Herzen in Flammen
ihren dunkelbraunen Augen. Sie hatte einen Witz gemacht. Kristen konnte es kaum glauben und schon gar nicht, dass das Mädchen tatsächlich von sich aus mit ihr sprach.
»Man hätte es ihnen sagen sollen, nachdem sie es gegessen haben«, scherzte Kristen.
Edrea lachte jetzt herzlich. »Uland hat recht gehabt. Du bist gar nicht so seltsam. Eda hat es zwar auch gesagt, aber schließlich hat Eda dich ins Herz geschlossen. Und das war wirklich seltsam.«
Kristen grinste sie trotz ihrer Übellaunigkeit an. »Man merkt es nicht so schnell, weil diese alte Frau eine solche Kratzbürste ist.« Sie erhob be wuss t die Stimme, damit Eda sie hören konnte.
Eda schnaubte verächtlich, und Edrea strahlte. »Ja , Edas Launen können einen täuschen. Aber vielleicht sind die Wikinger auch weniger furchtsam.«
»Er heißt Bjarni«, sagte Kristen von sich aus.
»Wer?«
»Der, dem du gefällst.«
Das arme Mädchen wuss te nicht, wie es seine Freude verbergen sollte. Ihr hübsches Gesicht hellte sich verwundert auf. »Hat er das gesagt?«
Kristen war jetzt wirklich nicht dazu aufgelegt, sich für Bjarni und die anderen einzusetzen, aber zumindest lenkte das Gespräch mit dem Mädchen sie ab. »Er macht sich Sorgen und grämt sich, weil er dir nicht selbst sagen kann, dass er dich mag. Er lässt sich von Thorolf ein paar Worte in eurer Sprache beibringen, aber wenn du sie hörst und nichts verstehst, brauchst du dich nicht zu wundern. Thorolf spricht eure Sprache nämlich selbst nicht allzugut.«
Im Lauf der nächsten Stunde bestürmte Edrea sie mit Fragen. Sie wollte alles über den jungen Wikinger wissen, und Kristen schilderte ihn in glühenden Farben, die zweifellos eine Enttäuschung nach sich ziehen muss ten, denn Bjarni war keineswegs der Ausbund an Tugend, den sie aus ihm machte. Er war ein Mann, mit dem man seine Freude hatte, aber man durfte ihn nicht ernst nehmen. Wenn Edrea so dumm war, ihm alles zu glauben, was er ihr erzählen würde, damit sie ihnen bei der Flucht half, dann hatte Kristen kein Mitleid mit dem Mädchen.
Ihre Freunde und deren Freiheit bedeuteten ihr mehr als die Gefühle eines Sachsenmädchens. Wenn Kristen an Lyman und diesen Schlüssel herangekommen wäre, hätte sie es selbst getan, aber schon jetzt würde sie wieder im Zimmer ihres Herrn einquartiert.
»Du sitzt ja doch nur da und tust nicht«, murrte Eda, als Edrea gegangen war. »Am besten gehst du gleich ins Bett, damit du morgen schon früh auf den Beinen ist. Lady Darrelle hat persönlich darum gebeten, dass wir noch mehr von deinem Nussbrot backen. Sie glaubt, es sei ein Rezept, das ich in all den Jahren für mich behalten habe. «
»Und du hast sie natürlich in diesem Glauben gelassen. «
»Natürlich«, sagte Eda lachend. »Und weshalb habt ihr die Köpfe zusammengesteckt und getuschelt, Edrea und du?«
»Ihr gefällt einer der Gefangenen.«
Eda zog unwillig die Augenbrauen hoch. »Ich hoffe doch, du hast ihr gesagt, dass das nichts werden kann. «
»Und warum nicht? Sie sind Männer. Wie Royce. Er wird doch sicher nicht so grausam sein, ihnen nicht irgendwann doch Frauen zu schicken, damit sie ihre natürlichen Bedürfnisse befriedigen können. Wenn erst zuviel Unzufriedenheit in ihnen aufkeimt, wird es Ärger nach sich ziehen. Es wäre nur vernünftig ... «
»Gott bewahre uns!« schnitt ihr Eda erstaunt das Wort ab. »Erst bringst du ihnen das Essen. Und jetzt willst du sie mit Huren versorgen. Geh ins Bett, Dirne, ehe du als nächstes gar auf den Gedanken kommst, man sollte ihnen erlauben, zu heiraten und sich hier niederzulassen. «
»Wenn du das gerade erwähnst ... «
Kristen eile nach oben, ehe Eda das letzt e Wort hatte. Als sie den oberen Treppenabsatz erreicht hatte, seufzte sie und fragte sich, wie viel Zeit ihr wohl noch bleiben mochte, bis Royce zu ihr kam.
Es dauerte keine halbe Minute, bis die Tür aufging. Er muss te in dem Moment vom Tisch aufgestanden sein, in dem sie die Halle verlassen hatte. Sie stand mit dem Rücken zur Tür neben dem Tisch, denn sie hatte vorgehabt, sich auszuziehen und sich zu waschen. Als die Tür aufging, hatte sie noch nicht einmal ihren Gürtel aufgeschnürt.
»Was ist bei den Gefangenen vorgefallen, Kristen?«
Sie wirbelte herum und starrte mit weit aufgerissenen Augen nicht etwa Royce, sondern Alden an. Es dauerte einen Moment, bis sie sich von ihrer Verblüffung erholt hatte; dann warf sie einen Blick auf die Waffen, die an der Wand hingen.
»Nein«, sagte er, als er ihre
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