Herzen in Flammen
Gedanken gelesen hatte. »Hör dir erst an, was ich zu sagen habe, ehe du wieder einmal versuchst, mir die Kehle aufzuschlitzen. Ich kenne meinen Cousin. Wenn er sich ärgert, schreit er und plustert sich auf und schlägt Köpfe gegeneinander. Wenn er sich rasend aufregt, wird er erschreckend still, und Gott steh der armen Seele bei, die ihn um diese Ruhe bringt. Jetzt ist es soweit. Was ist passiert?«
»Warum fragst du ihn nicht selbst?«
»Ihn fragen?« Alden erschauderte, und Kristen fragte sich, ob diese Geste echt oder aufgesetzt war. »Wenn er in dieser Verfassung ist, gehe ich ihm aus dem Weg. «
»Und ich wäre froh, wenn du mir aus dem Weg gingest, Sachse. Du brauchst nicht zu fürchten, dass ich dich angreife. Ich habe deinem Cousin mein Wort gegeben, dir nichts zu tun, solange euer König hier ist.«
Ein mattes Lächeln trat auf seine Lippen. »Soll das heißen, dass ich dir wirklich gefahrlos näherkommen kann?«
»Das würde ich dir nicht raten«, gab sie finster zurück.
»Würdest du mir wenigstens sagen, was passiert ist? Vielleicht weiß ich dann, was ich tun kann, um seine Wut zu mäßigen. «
Sie zuckte beiläufig die Achseln, doch ihre Worte straften ihre Gleichgültigkeit Lügen. »Er hat sich wie der allerletzte Dummkopf benommen. Er ist in die Hütte gekommen, um mich herauszuholen. « Sie hob die Stimme, und ihre Gereiztheit machte sich bemerkbar. »Thorolf hat mich zurückgehalten, aber Royce hat nicht etwa eingesehen, wie klug es gewesen wäre, wenn er wieder fortgegangen wäre, denn dann wäre ich nachgekommen, sondern er ist in die Hütte stolziert, um mich zu holen. Das war das Dümmste und das Arroganteste, was er nur irgend tun konnte!«
»Und doch ist ihm nichts passiert. «
Kristens Gesichts spiegelte ihren Widerwillen. »Darum geht es nicht. Er hat den Spieß umgedreht und damit die Oberhand behalten. Aber es hätte ebenso gut passieren können, dass er ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert gewesen wäre. «
»Und diese Vorstellung behagt dir nicht?«
Sie funkelte ihn wütend an. Ach habe dir gesagt, was du wissen wolltest. Laß mich jetzt in Ruhe.«
Er nickte, doch ehe er sich abwandte, um das Zimmer zu verlassen, sagte er: »Ein warnendes Wort, Mädchen. Sag ihm nicht, was du zu mir gesagt hast. Ich glaube nicht, dass er es im Moment dulden würde, als der allerletzte Dummkopf bezeichnet zu werden. «
Er öffnete die Tür, um zu gehen, und stand Royce gegenüber. Alden schickte ein stummes Stoßgebet zum Himmel. Er hoffte nur, dass Royce kein Wort von ihrer Unterhaltung mitangehört hatte. Kristen zügelte sich, als sie sah, dass Alden recht hatte. Royce wirkte äußerlich absolut ruhig, aber nur auf den ersten Blick. Wenn man ihn genauer ansah, fielen seine verkniffenen Lippen und das gefährliche Funkeln seiner Augen auf.
»Was hast du hier zu suchen, Cousin?«
Alden sagte im Scherz: »Ich wollte dem Mädchen bei den Vorbereitungen zur Belagerung helfen. «
Royce fand das gar nicht komisch. »Dein Hang, ihr helfen zu wollen, ist unklug. Das wird dir früher oder später eine Klinge im Rücken einbringen. Laß uns allein. «
Er sagte es sehr leise, doch Kristen bemerkte die unterschwel l ige Drohung. Sie kehrte Royce den Rücken zu, als er die Tür schloss , und das Zittern ihrer Unterlippe machte ihr Sorgen. Nur ein einziges Mal hatte sie Royce so wie jetzt erlebt: als sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Damals hatte er kaltblütig darüber geredet, sie alle zu töten. Und diesmal? Sie fürchtete sich nicht allzu sehr, denn sie war sicher, dass er sie nicht töten würde. Was sie empfand, war die Furcht vor dem Unbekannten.
»Ich bin gezwungen, mich jetzt doch zu fragen, ob nicht alles, was du sagst und tust, gelogen und geheuchelt ist. «
Kristen erstarrte. Sollte Gott ihr beistehen, aber sie wuss te nicht weiter, wenn sie ihn einfach nicht verstehen konnte. Was hatte diese so beiläufig geäußerte Bemerkung mit dem zu tun, was vorgefallen war?
»Ich muss annehmen, dass du guten Grund hast, das zu sagen. Nennst du mir deine Gründe, oder muss ich sie erraten?«
Er stellte sich hinter sie, während sie das sagte, und da sie ihn nicht gehört hatte, schnappte sie entsetzlich nach Luft, als sich seine Finger in ihre Schulter gruben und sie zu ihm umdrehten. Ihr Ausdruck war versteinert, als sie in seine dunklen Augen sah. Mit ihr konnte man nicht Katz und Maus spielen.
»Sag schon, was du mir vorzuwerfen hast, damit ich weiß, was lost ist!« fauchte
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