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Herzen in Flammen

Herzen in Flammen

Titel: Herzen in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Wenn sie nach dem Eintreffen dieses Royce sterben sollten, dann war es das Beste, gleich Fluchtpläne zu schmieden.
    Sie wandte sich ab und sah den hohen Pfosten an, um den sie im Kreis lagen. Er muss te etwa dreimal mannshoch sein. Die Ketten zwischen den Gelenken der Männer waren länger, als zu hoffen stand, jeweils mindestens zwei Armlängen, und das war eine taktische Dummheit der Sachsen, da sie ihnen reichlich Bewegungsfreiheit gaben.
    »Es sollten nur drei bis vier Männer erforderlich sein, um den Pfosten hinaufzuklettern und uns alle von ihm loszubinden«, sagte Kristen, die ihre Überlegungen laut aussprach.
    »Zweifellos haben sie gerade deshalb dafür gesorgt, dass nirgends drei von uns nebeneinander liegen, von denen nicht mindestens einer ernstlich verwundet ist.«
    Als Ivarr das sagte und sie ihn ansah, fiel ihr Blick auf die offene Wunde in seinem Bein, die es ihm nahezu unmöglich gemacht hätte, an dem Pfosten hinaufzuklettern. Aus der Schulter des Mannes auf Thorolfs anderer Seite ragte nach wie vor eine Speerspitze.
    »Einen Mann könnte ich tragen«, sagte Thorolf, »aber wir kämen zu langsam voran. Wir hätten Pfeile im Rücken, ehe wir oben angekommen sind. «
    »Könntet ihr den Pfosten nicht vielleicht aus dem Boden reißen?« fragte sie vorsichtig.
    »Dazu müss ten wir aufstehen, und die Wachen wären vorgewarnt. Wir könnten den Pfosten umwerfen, aber dann fiele er langsam um, und sie wären ebenfalls gewarnt und würden sich augenblicklich mit ihren Schwertern auf uns stürzen. Selbst, wenn wir es trotzdem schaffen sollten, würden zu viele von uns sterben und wären eine tote Last, die das Vorankommen der anderen verhindert, da wir alle aneinander gekettet sind. Wenn sie gescheit sind, kommen sie uns gar nicht so nahe, dass wir ihnen die Waffen wegnehmen könnten, sondern schießen aus der Ferne mit Pfeilen auf uns. «
    Kristen stöhnte lautlos. »Es besteht also keine Hoffnung, solange wir aneinander gekettet sind?«
    »Nicht, solange unsere Wunden nicht verheilt sind und wir Waffen an uns bringen können«, erwiderte Ivarr.
    » Fass dir ein Herz, Kristen. « Thorolf grinste sie unbesorgt an. »Vielleicht entschließen sie sich, bei uns zu lernen, wie sie gegen die Dänen kämpfen können. «
    »Und dann lassen sie uns fröhlich des Weges ziehen, was?«
    »Na klar. «
    Sie schnaubte verächtlich, doch Thorolfs Scherze hatten sie leichter ums Herz werden lassen. Falls sie sterben sollten, würden sie gemeinsam kämpfen und nicht die Foltern der Sachsen klaglos über sich ergehen lassen. So ziemte es sich für die Wikinger; sie mochte zwar christlich erzogen sein, doch gleichzeitig war sie eine Normannin.
    Genau das hätte sie gesagt, wenn sich nicht in eben diesem Augenblick das hölzerne Tor geöffnet hätte, um zwei Reiter einzulassen.
    Nur einer von beiden war es wert, beachtet zu werden, und sie beobachtete ihn genau, als er auf seinem großen schwarzen Hengst langsam auf sie zukam. Als er dicht vor ihnen abstieg, stellte sie erstaunt fest, dass er nahezu so groß wie ihr Vater war, und somit war er größer als die meisten jungen Männer, mit denen sie gekommen war. Jung war er, und für seine Größe war er nicht schmal gebaut, sondern hatte breite Schultern und einen kräftigen Brustkorb. Seine ärmellose Lederweste zeigte schwarze Haarbüschel auf seiner Brust, die fast bis zu seinem Hals reichten, und Arme, die mit stahlharten Muskeln bepackt waren, die Arme eines Kriegers. Der Gürtel, den er sich eng um die Taille geschnürt hatte, zeigte, dass er kein Gramm Fett am Leib hatte.
    Die langen Beine waren ebenfalls stämmig und kräftig. Sein Gesicht war scharf geschnitten und unsäglich schön mit seiner geraden Nase, den klar gezeichneten Lippen und einer Spur von Brutalität über einem markanten, bartlosen Kinn, auf dem jedoch dunkle Stoppeln sprießten. Schimmerndes braunes Haar fiel gelockt auf seine Schultern und kräuselte sich ungebärdig um seine breite Stirn und seine Schläfen.
    Doch das, was den Betrachter fesselte, waren seine Augen, sowie er einmal hineingeschaut hatte. Sie waren von einem dunklen, kristallartigen Grün und von Haß und Wut erfüllt, als sie über die angeketteten Männer glitten. Kristen hielt den Atem an, als dieser Blick kurz auf sie fiel, und sie schnappte erst nach Luft, als er einer der Wachen einen Befehl zurief, sich dann dem großen Gebäude zuwandte und aus ihrer Sicht verschwand.
    »Der gefällt mir gar nicht«, sagte Ivarr. »Was hat

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