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Herzen in Flammen

Herzen in Flammen

Titel: Herzen in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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prallten. In ihren Händen wurde die eiserne Kette zu einer Waffe, doch sie empfand sie nicht als solche. Sie sah die Ketten voller Abscheu an.
    »Ich soll sie weiterhin tragen?«
    Er nickte barsch. »Ja , damit du dich immer daran erinnerst, dass deine Lage sich verändert, aber nicht verbessert hat. «
    Sie sah ihm in die Augen, ohne mit einer Wimper zu zucken, und ein Anflug von Verachtung trat auf ihre Züge. »Ich habe mit nichts anderem gerechnet.« Sie ließ die Ketten vor ihre Füße fallen. »Du wirst sie mir anlegen müssen. «
    »Du brauchst das Schloss nur zuschnappen lassen«, erklärte er unwillig, da er ihre Weigerung missverstanden hatte.
    »Tu das selbst, Sachse«, gab sie mit scharfer Stimme zurück. »Ich werde meine eigene Freiheit niemals freiwillig einschränken.«
    Diese Kühnheit ließ ihn die Augen zusammenkneifen. Sein erst Impuls war, ihren Widerstand sofort zu brechen, ehe er stärker werden konnte. Doch er hatte den Verdacht, dass es mehr Schläge erforderte, als er auszuteilen gedachte, damit sie nachgab.
    Er ging steif auf sie zu, hob die Ketten auf und ging dann auf die Knie, um sie teilnahmslos und schnell zuschnappen zu lassen. Kristen stand regungslos da und ließ es geschehen. Sie starrte auf seinen gesenkten Kopf herunter, auf das dichte braune Haar, das sie mit ihren Händen hätte berühren können. Es war wirklich ein Jammer, dass das Schicksal sie zu Feinden gemacht hatte. Sie hätte diesen Mann gern unter anderen Umständen kennengelernt.
    Er blickte zu ihr auf. Da er den sehnsüchtigen Blick in ihren Augen falsch deutete, wurde ihm plötzlich klar, was er ihr angetan hatte. »Wo sind die Stiefel, die du bisher getragen hast?«
    »Eda, die alte Frau, hat gesagt, sie seien im Haus nicht angemessen.«
    »Dann wirst du Tücher unter die Ketten stecken müssen damit sie die Haut nicht aufscheuern.«
    »Was macht das für einen Unterschied? Es ist schließlich nur meine Haut, und ich nehme einen niedrigeren Rang als das erbärmlichste Dienstmädchen ein.«
    Er runzelte beim Aufstehen die Stirn. »Ich habe nicht vor, dich zu misshandeln , Kristen.«
    Es überraschte sie, dass er ihren Namen behalten hatte. Sie hatte geglaubt, er hätte ihr gar nicht zugehört, als sie ihn ihm genannt hatte, denn er hatte sie immer nur mit »Dirne« angesprochen. Doch jetzt, nachdem ihr die Ketten wieder angelegt worden waren, traf en seine Worte sie hart, denn sie
    hatte so sehr gehofft, er würde es nicht tun.
    »Ach, mir steht also wenigstens zu, was deinen Tieren zusteht?«
    Ihm wurde klar, dass seine vorherige Bemerkung an ihr nagte, doch er dachte gar nicht daran, etwas zurückzunehmen oder Schuldgefühle zu entwickeln. »Ja , genau das. Nicht mehr und nicht weniger. «
    Sie nickte ruckartig und zeigte ihm nicht, wie elend sie sich nach diesen Worten fühlte. Sie drehte sich um, um zu gehen, doch er hielt ihren Arm fest, und seine Hand glitt auf ihre Taille, als sie nicht sofort stehenblieb. Es war verrückt, aber sie spürte, wie warm seine Berührung war. Er ließ ihr Handgelenk auch erst eine Weile, nachdem sie sich zu ihm umgedreht hatte, wieder los.
    »Da du ohne einen Wächter nicht mit den anderen Dienstboten in der Halle schlafen kannst, wirst du ein eigenes Zimmer bekommen, das man abschließen kann. Mit dem Schloss an der Tür besteht kein Grund ... « Er unterbrach sich, runzelte die Stirn und sagte dann unvermittelt: »Du brauchst nicht mit den Ketten zu schlafen. Ich werde Eda den Schlüssel geben, damit sie sie dir jeden Abend abnimmt. «
    Kristen bedankte sich nicht. Sie konnte erkennen, dass er den Impuls bereute, der ihn veranlasst hatte, ihr so viel zuzugestehen. Sie zog es vor, ihm den Rücken zuzukehren und das Zimmer so stolz zu verlassen, wie es ihr der langsame, holpernde Gang nur irgend erlaubte.
    Sie hatte es verdient. Sie hatte all das verdient, weil sie sich ihren Eltern widersetzt und sich blindlings in dieses tragische Abenteuer gestürzt hatte. Sie fühlte sich ganz plötzlich so hilflos und allein, weil man sie von den anderen getrennt hatte. Selig hätte ge wuss t, was zu geschehen hatte, wenn er hier gewesen wäre. Er hätte ihr Mut zugesprochen, ehe sie ins Haus geführt worden war. Aber Selig war tot. 0 Gott, Selig!
    Sie ließ ihrem Kummer freien Lauf, da sie ihn jetzt nicht mehr verbergen muss te. Sie tat es leise und allein und sackte an Ort und Stelle, auf halbem Weg zwischen Royce' Gemach nd der Treppe in sich zusammen. Tränen strömten über ihre

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