Herzen in Gefahr
Ich bin nicht einmal mit der Währung vertraut. Wenn ich mich erst einmal eingearbeitet habe, wird mir wohler sein.«
Dee hatte nicht vergessen, wie nervös sie damals gewesen war, als sie nach Amerika kam. Auch sie wollte allen und sich selbst beweisen, dass sie es schaffen würde, dass sie etwas leisten konnte. »Okay, ich werde dich nach dem Frühstück hinüberfahren«, versprach sie.
»Das kommt überhaupt nicht infrage«, wandte Hannah ein. »Paddy kann Miss McKinnon fahren.«
Dee zog hinter Hannahs Rücken eine Grimasse, fügte sich dann aber. »Ich habe in meinem eigenen Haus nichts mehr zu sagen«, klagte sie. »Wenn ich zu den Ställen gehe, lässt Travis mich vom Personal beobachten. Als ob ich noch nie ein Kind auf die Welt gebracht hätte.«
»Zwillinge kommen meistens zu früh, das weißt du doch.«
»Je früher, desto besser.« Sie lächelte. »Nun ja, ich werde zu Hause bleiben und mich mit den Vorbereitungen für die Party befassen. Und dann werde ich ein wenig mit Brady spielen, nicht wahr, Liebling?«
Brady quietschte vergnügt und klatschte mit beiden Händchen in seinen Haferbrei.
»Aber zuerst muss ich ihn baden.«
»Lass mich das machen«, erbot sich Cathleen und stand auf, um den Kleinen aus seinem Kinderstuhl zu heben.
»Wenn du auch noch anfängst, mich zu verzärteln, werde ich verrückt.«
»Keine Angst, das habe ich nicht vor. Ich will mich nur mit Brady anfreunden.«
Nachdem sie Brady gewaschen und umgezogen hatte, zog Cathleen sich warm an, um mit Paddy Cunnane zu Keith Logans Gestüt hinüberzufahren. Doch kaum saß sie neben Paddy im Auto, da überfiel sie die alte Nervosität, die sich immer dann einstellte, wenn sie an Keith dachte oder mit ihm zusammen war. Bis in die Fingerspitzen spürte sie die Aufregung. Dabei war es reine Zeitverschwendung, wegen diesem Mann die Nerven zu verlieren. Das versuchte sie sich jedenfalls einzureden.
Was vor ein paar Tagen an jenem stürmischen Morgen in der Scheune passiert war, war nun vorbei und vergessen. Inzwischen war er ihr Chef und sie seine Angestellte. Er verlangte, dass sie etwas leistete für ihr Geld, und sie hatte vor, seinen Erwartungen zu entsprechen. Außerdem freute sie sich auf die Arbeit. Sie war Buchhalterin, hatte einen guten Job und verdiente ein großzügiges Gehalt. In ein paar Wochen konnte sie anfangen, Geld nach Hause zu schicken, und würde trotzdem noch genug übrig behalten, um sich selbst etwas zu kaufen.
Paddy fuhr auf ein großes Schild mit dicken, schmiedeeisernen Buchstaben zu, das sich in einem Bogen über den Fahrweg spannte. »Three Aces«, stand auf dem Schild. Drei Asse? Nachdenklich biss sich Cathleen auf die Unterlippe. Hatte Keith mit diesem Blatt die Farm gewonnen, oder hatte der frühere Besitzer das Gestüt damit verloren?
Auch hier lag dicker Schnee, und die Hügel waren noch höher. Sie sah eine alte, knorrige Weide, die im Sommer vielleicht anmutig wirken mochte, im Augenblick jedoch mit ihren kahlen Zweigen gespenstisch aussah. Bald darauf konnte Cathleen das Haus erkennen, und wieder musste sie staunen. Sie hatte geglaubt, dass das Anwesen der Grants durch nichts zu übertreffen war. Doch da hatte sie sich getäuscht.
Keiths Haus hatte ein Kuppeldach wie ein Schloss und französische Sprossenfenster. Die kreisförmige Auffahrt führte um eine kleine Insel herum, auf der im Sommer wahrscheinlich viele Blumen wuchsen, im Moment aber war sie mit unberührtem Schnee bedeckt.
»Gibt es wirklich Leute, die in solchen Häusern wohnen?«, sagte Cathleen halblaut zu sich selbst.
»Cunningham, der Mann, dem dieses Anwesen früher gehörte, hielt sich immer für etwas Besseres«, meinte Paddy, der ihre Worte gehört hatte. »Er steckte mehr Geld in seine Villa als in die Ställe und die Farm. Sogar einen Swimming-Pool ließ er sich in sein Haus einbauen.«
»Das ist doch nicht möglich.«
»Doch. Der Pool befindet sich mitten im Haus. Ruf mich an, wenn du hier fertig bist, Cathleen. Ich hole dich dann wieder ab.«
»Das ist lieb von dir, Onkel Paddy.«
Es kostete sie einige Überwindung, die Tür des Jeeps aufzustoßen und auszusteigen. Zögernd ging sie die Stufen zum Eingang hinauf. Und was für ein beeindruckender Eingang das war! Die Haustür war so groß wie ein Scheunentor und über und über mit Schnitzereien bedeckt. Vorsichtig strich Cathleen über das polierte Holz. Dann betätigte sie den schweren Messingklopfer.
Die Tür wurde von einer zierlichen, dunkelhaarigen Frau mit
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