Herzen in Flammen
hätte.
Als sie am Küchentisch stand und ihm den Rücken zukehrte, waren seine Blicke an ihr heruntergeglitten. Als sie auf die Eisenketten an ihren Knöcheln fielen, die durch die unziemliche Länge ihres zu kurzen Kleides deutlich zu sehen waren, war sein Zorn erwacht. Sogar vom anderen Ende des Raumes her konnte er das Blut sehen, das durch ihren Stoffschuh sickerte.
Aufbrausend sagte er: »Wenn du glaubst, eiternde Wunden an deinen Füßen führen dazu, dass dir diese Ketten abgenommen werden, dann täuscht du dich!«
»Das habe ich nicht geglaubt. «
»Dann erkläre mir, was das soll! Ich habe dir gesagt, du solltest die Ketten mit Stoff polstern.«
»Ich habe vergessen, nach Tüchern zu fragen«, sagte sie zaudernd. Dann fügte sie unverblümt hinzu: »Man hat mich schon vor Sonnenaufgang aus dem Bett gescheucht und Augenblick in die Küche gebracht. Ich muss zugeben, dass ich noch im Halbschlaf war und überhaupt nicht an etwas gedacht habe, was schon so sehr zu einem Teil von mir geworden ist. «
Er sah sie weiterhin finster an, doch er war nicht mehr so hitzig. Sie erkannte, dass er nicht wuss te, ob er ihr glauben sollte oder nicht. Das fand sie so komisch, dass sie darüber lachte und ihn damit noch mehr verwirrte.
»Ich sehe, dass du dachtest, ich hätte darauf spekuliert, dein Mitgefühl zu wecken. Ich kann dir versichern, dass ich nicht so dumm bin zu glauben, du hättest derart zarte Regungen. «
Er lief in seiner Wut so rot an, dass sie mit Sicherheit glaubte, er würde sie schlagen. Sie hatte ihn keck beleidigt, doch sie hatte es auf eine humorvolle Art getan, damit es nach einem zweifelhaften Kompliment aussah. Anscheinend kam er mit so subtilen Taktiken nicht zurecht, wenn er eine Frau als Gegenüber hatte.
Er drehte sich zu Eda um, und die arme Frau erschrak vor seinem finsteren Gesicht. »Kümmere dich sofort um ihre Füße und sorge dafür, dass sie nicht noch einmal vergiss t, die Ketten zu polstern. «
Nach einem letzten wutentbrannten Blick auf Kristen wandte er sich brüsk ab. Eda ging, um Tücher zu holen. Dabei murrte sie vor sich hin, sie hätte schon genug zu tun, ohne eine Heidin oder eine Person, die nicht genug Verstand hatte, ihren Herrn nicht zu erzürnen, zu verhätscheln. Kristen grinste und ignorierte die alte Frau. Ihre Augen folgen Royce, bis er das Haus verlassen hatte. Der Sachse war gar nicht so anders als die Männer, die sie kannte.
»Wie konntest du es wagen, ihn auszulachen, wenn er doch so wütend auf dich war?«
Kristen hatte Meghan ganz vergessen. Sie sah sie lächelnd an und stellte fest, dass in diesen großen grünen Augen Erstaunen und Ehrfurcht standen.
»So wütend war er doch gar nicht. «
»Hast du dich denn kein bisschen gefürchtet?«
»Hätte ich mich fürchten sollen?«
»Ich habe Angst gehabt, und dabei hat er mich gar nicht angeschrien.«
Kristen legte die Sti rn in Falten. »Eda hat gesagt, dass er dein Bruder ist. Du fürchtest dich doch sicher nicht vor ihm?«
»Nein ... doch, manchmal schon. «
»Manchmal? Schlägt er dich?«
Diese Frage schien Meghan zu überraschen. »Nein, das hat er noch nie getan. «
»Warum, fürchtest du dich dann vor ihm?«
»Er könnte mich schlagen. Er ist so groß und sieht so böse aus, wenn er wütend ist. «
Kristen lachte jetzt mitfühlend. »Ach, weißt du, Kleines, die meisten Männer sehen sehr böse aus, wenn sie wütend sind, aber das spiegelt nicht wider, wie sie in Wirklichkeit sind. Dein Bruder ist groß, das stimmt, aber mein Vater ist noch größer - nur ein kleines bisschen größer - und er kann auch schrecklich wütend werden. Und doch gibt es keinen netteren Menschen als meinen Vater, niemanden, der seine Familie liebevoller behandelt. Meine Brüder sind auch aufbrausend, und weißt du, was ich tue, wenn sie mich anschreien?«
»Nein, was denn?«
»Ich schreie zurück.«
»Sind sie größer als du?«
»Ja , sogar der jüngste, der erst vierzehn Lenze zählt, ist schon größer als ich, wenn auch nicht viel. Er wird noch eine Zeitlang wachsen. Und du, hast du außer deinem Bruder keine Familie?«
»Ich habe noch einen anderen Bruder, aber ich kann mich nicht an ihn erinnern. Er ist zusammen mit meinem Vater gestorben, als andere Wikinger uns überfallen haben. Das war vor fünf Jahren.«
Kristen schnitt eine Grimasse. Bei Gott, der Sachse hatte allen Grund, sie und ihr Volk zu hassen. Kein Wunder, dass er sie auf Anhieb alle hatte töten wollen. Es erstaunte sie, dass er es
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