Herzen in Flammen
Brüder«, sagte sie lächelnd, »wollen kein Risiko eingehen und beten alle Götter an. «
»Und du?«
»Ich glaube an den einen wahren Gott.«
Er runzelte die Stirn. »Du hast mir gegenüber die Absicht deiner Freunde verteidigt, ein Kloster zu plündern.«
Sie sah in finster an. »Ich habe sie nicht verteidigt. Ich kann sie verstehen, und das ist mehr als alles, wozu du bereit bist. Ich habe dir doch erzählt, dass mein Bruder mir nicht sagen wollte, was sie vorhatten. Ich habe dir nicht gesagt, warum er es mir verschweigen wollte, aber der Grund war der, dass er wuss te, dass ich von ganzem Herzen darum gekämpft hätte, ihn davon abzubringen. Deshalb hat er es mir nicht gesagt. Dann ist er hier an Land gegangen und gestorben. Ich weiß in meinem tiefsten Innern, dass es Gottes Wille war, aber die Hälfte meines Blutes ist Wikingerblut, und mein Herz schreit nach Rache. Willst du behaupten, dass christliche Sachsen den Tod eines geliebten Menschen nicht rächen?«
Das konnte er nicht behaupten. Die Kirche verabscheute Blutfehden, aber sie konnte sie nicht verhindern.
»Warum hast du mir nie gesagt, dass du Christin bist?« erkundigte er sich.
»Was hätte das geändert? Deine anderen Sklaven sind auch Christen, und du hältst sie trotzdem als Sklaven. «
»Es ändert einiges, Kristen. Auf gewisse Weise verbindet uns das, und es gibt mir das Mittel in die Hand, das mir gefehlt hat, um mich mit dir zu einigen. Jetzt habe ich etwas, worauf ich vertrauen kann. «
Sie kniff argwöhnisch die Augen zusammen. »Was willst du damit sagen, Sachse?«
»Wenn du im Namen Gottes schwörst, kann ich auf dein Wort vertrauen. Schwöre mir, dass du nie versuchen wirst, von hier zu fliehen, und ich gestehe dir dieselben Freiheiten zu, wie sie die anderen Dienstboten haben. «
»Keine Ketten mehr?« fragte sie ungläubig.
»Nein, keine. «
»Dann schwöre ich ... «
Sie unterbrach sich. Es war zu schnell gegangen. Sie verpflichtete sich zu etwas, ohne vorher darüber nachzudenken.
»Kristen?«
»Mein Gott!« fauchte sie. »Laß mir einen Moment Zeit!«
Nie, hatte er gesagt. Nie hieß für alle Zeiten. Was würde geschehen, wenn er sie nicht mehr haben wollte, wenn er eine Frau hatte, die sich seiner Bedürfnisse annahm? Dann würde ihr das Leben hier verhasst sein, und zweifellos würde sie auch lernen, ihn zu hassen. Dann war sie durch ihr Wort gebunden, hierzubleiben und weiterhin in seinem Haus zu dienen - für alle Zeiten.
Sie sah ihn gelassen an. Das hätte ihm so ge pass t. Was kümmerten ihn schon ihre Gefühle? Aber irgendetwas muss te er sich aus ihr machen, denn sonst wäre er nicht bereit gewesen, ihr diese Abmachung vorzuschlagen.
»Gut, ich schwöre bei Gott, dass ich nicht versuchen werde, aus Wyndhurst zu fliehen - bis zu dem Zeitpunkt deiner Hochzeit.«
Er kniff die Augen zusammen, und sie fügte sachlich hinzu: »Ich sage das nur ungern, aber ich mag deine Verlobte nicht. Ich glaube nicht, dass ich es ertragen könnte, hier zu bleiben, wenn sie erst die Hausherrin ist.«
»Abgemacht«, zischte er.
»Ist das dein Ernst?« fragte sie überrascht. »Du akzeptierst meine Bedingungen?«
»J a. Das heißt doch nur, dass du dann wieder angekettet wirst. «
Sie biss verdrossen die Zähne zusammen. »Dann soll es eben so sein. Aber das ist alles, was ich zu schwören bereit bin.«
»Nein, du wirst außerdem schwören, deinen Freunden nicht zur Flucht zu verhelfen. « Er legte einen Finger auf ihre Lippen, um ihren zornigen Aufschrei zum verstummen zu bringen. »Bis zu dem Zeitpunkt meiner Hochzeit. «
»Abgemacht!« gab sie erbittert zurück. »Aber ich werde meiner Rache nicht abschwören. «
»Nein, das weiß ich«, sagte er traurig. »Alden ist wieder bei Kräften und kann sich selbst verteidigen. Ich vertraue auf sein Können, solange du ihn nicht im Schlaf angreifst. «
»Ich will Rache und keinen Mord«, erwiderte sie verächtlich.
»Gut. Dann muss ich dich nur noch warnen und dir sagen, dass ich gezwungen bin, dich mit dem Leben bezahlen zu lassen, wenn du Alden tötest.«
Das waren seine letzten Worte. Er ging und ließ sie niedergeschlagen zurück. Sie konnte es sich nicht erklären, aber sie hatte nicht das Gefühl, mit diesem Abkommen etwas gewonnen zu haben.
35
Als Royce am späten Nachmittag nach den Truppenübungen mit seinen Männern ins Haus zurückkehrte, sah er Darrelle in der Halle sitzen. Sie hatte kaum noch ein Wort an ihn gerichtet, seit ihr klar war, dass er mit
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