Herzen in Flammen
Kristen.
»Er bedeutet dir mehr als ein Freund, dieser Thorolf.«
»Sagst du das, weil ich mich von ihm habe zurückhalten lassen?« fragte sie ungläubig. »Ja , ich habe es zugelassen, weil ich nicht geglaubt hätte, dass du dumm genug bist, in seine Falle zu tappen.«
»Wer war hier dumm?«
Sie riss die Augen weit auf. »Du hast es ge wuss t! Du hast ge wuss t, was er vorhatte, und du bist trotzdem in die Hütte gekommen! Du bist wirklich verrückt!«
Er hielt sie jetzt an beiden Schultern fest und schüttelte sie. »Ich bin nicht verrückt. Ich bin mit meiner Geduld am Ende. Liebst du ihn?«
Er hielt ihre Schultern fest umklammert, und dass sie sich trotzdem losreißen konnte, zeigte nur, dass auch sie die Geduld verloren hatte. »Schon wieder eine Frage, die nichts mit dem zu tun hat, was passiert ist! Natürlich liebe ich ihn. Ich li ebe ihn wie einen eigenen Bruder. Und jetzt wirst du mir sagen, was das mit irgendetwas zu tun haben soll! Du hast dich ihnen einfach ausgeliefert. Thorolf hat zwar gesagt, dass sie dich nicht töten, aber das konntest du nicht wissen. Du hättest doch nur ins Haus zurückgehen müssen, Sachse, und ich wäre dir ganz von selbst gefolgt. «
»Habe ich das ge wuss t?«
Ihr fiel auf, dass er inzwischen schrie - und wenn sie Alden glauben durfte, war das ein gutes Zeichen. Sie wuss te nur nicht, womit sie es erreicht hatte.
Sie senkte die eigene Stimme. »Der gesunde Menschenverstand hätte es dir sagen können. Außerhalb dieser Hütte gehört die Herrschaft dir. Du hättest mich auf unzählige Weisen zwingen können hinauszukommen. Das wuss te ich. Ich hatte auch gar nicht die Absicht, dort zu bleiben«, gestand sie ein. »Ich wollte auch nicht so lange bleiben, aber ich hatte schon ewig nicht mehr mit ihnen geredet. «
»Oder sie ange fass t - ihn ange fass t! Ich habe Augen im Kopf, Dirne. Du hast fast auf ihm gelegen!«
»Oh, wie ungerecht!« schrie sie. »Ich habe neben ihm gesessen. Er hat meine Hand gehalten. Wie kannst du mehr in diese Geste hineinlegen? Ich habe dir schon vor längerer Zeit gesagt, dass ich dazu erzogen bin, mich nicht davor zu fürchten, anderen meine Zuneigung zu zeigen. In meinen Augen ist es ganz natürlich, jemanden anzufassen, den ich hebe. «
»Dann fass mich an, Kristen.«
Sie stand da wie vom Donner gerührt. Seine Worte trafen sie wie ein elektrischer Schlag. Sein Ausdruck war plötzlich voller Verlangen und frei von jedem Zorn, und sein Blick ließ ihre eigene Begierde aufflammen. Sie war ohnehin schon aufgewühlt. Mit diesem Blick hatte er ihre Gefühle einfach in andere Kanäle geleitet und ihre Sinne angestachelt, die jetzt von ihr verlangten, sich in seine Arme zu werfen.
Fast hätte sie es getan. Sie muss te jeden Funken ihrer Willenskraft aufbieten, um nicht auf ihn zuzugehen und mit seinem Körper zu verschmelzen. Hätte er es doch anders formuliert, wäre es doch bloß nicht um Liebe gegangen!
»Kristen?«
»Nein!« sagte sie mindestens so sehr um ihretwillen wie um seinetwillen. »Ich liebe dich nicht. «
Sie wuss te selbst, dass sie es zu nachdrücklich geleugnet hatte. Es war kein Wunder, dass er nicht darauf einging und den Schritt unternahm, den sie so gern unternommen hätte. Er zog sie heftig an sich. Schon wieder ein Donnerschlag, als sie Becken an Becken und Brust an Brust dastanden und sich Lippen auf ihren Mund press ten, die Balsam für das Fieber waren, das sie ergriffen hatte. Sengend entlockten seine Lippen ihr die Leidenschaft, die aus ihrem tiefsten Herzen kam.
»Ich gebe nach, Kristen. Berühre mich nicht, weil du mich li ebst, sondern weil ich dich brauche. Berühre mich!«
Ihr Körper hatte die Schlacht bereits verloren, und als sie sein Stöhnen hörte, das nach Todesqualen klang, konnte auch ihr Herz nicht länger widerstehen.
ja, mein Sachse, ich werde dich berühren. Ich werde dich berühren, bis ins Herz. Sie sprach es nicht laut aus, aber er konnte es in ihren Augen lesen: ihr eigenes Verlangen, ihre Begierde ihre Liebe. Sie küsst e seine Augenlider, weil sie nicht wollte, dass er all das sah. Dann suchte sie wieder seine Lippen und raubte ihm mit ihrer Heftigkeit fast den Verstand. Sie berührte ihn nach Herzenslust.
34
Sechs Laibe heißes Nussbrot wurden in einen Korb gepackt und zu den wartenden Gepäckwagen ins Freie gebracht. Eda hatte Kristen früh geweckt, damit sie aufstand und sie noch vor der Abreise des Königs buk. Er und sein Gefolge reisten schließlich ab.
Die Dienstboten
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