Herzen in Gefahr
In dieser Angelegenheit würde sie fest bleiben, und zwar von Anfang an. »In Ihrem Haus kann ich nicht wohnen. Die Möglichkeit, für Sie zu arbeiten, könnte ich in Erwägung ziehen, ein Zusammenleben mit Ihnen nicht.«
»Die Entscheidung bleibt Ihnen überlassen.« Wieder zuckte er die Schultern, als interessiere es ihn nicht im Geringsten, wo sie lebte. »Dee hat bestimmt nichts dagegen, wenn Sie bei ihr wohnen. Im Gegenteil, sie würde sich freuen. Und da unsere Farmen aneinander grenzen, hätten Sie es nicht weit zur Arbeit.«
»Ich werde mit ihr darüber sprechen.« Irgendwann in den letzten Minuten hatte Cathleen ihre Entscheidung getroffen. »Ich weiß zwar noch nicht, wie ich es meiner Familie beibringen soll«, erklärte sie, »aber ich würde Ihr Angebot gern annehmen.«
Keith ließ sich seine Erleichterung nicht anmerken. Er tat sehr gelassen, als sie das Geschäft mit einem Handschlag besiegelten. »Ich zahle Ihnen ein gutes Gehalt, und ich erwarte, dass Sie gute Arbeit dafür leisten«, sagte er beiläufig.
»Das werde ich tun«, versprach sie. »Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mir eine Chance geben.«
»Ich werde Sie daran erinnern, wenn Sie sich über das Durcheinander beschweren, das der letzte Buchhalter hinterlassen hat.«
Cathleen brauchte einen Moment, um die volle Tragweite der Entscheidung zu erfassen, die sie gerade getroffen hatte. Aber nachdem sie das Ungeheuerliche richtig begriffen hatte, drehte sie sich lachend um sich selbst. »Ich kann es nicht glauben! Amerika! Es kommt mir vor wie ein Traum. In wenigen Tagen werde ich in einem fremden Land sein, einen neuen Job haben und mein Geld in Dollar verdienen.«
Keith wollte sich eine Zigarette anzünden, unterließ es dann aber. »Das Geld scheint Sie am meisten zu reizen«, bemerkte er. »Ihre Augen glänzen richtig.«
»Die Aussicht, endlich richtig Geld zu verdienen, würde jeden reizen, der einmal arm war.«
Mit einem Nicken stimmte Keith ihr zu. Auch er war einmal arm gewesen. Aber obwohl Geld für ihn einen gewissen Stellenwert besaß, nahm er es nicht so wichtig.
In ihrer Begeisterung hatte Cathleen bis jetzt die Realität etwas außer Acht gelassen. Jetzt fiel ihr plötzlich ein, dass man schlecht von einem auf den anderen Tag auswandern konnte. »Ich habe gar keinen Pass«, meinte sie erschrocken. »Und Einwanderungspapiere und Arbeitserlaubnis für die Vereinigten Staaten muss ich auch erst beantragen. Der Papierkrieg kann Wochen dauern.«
»Ich sagte Ihnen doch schon, dass ich mich um alles kümmern werde.« Er zog ein Formular aus der Tasche. »Füllen Sie diesen Vordruck aus und bringen Sie ihn mir dann in die Pension. Es ist ein Antrag für Ihr Visum. Ich habe bereits dafür gesorgt, dass er gleich morgen bearbeitet wird. Ihr Pass und alle anderen Papiere werden in zwei Tagen in Cork für Sie bereitliegen.«
»Sie müssen sich Ihrer Sache sehr sicher gewesen sein.«
»Sich seiner Sache sicher zu sein, zahlt sich meistens aus. Vergessen Sie nicht, mir auch zwei Passfotos mitzubringen.«
»Und wenn ich Nein gesagt hätte?«
Er lächelte sie vielsagend an. »Dann hätte ich den Antrag eben weggeworfen.«
Kopfschüttelnd steckte sie das Formular in ihre Hosentasche. »Aus Ihnen soll einer klug werden. Da machen Sie mir ein so großzügiges Angebot, bieten mir die Chance, auf die ich jahrelang gewartet habe, und im Grunde genommen ist es Ihnen völlig egal, ob ich Ihr Angebot annehme oder ablehne.«
Er hatte nicht vergessen, mit welcher Erleichterung er ihre Zusage aufgenommen hatte. Doch er hielt es für besser, nicht über seine seltsame Reaktion nachzudenken. »Die meisten Leute nehmen alles viel zu wichtig«, sagte er. »Solange einem alles egal ist, kann man auch nicht enttäuscht werden.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Ihnen alles egal ist? Alles, sogar Ihre Farm?«
Es überraschte ihn, dass ihre Frage ihn nachdenklich stimmte, ihm sogar etwas unbehaglich war.
»Im Moment verdiene ich mein Geld mit dieser Farm. Außerdem lässt es sich recht angenehm dort leben. Aber ich fühle mich nicht an sie gebunden, so wie Sie beispielsweise mit diesem Hof verwurzelt sind. Ich könnte sie jederzeit aufgeben. Sie können das nicht, Cathleen. Wenn Sie Irland verlassen, wird Ihnen der Abschied wehtun, so sehr es Sie auch in die Ferne ziehen mag.«
»Das ist doch verständlich«, sagte sie leise. »Dies ist mein Zuhause. Ist es nicht normal, wenn man an seinem Zuhause hängt?«
»Manchen Menschen ist der Begriff Heimat
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