Herzen in Gefahr
oder Zuhause fremd. Es ist ihnen egal, wo sie leben. Sie fühlen sich nirgendwo verwurzelt.«
In diesem Augenblick spürte Cathleen deutlich, dass dieser Mann niemals einen anderen Menschen ganz an sich heranlassen würde. »Es muss traurig sein, wenn man nicht weiß, wo man hingehört.«
»Nicht, wenn man bewusst so lebt«, verbesserte er sie, um gleich darauf das Thema zu wechseln. »Vergessen Sie nicht, mir noch heute Abend den ausgefüllten Antrag zu bringen. Ich will gleich morgen früh nach Cork fahren. Wir treffen uns dann in zwei Tagen dort.«
»In Ordnung. Und jetzt muss ich gehen. Ich habe viel zu erledigen.«
»Warten Sie. Es gibt da etwas, das wir noch hinter uns bringen sollten.« Er schaute sie einen Moment an, packte sie dann bei den Armen und zog sie an sich. »Dies ist eine rein private Angelegenheit. Sie hat nichts mit unserem Abkommen zu tun.«
Cathleen war so überrascht, dass sie sich zunächst nicht gegen seine Umarmung wehrte. Nach der ersten Schrecksekunde jedoch versuchte sie Keith wütend von sich zu stoßen, leider mit wenig Erfolg. Hart und ungeduldig presste er seine Lippen auf ihre.
Eigentlich hatte sie ihn kratzen und beißen, sich mit aller Kraft gegen ihn wehren wollen. Doch seine Leidenschaft erstickte jeden Widerstand in ihr. Seine Lippen waren fest. Das wusste sie bereits. Aber dass sie so heiß, so verführerisch, so leidenschaftlich sein konnten, das hatte sie nicht geahnt. Noch nie hatte sie etwas so Wunderbares erlebt. Hingerissen öffnete Cathleen die Lippen, damit er sich mehr nehmen konnte.
Keith hatte gewusst, was er wollte, war sich jedoch nicht sicher gewesen, was er von ihr erwarten durfte. Wut und Empörung hätte er ignoriert und sich einfach von ihr genommen, was er begehrte. Ihren Widerstand hätte er gebrochen und wahrscheinlich sogar Lust dabei empfunden. Er hatte sich alles in seinem Leben erkämpfen müssen, sofern er es nicht im Spiel gewonnen hatte. Tagelang hatte er sich einzureden versucht, dass Cathleen McKinnon nicht anders war als all die Frauen, die er kannte. Aber sie war anders.
Sie gab. Nachdem sie ihren Schreck überwunden hatte, erwiderte sie rückhaltlos seine Leidenschaft. Ihre fast verzweifelte Hingabe verwirrte ihn und weckte ein unsagbares Verlangen nach mehr. Ihr zitternder Körper, ihre Begierde erregten ihn. Er spürte das Feuer in ihr, spürte, dass sie sich ebenso nach ihm verzehrte wie er sich nach ihr.
Er wollte sie nehmen. Auf dem nassen Boden, der nach Regen und Erde roch, wollte er von ihr Besitz ergreifen. Er sehnte sich nach ihren Berührungen, er wollte ihre Hände auf seinem Körper spüren, seinen Namen auf ihren Lippen hören. Er wollte sehen, wie sich ihre Augen verdunkelten, wenn er sie mit seinem Körper bedeckte. Er hätte es tun können. Er fühlte, wie sie ihren Körper an seinen presste, ihre Lippen hingebungsvoll seinen Kuss erwiderten.
Er hätte es tun können. Normalerweise würde er nicht zögern, doch irgendetwas hielt ihn zurück. Sanft löste er sich von ihr und schob sie von sich. Die Hände auf ihre Schultern gelegt, beobachtete er, wie sie langsam die Augen öffnete.
Cathleen sagte nichts. Ihre Empfindungen waren so überwältigend, dass für Worte kein Raum war. Sie hatte nicht gewusst, dass sich ihr Körper völlig von Gefühlen beherrschen ließ, von Gefühlen, auf die das Denken keinen Einfluss hatte.
Jetzt wusste sie es. Wenn ihr jemand gesagt hätte, dass ihre Welt sich von einer Sekunde auf die andere verändern konnte, hätte sie gelacht. Nun glaubte sie es.
Keith sprach kein Wort, und sie nutzte sein Schweigen, um ihre Fassung wiederzugewinnen. So etwas durfte nicht noch einmal passieren. Wenn sie mit ihm nach Amerika gehen und für ihn arbeiten wollte, musste sie Distanz zu ihm wahren. Sie atmete tief durch. Die letzten Minuten hatten ihr die Erkenntnis gebracht, dass Keith Logan etwas von den Frauen und ihren Schwächen verstand. Nein, mit ihm durfte sie sich gewiss nicht einlassen.
»Sie hatten kein Recht, das zu tun.« Eigentlich hätte sie ihm ihre Meinung sagen sollen, doch war sie viel zu benommen. Für einen weiteren Wutausbruch fehlte ihr einfach die Energie.
Der Kuss hatte seltsame Gefühle in ihm ausgelöst, Gefühle, die tiefer gingen als alle Empfindungen, die er bisher gekannt hatte. Doch darüber wollte er im Moment nicht nachgrübeln. »Es ging hier nicht um Recht oder Unrecht, sondern um die Befriedigung eines Bedürfnisses. Dies war ein richtiger Kuss, Cathleen. Wir beide
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