an, der in Council Bluffs startete. Wir hatten einen Wagen, zwei Ochsen und einen Haufen Vorräte für die Reise.« Jenny schnitt eine Grimasse, als sie sich an die Fahrt erinnerte. »Die meisten unserer Möbel endeten als Feuerholz. Im Mai fuhren wir in Iowa los. Wir mußten jeden Tag mindestens sechzehn Meilen fahren, wenn wir vor dem Wintereinbruch über die Berge sein wollten. Natürlich fürchteten wir uns davor, daß uns Indianer angrei- fen könnten, aber die Stürme und die Krankheiten machten mir viel mehr Angst. Eine Menge Leute starben an der Cholera. Einmal starben zwanzig Menschen in einer Nacht. Ich hatte das Gefühl, daß wir nur noch Gräber schaufelten. Wir hatten keinen Arzt bei uns und konnten kaum etwas gegen die Krankheit tun.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber wir durften nicht stehenbleiben. Wir

konnten auch nicht zurück. Wir hatten kein Zuhause mehr. Irgend- wann hatten wir es schließlich geschafft; John und ich und die drei Kleinen waren in Kalifornien.«
    Jenny stellte ihre leere Tasse auf dem Tisch ab. Als sie Maras leere Tasse bemerkte, füllte sie beide wieder auf und bot ihrem Gast ein Stück Kuchen an.
    »Was ist Ihrem Mann zugestoßen?«
    Jenny lächelte mit zitternden Lippen., »Irgendwie ist das Leben einfach ungerecht. Mein Mann ist durch die Hölle gegangen und hat sie überlebt, nur um dann in San Francisco von einem kutscherlosen Obstwagen überfahren zu werden. Dabei wollte er bloß ein bißchen frische Luft schnappen. Es erscheint so sinnlos.«
    »Es tut mir leid, Jenny«, sagte Mara und nahm Jennys Hand. Noch nie hatte Mara eine Fremde getröstet.
    »Na, es ist nun mal geschehen, und jetzt muß ich eben allein zurecht- kommen.«
    »Haben Sie nie daran gedacht, nach Hause zurückzukehren?«
    Jenny schüttelte den Kopf. »Ich habe daran gedacht, aber was würde mich dort erwarten? Meine Verwandten sind tot, und Johnnys Ver- wandte sind zu alt und zu arm, um mich und die Kinder zu unterstüt- zen. Ich kann genausogut hierbleiben.«
    Jenny stand auf, als die Haustür geöffnet wurde und sie Stimmen hörte. Mara hob ihren Mantel und die Haube auf, als sie Jamies schrille Stimme erkannte.
    »Ich sollte besser mal nach Paddy sehen. Vielen Dank für den Kaffee und für das Gespräch.«
    »Ich bin froh, daß wir so miteinander sprechen konnten, Mara«, erklärte Jenny, die beschlossen hatte, sich über alle Konventionen hinwegzusetzen. »Haben Sie schon etwas von Ihrem Bruder gehört?«
    »Nein, und das werde ich wohl auch nicht«, antwortete Mara. »Brendan wird wahrscheinlich eines Tages einfach vor der Tür stehen.«
    Als Mara zur Tür ging, wurde sie beinahe von zwei kleinen Jungen überrannt. »Tschuldigung!« rief der Ältere außer Atem, schlüpfte an ihr vorbei und rannte zu Jenny. »Gordie und ich haben auch neue Stiefel gekriegt, Mama! Die gleichen wie Paddy!«
    Paddy folgte seinem Freund auf dem Fuß, aber Mara hielt ihn auf, als er in ihr Kleid rumste. »Paddy, du weißt, wie man einen Raum betritt!« ermahnte sie ihn entrüstet.

»Tschuldigung, Mara«, erklärte Paddy schnell, dann grinste er sie an: »Hast du schon meine neuen Stiefel gesehen?«
    Mara betrachtete betont aufmerksam und gründlich Form und Farbe des Schuhwerks. »Sehr hübsch, Paddy«, fällte sie schließlich ihr Urteil. Stiefel waren in den schlammigen Straßen jedenfalls praktischer als Schuhe.
    Jamie war ebenfalls ins Zimmer getreten und stand nun hinter den drei Jungen, die Jenny ihre neuen Stiefel vorführten. Jenny und Mara fragten sich gleichermaßen, womit Jamie wohl drei Paar Schuhe bezahlt hatte.
    Jennys Blick wanderte zwischen Mara und Jamie hin und her, dann schüttelte sie bedauernd den Kopf. »Ich kann mir das leider nicht leisten. Es tut mir leid, Jungs, aber ihr müßt sie zurückgeben«,' erklärte sie ihnen.
    »Moment mal«, unterbrach Jamie die Protestschreie der beiden Kin- der. »Das is' nich' nötig. Ich hab' sie günstiger gekriegt. Der Händler hat 'ne ganze Wagenladung Kinderschuhe gekauft und kriegt sie nich' los. Sie waren wirklich billig, Madam«, versicherte Jamie der rothaari- gen Frau, »und die Jungs konnten alle drei neue Stiefel gebrauchen. Ich dacht', ich nutze die Gelegenheit. Sie

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