Herzen in Gefahr
wir die richtigen Karten offen auf den Tisch legen. Und jetzt überlasse ich Sie Ihrer Arbeit.«
Cathleen wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte, bevor sie langsam tief durchatmete. Trotz seines arroganten Verhaltens musste sie lächeln. Kopfschüttelnd setzte sie sich in den weichen Ledersessel hinter dem Schreibtisch. In einem Punkt hatte Keith recht. Irgendwann mussten sie beide mit offenen Karten spielen. Das Problem dabei war, dass Cathleen befürchtete, dieses Spiel zu verlieren – selbst wenn sie es gewann.
5. K APITEL
Schon nach einer Woche hatte Cathleen sich so gut eingelebt, dass ihr der neue Tagesablauf zu einer angenehmen Gewohnheit geworden war. Morgens half sie Dee mit den Kindern und fuhr nach dem Frühstück mit einem geliehenen Auto nach Three Aces, wo sie um neun Uhr hinter ihrem Schreibtisch saß.
Keiths Buchhaltung als heilloses Durcheinander zu bezeichnen, wäre stark untertrieben gewesen. Und untertrieben war auch ihre Einschätzung, was sein Vermögen betraf. Während sie über den Büchern saß und Zahlen kontrollierte, versuchte sie die fantastischen Summen als einfache mathematische Größen zu sehen.
Nur selten wurde sie bei der Arbeit gestört. Mittags stellte Rosa ihr schweigend das Essen auf den Schreibtisch, sodass sie ihre Arbeit nicht unterbrechen musste. Am Ende der ersten Woche hatte sie so viel erledigt, dass sie zufrieden mit sich sein konnte. Auf einer kleinen elektrischen Schreibmaschine tippte sie ihren ersten Bericht, den sie, gewissenhaft wie sie war, Keith vorlegen wollte, bevor sie nach Hause ging. Da sie keine Ahnung hatte, wo er sich aufhielt, ging sie zunächst einmal in den Innenhof, um Rosa zu suchen.
Sie hätte die Haushälterin natürlich auch über die Sprechanlage erreichen können, aber sie hatte sich mit dem albernen Ding noch nicht anfreunden können. Unschlüssig blieb sie einen Augenblick stehen und versuchte, sich zu orientieren. Da ihr niemand das Haus gezeigt hatte, kannte sie sich nicht aus. Schließlich schlug sie die Richtung ein, in der sie die Küche vermutete.
Die vielen geschlossenen Türen, an denen sie vorbeikam, machten sie neugierig. Am liebsten hätte sie eine nach der anderen geöffnet, um einen Blick in die Räume zu werfen. Sie hörte ein Geräusch, das wie das Brummen einer Küchenmaschine klang. Vielleicht war es die Geschirrspülmaschine. Also musste hier irgendwo die Küche sein und wahrscheinlich auch Rosa.
Diese Frau war ihr ein Rätsel. Sie sprach fast nie und schien immer genau zu wissen, wo sich Keith gerade aufhielt. Obwohl sie ihn mit Mr. Logan ansprach, spürte Cathleen, dass die förmliche Anrede aufgesetzt war. Es musste irgendeine Beziehung zwischen den beiden geben. Vielleicht hatten sie ein Verhältnis miteinander. Der Gedanke gefiel ihr gar nicht. Energisch versuchte sie ihn zu verdrängen.
Es war nicht die Küche, die sie im südlichen Teil des Hauses fand. Nachdem sie eine Flügeltür geöffnet hatte, stand sie plötzlich in einem tropischen Paradies. Durch ein Glasdach flutete Sonnenlicht in den Raum und brach sich im Wasser des blauen Swimming-Pools. In riesigen Blumenkübeln wuchsen Bäume, wie sie sie noch nie gesehen hatte, und Blumen, unzählige bunte, duftende Blumen. Es war dieser Blumenduft, der sie magnetisch anzog. Durch die Fenster blickte man in die kahle weiße Winterlandschaft hinaus, und hier drinnen blühten Blumen! Es ist herrlich, dachte Cathleen und lächelte beglückt.
Aus halb geschlossenen Augen beobachtete Keith sie. Wie frisch und unberührt Cathleen aussah. Die Sonne fiel auf ihr Haar und ließ es rötlich schimmern. Sie hatte es im Nacken zusammengebunden, so wie damals in Irland, als er sie in Mrs. Malloys Küche überraschte. Er sah, wie sie die Hand nach einer Blume ausstreckte, als könne sie kaum der Versuchung widerstehen, sie abzupflücken. Doch anscheinend traute sie sich nicht, die Blüte zu berühren, denn sie zog ihre Hand wieder zurück, um stattdessen nur vorsichtig an der Blume zu riechen. Ihr leises, entzücktes Lachen verriet ihm, dass sie sich völlig allein glaubte.
Die irische Rose hat also eine Schwäche für Blumen, dachte er, während er beobachtete, wie sie den Kopf schüttelte und sich verwundert umschaute. Und für Geld. Warum auch nicht? Er wäre der Allerletzte gewesen, der ihr daraus einen Vorwurf machte. Höchstens konnte er ihr vorwerfen, dass in ihrer Gegenwart an ein entspannendes Bad im Whirlpool nicht mehr zu denken war.
»Wollen Sie
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