Herzen in Flammen
er gesagt?«
Viele andere stellten dieselbe Frage, doch Kristen schüttelte unwillig den Kopf. »Sag du es ihnen, Thorolf.«
»Ich glaube nicht, dass ich ihn richtig verstanden habe«, erwiderte er ausweichend.
Kristen sah in böse an. Die Männer hatten ein Recht darauf, es zu erfahren, doch entweder hatte Thorolf nicht das Herz, es ihnen zu sagen, oder er glaubte selbst nicht an das, was er gehört hatte.
Kristen warf einen Blick auf Ivarr, doch sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Seine Worte waren: >Tötet sie morgen früh.<«
Royce fand die Verwundeten verstreut auf dem Fußboden -vor, als er die große Halle betrat. Später würde er sich mit jedem einzelnen von ihnen unterhalten, doch jetzt stieg er die Treppe am hinteren Ende des Saales hinauf und begab sich auf direktem Weg zu dem Zimmer seines Cousins.
Alden lag ausgestreckt auf dem Bett. Eine dicke Decke reichte bis zu seinem Hals, und er war so blass , dass Royce stöhnte, weil er glaubte, sein Cousin sei bereits tot. Die weinenden Frauen im Raum waren eine Bestätigung dafür. Zwei Dienstmädchen, mit denen Alden manchmal ins Bett ging, standen schluchzend in der Ecke. Meghan, Royce' einzige Schwester, ein Kind, das nicht mehr als acht Lenze zählte, saß an einem kleinen Tisch, hatte seinen Kopf auf die Arme gelegt und weinte. Darrelle, Aldens Schwester, kniete neben dem Bett, hatte ihr Gesicht in der Bettdecke vergraben und schluchzte so heftig, dass ihr schlanker Körper zuckte.
Royce sah die einzige Frau im Raum an, die nicht weinte, Eartha, die sich mit der heilenden Wirkung von Kräutern auskannte. »Ist er gerade gestorben? Bin ich nur einen Moment zu spät gekommen?«
Die verhutzelte Alte strich sich das strähnige Haar aus der Stirn und grinste ihn an. »Ob er tot ist? Er kann es durchaus überleben. Bring ihn nicht vorzeitig mit deinem Gerede um. «
Royce nahm diese Neuigkeit mit einer Mischung aus Wut und Erleichterung auf. Er machte seinem Zorn Luft. »Raus!« knurrte er die Frauen an, die diesen Lärm veranstalteten. »Spart euch die Tränen, bis sie gebraucht werden.«
Darrelle drehte sich abrupt zu ihm um. Ihr Gesicht war so rot und verquollen wie ihre Augen, und ihre kleinen Brüste hoben und senkten sich entrüstet, da sie dieses Ansinnen als skandalös empfand. »Er ist mein Bruder!«
» J a, aber was nutzt ihm dein Geschrei? Wie kann er schlafen, um wieder zu Kräften zu kommen, wenn ihr einen solchen Lärm veranstaltet? Er weiß auch ohne deine Tränen, dass du dir Sorgen um ihn machst, Darrelle.«
Darrelle zog sich auf die Füße und baute sich vor ihm auf. Ihr Kopf reichte nur bis an seine Brust. Sie hätte mit den Fäusten gegen diese Brust geschlagen, wenn sie sich getraut hätte. Statt dessen verrenkte sie sich den Hals, um ihn wütend anzufunkeln.
»Du bist herzlos, Royce! Das habe ich schon immer behauptet!«
»Ach, wirklich? Dann wird es dich wohl kaum überraschen, wenn deine Worte mich nicht treffen. Geh jetzt und bring dein Gesicht wieder in Ordnung. Du kannst wiederkommen und dich zu Alden setzen - wenn du es fertigbringst, still zu sein.«
Die beiden Bediensteten waren schon aus dem Zimmer geflohen. Darrelle stolzierte jetzt in den Korridor. Eartha wuss te, dass die Aufforderung, den Raum zu verlassen, nicht ihr galt, doch sie verschwand trotzdem mit ihrem Korb mit den Heilkräutern. Royce blieb zurück, und als er in das furchtsame kleine Gesicht seiner Schwester sah, wurden seine Züge sanfter.
»Ich bin nicht böse auf dich, Kleines. Sieh mich nicht so an«, sagte Royce freundlich und streckte einen Arm nach ihr aus. »Warum hast du geweint? Weil du glaubst, dass Alden stirbt?«
Meghan lief auf ihn zu und schlang ihre Arme um seine Hüften, denn sie reichte ihm nur bis zur Taille. »Eartha hat gesagt, dass er vielleicht gar nicht stirbt, und ich habe eigentlich nur gebetet, aber dann hat Darrelle angefangen zu weinen und ... «
»Unsere Cousine bringt dir in jungen Jahren schlechte Angewohnheiten bei, Kleines. Es war recht von dir, dass du gebetet hast, denn Alden braucht deine Gebete, damit er schnell wieder gesund wird. Aber glaubst du etwa, ihm wäre es heb, dass du weinst, wenn du doch glücklich darüber sein solltest, dass er noch am Leben ist, nachdem er mit unseren schlimmsten Feinden zu tun hatte?« Er hatte keine Lust, noch länger mit ihr über das ewige Weinen der Frauen zu reden, denn sie war ein furchtsames Kind, das beim geringsten Anlass in Tränen ausbrach. Stattdessen hob
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