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Herzen in Flammen

Herzen in Flammen

Titel: Herzen in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Wangen, ein Luxus, den ihr Stolz ihr nur dieses eine Mal gestatten würde. Ihre Verzweiflung galt zum Teil auch ihrer eigenen Lage.
     

13
    Voller Selbst m itleid sah Kristen den vier Wagen nach, die zu den alten Ruinen fuhren. Vielleicht war dies der Tag, an dem sich die Möglichkeit zur Flucht ergab. Man hatte für sechzehn Gefangene nur neun Wächter mitgeschickt. Geteiltes Leid war leichter zu ertragen, und sie fühlte sich allein. Die Vorstellung, die Männer könnten entkommen und sie zurücklassen, machte alles nur noch schlimmer.
    Sie hatte keine harte Arbeit zu verrichten, und im Gegensatz zu ihrer Mutter hatte sie nichts gegen die Hausarbeiten, die im allgemeinen die Frauen verrichteten. Sie war es von zu Hause gewohnt, mehr als ihre Mutter im Haushalt mitzuhelfen. Was ihr zusetzte, waren die unwirschen Befehle, die ihr in Wyndhurst von Dienstboten erteilt wurden, die auf sie herabsahen.
    » T ut es sehr weh?«
    Kristens Blick fiel auf ein kleines Mädchen, das am Ende des langen Tisches saß, den sie zuvor für das Frühstück gedeckt hatten. Das Kind hatte mindestens zwei Meter zwischen sich und den Tisch gelegt, auf dem Kristen Tortenböden für die Erdbeertörtchen formte, die später aufgetischt werden sollten. Das Mädchen hatte ein hübsches kleines Gesicht und zwei ordentlich geflochtene braune Zöpfe, die über ihre schmalen Schultern hingen. Große grüne Augen sahen Kristen an und daher vermutete sie, dass die Frage ihr gegolten hatte.
    »Ob was weh tut?«
    »Deine Knöchel. Sie bluten.«
    Kristen sah auf ihre Knöchel herunter. Blut tropfte in ihre Schuhe. Sie war reichlich wütend auf sich, denn es war ihrer eigenen Dummheit zu verdanken, dass sie sich heute Morgen hartnäckig geweigert hatte, die Ketten mit Tüchern zu polstern. Es war kindisch, und sie hatte es in der unsinnigen Hoffnung getan, einen gewissen sächsischen Herrscher mit Schuldgefühlen zu plagen, wenn er sah, dass seine verfluchten Ketten ihre Haut aufscheuerten.
    Sie sah das kleine Mädchen wieder an, dessen Gesicht gespannte Aufmerksamkeit verriet. »Nein, es tut nicht weh«, versicherte ihr Kristen lächelnd.
    »Wirklich? Hast du keine Schmerzen?«
    »Doch, natürlich. Aber mir gehen so viele andere Dinge durch den Kopf, dass ich ein kleines Wehwehchen da unten gar nicht wahrgenommen habe.« Sie deutete auf ihre Füße.
    Das Mädchen kicherte, weil Kristen auf ihre Größe angespielt hatte. »Ist es ein komisches Gefühl, so groß zu sein?«
    »Nein.«
    »Aber größer zu sein als ein Mann ... «
    Kristen fiel ihr lachend ins Wort. »In Norwegen kommt das nur ganz selten vor.«
    »Oh, ich verstehe, die Wikinger sind alle groß.«
    Kristen grinste, als sie das Erstaunen aus der Stimme des Kindes heraushörte, während es zu diesem Schluss kam. »Wie heißt du, Kleines?«
    »Meghan.«
    »Heute ist so ein schöner Tag. Warum bist du nicht im Freien und jagst Schmetterlinge und bindest Blumenkränze oder suchst Vogelnester? Das habe ich in deinem Alter getan. Macht dir das nicht mehr Spaß , als im Haus herumzusitzen?«
    »Ich gehe nie von Wyndhurst fort.«
    »Ist es zu gefährlich?«
    Das Kind sah auf seine Hände herunter, die auf dem Tisch lagen. »Es ist ungefährlich, aber ich gehe nicht gern allein raus. «
    »Aber es gibt doch hier mehr Kinder. «
    »Die spielen aber nicht mit mir. «
    Der traurige Tonfall des kleinen Mädchens rührte Kristen. Eda, die jetzt dazugekommen war, nannte ihr den wahren Grund.
    » Die anderen Kinder fürchten sich, mit der Schwester des Herrn zu spielen, und du solltest auch nicht mit ihr reden«, zischte Eda Kristen ins Ohr.
    Kristen sah die ältere Frau kühl an. »Solange es mir nicht verboten wird, rede ich mit wem es mir pass t. «
    »So, wirklich, Dirne?« gab Eda zurück. »Dann wundere dich nicht, wenn es dir augenblicklich verboten wird, denn er wirkt nicht gerade zufrieden. «
    Kristen kam nicht dazu, sich zu fragen, wovon Eda sprach, denn in dem Moment wurde ihre Schulter brutal umklammert, und sie stand einem sehr wütenden Sachsen gegenüber.
    Royce machte sich gar keine Gedanken um seine Schwester, denn er hatte ihre Anwesenheit überhaupt nicht bemerkt. Als er die Halle betrat fiel sein Blick sofort auf den goldblonden Schopf in der Küche. Er hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie gestern sein Zimmer verlassen hatte, denn er hatte das Abendessen mit seinen Cousins in Aldens Zimmer eingenommen und sich be wuss t von dem Saal ferngehalten, in dem er diese Dirne gesehen

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