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Herzen in Flammen

Herzen in Flammen

Titel: Herzen in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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waren. Meghan war noch zu jung, um zu verstehen, was er empfand, und warum er grob mit allen umging, sogar mit ihr. In jenem Jahr hatte sie begonnen, ihn zu fürchten, und diese Angst hatte sie nie mehr verloren, obwohl er sie besonders zart und behutsam behandelt hatte, sowie ihm klar geworden war, was hier passierte.
    Sie hatte damals viele Ängste entwickelt - vor Fremden, vor lauten Stimmen, vor Launen und Wutausbrüchen -, und all das warf er sich vor. Er wuss te, dass sie ihn liebte. Er war der erste, hinter dem sie sich versteckte, wenn sie Schutz suchte. Aber sie war ihm gegenüber so scheu, so furchtsam und so unterwürfig, als rechnete sie immer damit, dass er sie schalt. Im Grunde genommen verhielt sie sich bei allen Männern so, doch Royce nahm es sich zu Herzen.
    »Hast du dich gefürchtet, ins Freie zu gehen?« fragte Royce freundlich, als sie endlich mit gesenktem Kopf neben ihm stand.
    »Nein, ich wollte mir nur die Wikinger ansehen. Udele hat gesagt, dass sie alle schlechte Menschen sind, aber ich fand, sie sehen nur wie Verletzte aus. «
    »Und du glaubst nicht, dass sie verletzt und doch böse sein könnten?«
    »Doch, gewiss , aber trotzdem kommen sie mir nicht ganz so böse vor. Einer hat mich sogar angelächelt, oder ich habe es mir eingebildet. Können so junge Männer wirklich schon so schlecht sein, Royce? Ich dachte, Männer müss ten lange Zeit ruchlos und sündig leben, damit sie wirklich schlechte Menschen werden. «
    »Diese Männer haben keinen Gott, der ihre Ruchlosigkeit mäßigt, und daher spielt es keine Rolle, wie jung sie sind. «
    »Udele hat gesagt, dass sie viele Götter haben und deshalb noch schlechter sind. «
    »Nein, das macht sie nicht zu schlechteren Menschen, sondern nur zu Heiden, die ihren heidnischen Göttern Opfer bringen. Fürchtest du dich vor ihnen?«
    »Ja «, gab sie kläglich zu.
    Impulsiv fragte er: »Was meinst du, was ich mit ihnen tun soll, Meghan? «
    »Schick sie weg. «
    »Damit sie wiederkommen und uns wieder etwas tun können? Das kann ich nicht zulassen.«
    »Dann mach Christen aus ihnen.«
    Royce lachte über diese simple Lösung. »Das ist die Sache unseres guten Abtes, nicht meine.«
    »Was wirst du denn mit ihnen tun? Udele denkt, du wirst sie töten. « Meghan schauderte bei diesen Worten.
    »Dein Kindermädchen denkt zu oft laut. « Er runzelte die Stirn.
    Meghan schlug die Augen wieder nieder. »Ich habe ihr gesagt, dass du das nicht tust, weil sie nicht mehr kämpfen können und dass du einen Mann nur im Kampf tötest.«
    »Manchmal ist es nötig ... « Er unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Schon gut, Kleines. Was sagst du dazu, wenn wir sie arbeiten und den Befestigungswall für uns bauen lassen?«
    »Würden sie denn für uns arbeiten?«
    »Ich glaube schon, dass sie es gern tun, wenn wir sie dazu anspornen«, erwiderte er.
    »Du meinst, sie haben keine andere Wahl?«
    »Gefangene haben selten die Wahl, Kleines, und vergiss nicht, dass sie das sind. Wenn sie die Schlacht gewonnen und dich in ihr Land mitgenommen hätten, hätten sie dich zur Sklavin gemacht. Viel mehr haben sie für sich selbst auch nicht zu erwarten.«
    Er stand auf, weil es schon spät geworden war, und wenn sein Entschluß nicht schon vorher festgestanden hatte, hatte er ihn jetzt während seines Gesprächs mit Meghan ge fass t. »Ich muss dich warnen«, sagte er und strich ihr das Haar aus dem Gesicht. »Solange sie hier sind, solltest du nicht in ihre Nähe kommen. Es sind gefährliche Männer. Das muss t du mir versprechen, Meghan.«
    Meghan nickte voller Unbehagen und sah ihm nach, als er den Saal verließ. Sowie er aus ihrem Blickfeld verschwunden war, rannte sie die Treppe hinauf, um der missmutigen alten Frau, die ihr als Kindermädchen diente, zu erzählen, dass die Wikinger nun doch nicht sterben muss ten.
     
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als er den Saal verließ und zielstrebig auf sie zukam. Kristen hatte wie alle anderen auf diesen Moment gewartet und überlegt, was sie zu beklagen hatte: dass sie ihre Eltern nie mehr sehen würde, dass sie jetzt nie einen Mann und Kinder haben und noch nicht einmal den nächsten Tag erleben würde. Sie war entschlossen, nicht wie ein Feigling zu sterben, aber eigentlich wollte sie gar nicht sterben.
    Zwei der Wachen hielten ihn an, um mit ihm zu sprechen, und liefen dann neben ihm her, als er den Platz überquerte. Der kleine Sachse, den sie Hunfrith nannten, war mitten in der Nacht abgelöst worden, doch

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