Herzen in Gefahr
gezeigt? Jetzt trug sie sogar den Beweis dieser Liebe unterm Herzen, und trotzdem war ihm alles egal. Dann musste es ihr eben auch egal sein. Entschlossen straffte sie die Schultern und ging weiter. Dass Keith auf der anderen Seite der Tür stand, dass er bereits den Griff in der Hand hielt, es aber nicht wagte, seine Frau zurückzuhalten, das ahnte sie nicht.
Er hatte diese Szene nicht gewollt. Sie hatte so glücklich ausgesehen, als sie ins Zimmer kam. Und ihr Lächeln war so liebevoll gewesen. Warum konnte er ihr nicht glauben, dass sie ihn liebte? Weil es diese Art von Liebe für ihn nicht gab. Nun, solange er ihr ein angenehmes Leben bieten konnte, würde sie bei ihm bleiben, daran zweifelte er nicht. Und dass sie ihm aus Dankbarkeit und Anerkennung dafür gewisse Gefühle entgegenbrachte, das konnte er sich auch vorstellen.
Aber fühlte sie überhaupt etwas für den armen Habenichts, der er im Grunde genommen war? Würde sie zu ihm halten, wenn er auf einen Schlag alles wieder verlor? Er hielt es nicht aus, über diese Frage nachzudenken. Es tat ihm weh. Niemals durfte er das Risiko eingehen, sie zu verlieren.
Cathleen hatte keine Ahnung von seinen wahren Gefühlen. Als sie zu Rosa in die Küche ging, war sie überzeugt, Keith würde sie nur an seiner Seite dulden, solange sie sich nicht in sein Leben einmischte.
Rosa spülte gerade Gläser, als Cathleen die Küche betrat. »Kann ich etwas für Sie tun, Señora?«, fragte sie höflich.
»Ich will mir nur eine Tasse Tee machen.«
»Ich werde Wasser aufsetzen.«
»Das kann ich selbst«, erwiderte Cathleen kühl, während sie den Kessel auf den Herd stellte.
»Wie Sie wünschen, Señora.«
Cathleen stützte sich mit beiden Händen auf den Herd. »Entschuldigen Sie, Rosa.«
Während die Haushälterin sich wieder ihren Gläsern zuwandte, durchsuchte sie die Schränke nach einer Tasse. Was bin ich nur für eine Hausfrau? dachte sie. Ich weiß ja nicht einmal, wo mein Geschirr steht. Wie konnte ein Mensch nur so glücklich und gleichzeitig so unglücklich sein.
»Rosa, wie lange arbeiten Sie schon für Mr. Logan?«, fragte sie die Haushälterin unvermittelt.
»Viele Jahre, Señora.«
»Bevor er in dieses Haus zog?«
»Ja.«
»Wo haben Sie vorher für ihn gearbeitet?«
»In einem anderen Haus.«
Cathleen fasste sie an der Schulter. »Wo, Rosa?«
Sie sah, wie die Haushälterin ihre Lippen zusammenpresste. »In Nevada«, sagte sie schließlich zögernd.
»Was hat er dort gemacht?«
»Das sollten Sie ihn vielleicht selbst fragen.«
»Ich will es aber von Ihnen hören, Rosa. Glauben Sie nicht, ich habe ein Recht darauf zu erfahren, wer mein Mann ist?«
Wieder schien Rosa zu zögern. »Es steht mir nicht zu, über ihn zu sprechen.«
»Ich will endlich mehr über ihn wissen. Es ist mir egal, wer er war oder was er getan hat. Wie kann ich ihm das nur klarmachen?«
»Selbst wenn Sie es wüssten, würden Sie es wahrscheinlich nicht verstehen, Señora«, sagte Rosa bedächtig. »Es gibt Dinge, an die rührt man besser nicht.«
»Unsinn!«, rief Cathleen. Nur mit Mühe konnte sie sich beherrschen. »Rosa, ich liebe ihn, und ich kann es nicht ertragen, dass er noch immer ein Fremder für mich ist. Wie kann ich ihn glücklich machen, wenn ich ihn nicht kenne?«
Rosa schaute sie einen Augenblick lang stumm an. Ihre Augen waren sehr dunkel und sehr klar. Sekundenlang durchzuckte Cathleen das seltsame Gefühl, diese Augen zu kennen. Im nächsten Moment war das Gefühl verflogen. »Ich glaube Ihnen«, sagte Rosa.
»Aber wie bringe ich Keith dazu, mir zu glauben?«
»Es gibt Menschen, denen es schwerfällt, an Gefühle zu glauben. Wissen Sie, was es bedeutet, hungrig zu sein, nach allem zu suchen? Nach Nahrung, nach Wissen, nach Liebe? Keith ist mit nichts aufgewachsen, mit weniger als nichts. Wenn es Arbeit gab, arbeitete er. Wenn es keine Arbeit gab, stahl er. Er kannte seinen Vater nicht. Seine Mutter war nie verheiratet, verstehen Sie?«
»Ja.« Nachdenklich setzte sich Cathleen an den Küchentisch. Sie sagte nichts, als Rosa zum Herd ging, um ihr eine Tasse Tee zu kochen.
»Seine Mutter arbeitete hart, obwohl sie immer kränkelte. Manchmal ging Keith zur Schule. Aber meistens arbeitete er auf den Feldern.«
»Auf einer Farm?«, fragte Cathleen.
»Si. Er lebte eine Weile auf einer Farm, damit er seiner Mutter den Lohn geben konnte.«
»Ich verstehe.« Und sie begann tatsächlich zu verstehen.
»Er hasste dieses Leben, den Dreck, die
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