Herzen in Flammen
Händen glitten. Es fiel ihm nicht leicht. Es machte auch keinen Unterschied. Das, was er nicht sehen konnte, konnte er fühlen.
Er war verrückt, sich das zuzumuten, wenn er nicht die Absicht hatte, anschließend mit ihr ins Bett zu gehen. Und er wollte immer noch nicht mit ihr schlafen. Allein schon die Tatsache, dass sie dastand und sich von ihm waschen ließ, war eine Bestätigung ihrer Ermattung. Und es war seine eigene Schuld. Er hatte nicht bedacht, wie sehr die starke Belastung des heutigen Tages ihr zusetzen würde. Seine Dienstboten waren diese seltene Überbelastung gewohnt. Aber sie waren auch an den Sommer von Wessex gewohnt. Kristen war mit beidem nicht vertraut.
Er benutzte den Schwamm, um die Seife von ihrem Körper zu spülen. Das Wasser ließ er auf die Kleider zu ihren Füßen rinnen. Ihr Gesicht drückte einen solchen Genuss aus, als das kühle Wasser über ihren Körper rann, dass Royce entschied, es sei seine eigenen Martern wert. Er zog es sogar in die Länge, um sie in den vollen Genuss der Kühle kommen zu lassen.
Schließlich trocknete er sie mit dem Tuch ab, das er um seinetwillen um sie wickelte, ehe er sie wieder zum Bett führte. Er hätte sie getragen, aber das wäre ihm zum Verhängnis geworden. Schon so, wie die Dinge jetzt standen, ließ ihr zufriedenes Murmeln, als sie sich auf dem Bett ausstreckte, ihn stöhnen.
Als er das dünne Betttuch über sie warf und die Decke am Fußende liegen ließ, sagte er mit ungewollt scharfer Stimme: »Du kannst morgen früh ausschlafen, solange zu willst.«
»Du verhätschelst mich.«
»Nein, ich handele rein egoistisch. «
»Du kommst nicht ins Bett?«
Royce fluchte inbrünstig und wandte sich ab. Er hob ihre Kleider vom Fußboden auf, ehe er das Zimmer verließ. Er würde sie Eda zum Waschen bringen und dann allein zum See gehen, um sich in das kalte Wasser tauchen. Doch er bezweifelte, dass es ihm möglich sein würde, diese Nacht in seinem eigenen Bett zu schlafen.
27
Es schien, als hätte Lord Eldred Kristen schon erwartet, denn er stand auf und kam auf sie zu, sowie sie sich hingesetzt hatte, um zu frühstücken.
Sie hörte Gesprächsfetzen und entnahm der Unterhaltung der Frauen, dass der König und sein Gefolge auf die Jagd gegangen sein muss ten - alle außer Lord Eldred.
»Du kommst spät zur Arbeit, Dirne.«
Sie sah ihn nicht an, doch sie antwortete ihm. »J a, das stimmt.«
Eine Zeitlang herrschte Schweigen, doch dann sagte er: »Wie ich sehe, hast du deine Strafe abgegolten.«
»Die Ketten waren keine Strafe«, erwiderte sie gelassen und aß weiter.
»J a, ich weiß, dass du gesagt hast, du müss test sie tragen, weil du gefährlich bist. « Sein Tonfall klang spöttisch. »Nach dem gestrigen Morgen hätte ich es dir sogar geglaubt, aber wenn es wahr wäre, hättest du deine Freiheit jetzt nicht wieder.«
Sie zuckte die Achelns. »Vielleicht hat Lord Royce das Gefühl, dass es jetzt eine größere Gefahr hier gibt als mich.«
»Was für eine Gefahr? Verdammtes Weib, sieh mich an, wenn ich mit dir rede!«
Ihre Lider hoben sich betont langsam, und schließlich blieb ihr Blick auf seinem wütenden Gesicht hängen. Es war rot angelaufen. Sein Mund hatte sich verzogen und wirkte entstellt. In seinem Zorn war er gar nicht mehr schön.
Sie wandte ihre Augen so abschätzig von ihm ab, als sei er ihre Aufmerksamkeit so wenig wert wie ein räudiger Hund. Ehe sie ihm eine Antwort gab, setzte sie ihr Frühstück fort.
»Sie sind die Gefahr, Milord. Ich habe meine Freiheit wieder, damit ich mich verteidigen kann. Lord Royce weiß, dass ich darin sehr geschickt bin. «
Wieder ignorierte sie ihn. So war Eldred in seinem ganzen Leben noch von keiner Frau behandelt worden. Sie schmeichelten ihm, umgürten ihn und liebten ihn, und sie rangen miteinander um seine Gunst. Diese hier behandelte ihn, als sei er ihrer zu unwürdig, und das sollte er sich ausgerechnet von einer Sklavin gefallen lassen! Dafür hätte er sie umbringen können. Wenn sie allein gewesen wären, hätte er jetzt auf ihr gelegen - und sie hätte teuer für ihre Herablassung bezahlt.
»Royce hat dich angekettet« höhnte Eldred, »wie er diese Wilden draußen im Hof angekettet hat, die seinen Wall bauen. Sag mir eins, Frau: Kettet er dich auch an sein Bett?«
Er hörte' dass die Frauen, die neben Kristen standen, nach Luft schnappten, als sie diese Unflätigkeit hörten, doch diejenige, der sie galt, ließ sich von seinen Worten überhaupt nicht beeindrucken.
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