Herzen in Gefahr
Blut liegen und im Herzen. Und jetzt muss ich mich um mein Pferd kümmern.«
»Ich werde dir vom Gewinnerkreis aus zuwinken, Onkel Paddy!«, rief sie ihm hinterher.
»Du scheinst dir deiner Sache ja sehr sicher zu sein«, bemerkte Keith, der gerade auf sie zukam.
»Ich habe eben Vertrauen zu dir.« Als er sie zu den Zuschauerbänken führen wollte, hielt sie ihn zurück. »Du brauchst mich nicht zu begleiten. Ich weiß, dass du gern dabei bist, wenn dein Jockey gewogen und das Pferd gesattelt wird.«
»Als ich dich neulich einmal nicht begleitete, konntest du dich vor Reportern kaum retten. Ich weiß, wie unangenehm dir das war.«
»Inzwischen weiß ich, wie ich mit ihnen umzugehen habe. Außerdem freut es mich immer, mein Bild in der Zeitung zu sehen.«
»Du bist ein eitles Geschöpf, Cathleen.«
»Und wenn schon. Ob aus Stolz oder Eitelkeit – es gefällt mir einfach, wenn ich im Gesellschaftsteil der Zeitungen abgebildet bin. Du bist eben ein wichtiger Mann, Keith, und das macht mich zu einer wichtigen Frau.«
»Heute könnte man das fast annehmen«, erwiderte er und betrachtete anerkennend ihr blassblaues Kostüm, die Perlen und den eleganten Hut.
Lachend fasste sie an ihren Hut. »Dieser Tag verlangt schließlich ein würdiges Auftreten. Hör zu, Keith, ich kann wirklich allein zu meinem Platz gehen. Ich weiß, dass du lieber bis zuletzt bei deinem Pferd bleibst.«
»Ich würde aber lieber bei dir bleiben. Hast du etwas dagegen?«
»Nein. Aber warte einen Moment. Ich will dir erst ein Bier holen.«
Es war ein herrlicher Tag. Der Himmel war wolkenlos und von einem durchsichtigen Blau, das allein schon genügte, um sie glücklich zu machen. Sie bemerkte die alte Dame, die bei ihrer Hochzeit so spitze Bemerkungen gemacht hatte, und neigte kühl und arrogant den Kopf.
»Warum habe ich jedes Mal den Eindruck, dass du Dorothy Gainsfield am liebsten mit Nadeln stechen würdest?«, fragte Keith.
»Weil ich genau das liebend gern täte, Darling.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss zu geben. »Und zwar mit besonders langen, spitzen Nadeln. Ich habe erst neulich erfahren, dass die dünne Blondine, die sich auf Dees Party an dich heranzumachen versuchte, Mrs. Gainsfields Lieblingsnichte ist.«
»Ich verstehe die Zusammenhänge nicht so recht. Vielleicht kannst du sie mir irgendwann erklären.«
»In zehn oder zwanzig Jahren vielleicht. Schau nur! Da sind Fernsehkameras! Ist das nicht toll?« Höchst zufrieden mit sich und der Welt nahm sie ihren Platz ein. Sie kannte inzwischen schon so viele Leute, dass sie ständig irgendjemandem zuwinkte. »Weißt du«, sagte sie zu Keith, »dass ich hier in einem Monat mehr Leute kennengelernt habe als in meinem ganzen bisherigen Leben?« Begeistert schaute sie zu ihm auf. Als sie sein amüsiertes Lächeln sah, stieß sie ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. »Du brauchst dich gar nicht über mich lustig zu machen.«
»Benimm dich«, ermahnte er sie lachend. »Das Rennen fängt an.«
»Du lieber Himmel! Und ich habe meine Wette noch nicht platziert!«
»Ich habe für dich gewettet, während du mir ein Bier gekauft hast und dich nicht entscheiden konntest, ob du einen Cheeseburger oder zwei Hotdogs essen sollst. Du hast einen gesegneten Appetit entwickelt, seit du in Amerika lebst.«
Cathleen erschrak. Irgendwann muss ich es ihm sagen, dachte sie. »Es war nicht meine Schuld, dass wir keine Zeit zum Frühstücken hatten«, erinnerte sie ihn. »Wo ist mein Wettschein?«
Während er beobachtete, wie die Pferde zu den Starttoren geführt wurden, griff er in seine Tasche. Cathleen nahm ihm den Zettel aus der Hand. Sie wollte ihn gerade wegstecken, als sie den Einsatz sah.
»Tausend Dollar?«, rief sie so laut, dass einige Leute sich nach ihr umdrehten. »Keith, wo soll ich tausend Dollar für eine Wette hernehmen?«
»Mach dich nicht lächerlich«, erwiderte er abwesend. Seine Aufmerksamkeit galt Double Bluff, der nervös hinter seinem Starttor herumtänzelte. »Warum ist er so unruhig?«, murmelte er, als Double Bluff sich aufbäumte und nur mühsam von zwei Stallburschen besänftigt werden konnte.
Und dann ertönte das Startzeichen. Die Tore wurden geöffnet, und die Pferde preschten los. Zusammen wirkten die Tiere wie eine verschwommene braune Masse, trotzdem vermochte Cathleen den grünweißen Seidenblouson von Keiths Jockey zu erkennen. Nach der ersten Kurve lag Double Bluff an vierter Stelle. Kopf an Kopf mit ihm lief Apollo. Die Zurufe
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