Herzen in Gefahr
Wäschekorb legte.
Obwohl sie ihre Verlegenheit albern fand, vermochte sie sich nicht dagegen zu wehren. »Es wäre mir lieber, Sie würden meine Wäsche nicht anfassen«, erklärte sie steif.
»Keine Sorge, ich habe saubere Hände.« Um es ihr zu beweisen, streckte er ihr seine Hände hin. Dabei sah sie zum ersten Mal, dass eine lange Narbe über seine Fingerknöchel lief.
»Was machen Sie hier?«
»Das sehen Sie doch. Ich besuche Sie.«
Cathleen wusste nichts darauf zu sagen. Was hätte sie auf eine dermaßen direkte Antwort auch erwidern sollen? »Warum?«, fragte sie schließlich.
»Weil ich Sie sehen wollte.« Er nahm einen anderen Slip von der Leine, um ihn zusammenzufalten und ohne eine Spur von Verlegenheit auf das erste Höschen zu legen.
Cathleen spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte. »Warum sind Sie nicht mit Travis und Dee zusammen?«
»Ich glaube, die beiden halten es auch einmal ohne mich aus. Als wir gestern hier waren, gefiel mir Ihr Hof auf den ersten Blick.« Er schaute sich um, betrachtete die sauberen Stallungen und das Wohnhaus mit seinem gelben Strohdach und den dicken Steinmauern. Das Scheunendach musste vor Kurzem frisch gedeckt worden sein, und die Hühner im Stall sahen wohlgenährt aus. Er konnte sich vorstellen, wie viel Arbeit solch ein Hof machte. »Ein schönes Stück Land«, bemerkte er. »Ihr Vater scheint sein Handwerk zu verstehen.«
»Der Hof ist sein Lebensinhalt«, sagte sie, während sie das letzte Wäschestück von der Leine nahm.
»Und was ist Ihr Lebensinhalt?«
»Wie meinen Sie das?«
Bevor sie widersprechen konnte, hatte er den Wäschekorb hochgehoben. »Es gibt Menschen, die das Leben auf einem Bauernhof ausfüllt. Sie aber sind nicht dafür gemacht.«
»Woher wollen Sie das wissen? Sie kennen mich doch kaum.« Cathleen nahm ihm den Korb aus der Hand und ging damit zur Küchentür. »Ich sagte Ihnen doch bereits, dass ich in etwa einem Jahr von hier weggehen und mir einen Bürojob suchen werde.« Sie stieß die Küchentür auf. Ihre Mutter würde entsetzt sein, wenn sie ihn nicht hereinbat und ihm wenigstens eine Tasse Tee anbot. Zögernd drehte sie sich zu ihm um. Doch bevor sie die Einladung aussprechen konnte, ergriff er die Initiative.
»Warum gehen wir nicht ein wenig spazieren? Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen.«
Cathleen lehnte sich an die Tür. Mit kühlem Blick musterte sie ihn. »Sicher. Ich kann mir vorstellen, was das für ein Vorschlag ist.«
Er nahm ihr erneut den Wäschekorb aus der Hand, stellte ihn in die geöffnete Tür, gab ihm einen Stoß, sodass er in die Küche rutschte. »Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse, Cathleen. Wenn ich mit Ihnen ins Bett gehen will, dann frage ich nicht vorher.«
Nein, bestimmt nicht, dachte sie, während sie einander gegenüberstanden und sich prüfend anschauten. Er war nicht der Typ Mann, der einer Frau mit Blumen und schönen Worten den Hof machte. Aber obwohl sie keine Frau war, die viel von Schmeicheleien hielt, ließ sie sich nicht gern überrumpeln. »Was wollen Sie von mir, Keith?«
»Das sage ich Ihnen auf unserem Spaziergang«, erklärte er und nahm ihre Hand.
Sie hätte sich weigern können, mit ihm zu gehen. Aber dann hätte sie nicht erfahren, was er ihr zu sagen hatte. Wenn sie ihm die Tür vor der Nase zuschlug, würde er die Hände in die Taschen stecken und davonschlendern. Und sie blieb zurück und müsste zusehen, wie sie ihre Neugier befriedigte. Und was war schon dabei, wenn sie ein Stückchen mit ihm spazieren ging? Ihre Mutter war im Haus, und ihr Vater arbeitete mit ihren Brüdern irgendwo auf dem Hof. Darüber hinaus verstand sie es sehr gut, sich selbst ihrer Haut zu wehren.
»Ich habe nicht viel Zeit«, sagte sie knapp. »Es gibt hier noch eine Menge für mich zu tun.«
»Es wird nicht lange dauern.« Er schwieg, als sie sich vom Haus entfernten, aber er sah alles – die mühevolle Arbeit, die Anstrengung, die Hoffnung. Sechzehn Kühe zählte er auf der Weide. Man kann auch von weniger leben, dachte Keith. Es war noch gar nicht so lange her, dass auch er bis in die Nächte hinein arbeiten musste. Das würde er nie vergessen. Genauso wenig vergaß er, dass ihm das Schicksal wieder nehmen konnte, was es ihm gegeben hatte.
»Wenn Sie den Hof besichtigen wollen …«, fing Cathleen an.
»Das habe ich schon gestern getan«, unterbrach er sie und blieb stehen, um ein Feld zu betrachten. »Bauen Sie hier Futterpflanzen für Ihr Vieh an?«
»Ja. Wir werden bald
Weitere Kostenlose Bücher