Herzen in Gefahr
Zimmer, das ich je gesehen habe. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
»Sag, dass es dir gefällt.« Behutsam nahm Dee ihr den Koffer aus der Hand. »Ich möchte, dass du dich hier wohlfühlst, Cathleen. Betrachte dieses Haus als dein neues Heim. Ich weiß, wie es ist, alle Brücken hinter sich abzubrechen und in ein fremdes Land zu kommen.«
Cathleen holte tief Luft. »Ich verdiene so viel Fürsorge gar nicht, Dee. Ihr seid alle so lieb zu mir, und ich habe das Gefühl, dass ich euch ausnutze.«
»Du nutzt uns nicht aus, Cathleen. Im Übrigen gibst du mir doch auch etwas. Du bringst mir meine Heimat ein Stückchen näher, bist meine Freundin. Seit Travis’ Schwester vor zwei Jahren weggezogen ist, fehlt mir eine Freundin, mit der ich über alles sprechen kann. Ich habe von Anfang an gehofft, dass du die Lücke ausfüllen kannst, die sie hinterlassen hat.«
»Ich freue mich, dass du das sagst. Wenn auch du etwas davon hast, dass ich hier wohne, dann ist unsere Beziehung wenigstens nicht so einseitig.«
»Zerbrich dir nicht unnötig den Kopf. Es wird sich schon alles von allein geben. Und jetzt helfe ich dir, deinen Koffer auszupacken.«
In ihrer ersten Nacht in Amerika träumte Cathleen von Irland, von den grünen Hügeln und dem zarten Duft des Heidekrauts. Sie sah die dunklen Berge und die Wolken, die der Wind über den Himmel trieb, den Hof ihrer Eltern mit seinen gepflügten Äckern und grünen Weiden, auf denen Kühe grasten. Im Traum sah sie ihre Mutter, der beim Abschied die Tränen über die Wangen liefen, und ihren Vater, der sie so fest an sich drückte, dass ihr die Rippen wehtaten.
Und als sie aufwachte, weinte sie um alles, was sie zurückgelassen hatte und niemals vergessen würde.
Am nächsten Morgen aber, als sie aufstand, weinte sie nicht mehr. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen, ihren Weg gewählt. Jetzt kam es darauf an, einen starken Willen zu zeigen. Und zwar würde sie heute schon damit beginnen. Gleich am ersten Tag wollte sie ihren neuen Job antreten.
Sie zog bewusst das schlichte Kleid aus grauem Flanell an, das ihre Mutter einmal genäht hatte. Nachdem sie das lange Haar zu einem dicken Zopf geflochten hatte, betrachtete sie sich kritisch im Spiegel. Sie sah gut aus. Seriös, wie sich das für eine Angestellte gehörte. Zufrieden ging sie nach unten.
In der Küche verabschiedete sich Dee gerade von Brendon und Lisa, die sich lautstark beklagten, dass die Ferien vorbei waren und sie wieder zur Schule gehen mussten.
»Beeil dich, Lisa«, ermahnte sie ihre Tochter, »sonst versäumst du noch den Schulbus.« Sie küsste die beiden Kinder auf die Wange. »Onkel Paddy wird euch zur Straße fahren. Es ist kalt draußen, ihr bleibt im Auto sitzen, bis der Bus kommt.« Sie wartete, bis die Kinder die Tür hinter sich zugeschlagen hatten, und setzte sich dann mit Cathleen an den Frühstückstisch. »Ich bin froh, dass du mir Gesellschaft leistest. Wenn ich schwanger bin, esse ich immer entsetzlich viel, und ich hasse es, allein zu frühstücken.«
»Möchten Sie Kaffee?« Mit der Kanne in der Hand stand plötzlich Hannah hinter Cathleen.
»Ja, bitte. Vielen Dank, Hannah.« Fragend schaute sie Dee an. »Ist Travis noch nicht aufgestanden?«
»Travis ist schon seit über einer Stunde in den Ställen. Wenn er auf Geschäftsreise geht, bin ich mir nie sicher, wen er mehr vermisst, mich oder seine Pferde.« Mit verlangendem Blick betrachtete sie Hannahs frisch gebackene Brötchen und Hörnchen, die in einem Korb auf dem Tisch standen. Schließlich gab sie der Versuchung nach und nahm sich ein Croissant. »Brendon geht inzwischen in die erste Klasse, und Lisa besucht den Kindergarten«, erklärte sie. »Nur Brady leistet mir noch Gesellschaft.« Sie deutete auf den kleinen Jungen, der in seinem Kinderstuhl saß und zufrieden vor sich hinplapperte. »Brady ist ein so sonniges Kind«, meinte sie. »Aber nun zu dir. Was möchtest du heute tun?«
»Ich habe vor, zu Mr. Logan hinüberzufahren und meinen neuen Job anzutreten.«
»Heute schon? Du bist doch gerade erst angekommen. Keith lässt dir bestimmt ein oder zwei Tage Zeit, damit du dich hier einleben kannst.«
»Natürlich. Aber ich habe keine Ruhe, ehe ich mich nicht überzeugt habe, ob ich der Arbeit gewachsen bin, die da auf mich wartet.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Keith Logan jemanden einstellt, der seinen Job nicht beherrscht.«
»Sicher verstehe ich etwas von meiner Arbeit, aber ich muss doch ziemlich umdenken.
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