Herzen in Flammen
würde auch nichts damit erreichen, wenn sie weiterhin zeigte, wie sehr ihr vor diesen Dingern graute. Wenn sie die Ketten nie ablegen sollte, dann sollte es eben so sein. Mit der Zeit würden sie den Hass hervorrufen, den sie brauchte, um sich der Macht, die der Sachse über sie hatte, wirklich zu widersetzen.
»Müssen wir die gesamten Mahlzeiten allein vorbereiten?« fragte Kristen Eda, als sie sah, dass sie nur zu zweit in der Küche arbeiteten und die Halle fast menschenleer war.
Eda kicherte. »Die anderen kommen wieder, sobald Lady Darrelle sie nicht mehr braucht. Sie lässt sich von den Besuchen des Königs immer aus der Fassung bringen und scheucht ihre Frauen herum wie die Hühner, ohne viel zu erreichen. Wir würden in kürzerer Zeit mehr schaffen, wenn sich die Dame ins Bett zurückziehen würde. «
»Eda!«
»Wenn es doch wahr ist«, beharrte die alte Frau.
Kristen lächelte still, als sie Seite an Seite zu arbeiten begannen. Eda hatte ihr heute Morgen einen ganz neuen Charakterzug gezeigt - ihren Sinn für Humor. Das hatte ihr gefehlt, seit sie hier angekommen war, und sie schätzte Eda jetzt um so mehr, und ihr wurde klar, wie sehr sie die alte Frau ins Herz geschlossen hatte. Ihre Mürrischkeit, ihre oft unerwünschten Ratschläge und ihr Beschützertrieb erinnerten Kristen an die alte Alfreda zu Hause, die so herrisch wie eine Mutter - nicht wie Brenna, sondern wie die Mütter von Kristens Freundinnen - aber gleichzeitig eine teure Freundin gewesen war.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis Edas Verdrossenheit wieder zurückkehrte. »Was sagt man dazu! Nicht ein Mädchen ist da, um die drei mit einem Lächeln zu begrüßen. Einer alten Frau überlässt man das! Als ob ich nicht ohnehin schon genug zu tun hätte. «
Kristens Blick fiel auf die Tür, in der drei junge Männer standen, die den Saal gerade betreten hatten. »Sind das die, die die Nachrichten überbracht haben?«
» Ja, und so, wie sie aussehen, sind es junge Adelige.«
Die drei Männer lachten über einen Spaß , den der größte von ihnen von sich gegeben hatte. Sie legten ihre Umhänge, aber nicht ihre Waffen ab, als sie direkt auf das große Bier fass zugingen. Eda holte eilig Krüge, um sie zu den Männern zu bringen, und ihre Stirn war in noch tiefere Falten gelegt, als sie zurückkam.
»Dachte ich mir doch, dass ich dieses bartlose Bürschlein erkannt habe. Das ist Lord Eldred. Nein, Mädchen, sieh nicht hin!« warnte Eda sie mit scharfer Stimme. »Seine Aufmerksamkeit wäre dir gewiss nicht erwünscht. «
Kristen hatte seine Aufmerksamkeit bereits auf sich gezogen, aber auch die der beiden anderen. Da der Raum so leer war, war es nur normal, dass sie die beiden einzigen Frauen ansahen, die sich dort aufhielten. Wenn man sie erst einmal bemerkt hatte, war es schwierig, Kristen zu übersehen. Sie unterschied sich zu sehr von dem, was die Sachsen gewohnt waren: Sie war zu groß, zu auffallend in ihrem Äußeren und mit Sicherheit zu stolz in ihrer Haltung, um eine gewöhnliche Leibeigene zu sein.
Kristen senkte auf die Warnung hin die Lider, doch sie wollte wissen: »Welcher von ihnen ist es?«
»Der mit dem blonden Haar. Es war bekannt, dass er zur Gesellschaft des Königs gehören könnte, aber mich wundert seine Kühnheit, vorauszureiten und ohne den Schutz des Königs hier zu sein. Ich frage mich, ob Lord Royce weiß, dass er hier ist. Nein, bestimmt nicht«, beantwortete sie ihre eigene Frage. »Dem würde er allein in seinem Hause nicht trauen. «
Kristen wunderte sich ebenfalls, als Eda sie ans Ende des Tisches stieß, damit von der Halle aus nur ihr Rücken zu sehen war. So schnell vergaß sie nicht, was Eda ihr über Lord Eldred erzählt hatte. Er war Royce' Feind. Warum sollte er sich nahezu allein in die Festung seines Gegner wagen? Um Royce zu zeigen, dass er ihn nicht fürchtete? Oder verließ er sich auf die Ankunft des Königs, die Auseinandersetzungen verhindern würde? Eda hatte gesagt, diese beiden hätten nur wegen der Bedrohung durch die Dänen einen Waffenstillstand geschlossen. Aber wie gesichert war dieser vorübergehende Frieden, wenn die Feindseligkeiten zu tief verwurzelt waren?
Der Mann muss te etwa so groß wie sie sein, also vergleichsweise groß, wenn auch nicht im Vergleich zu Royce. Er mochte ein oder zwei Jahre älter sein als sein Feind, und er war nicht annähernd so kräftig gebaut, aber gut durchtrainiert. Wenn man nur von seinem Gesicht sprach, war er außerdem bei weitem der
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