Herzen in Gefahr
auf ihn gefallen war, nichts zu tun haben. Aber wenn sie blieb, konnte er sie von dem Klatsch nicht abschirmen. Er hoffte nur, dass sie ziemlich schnell merken würde, worauf sie sich eingelassen hatte, und dann doch noch nach Hause flog.
Nach dem Bluegrass-Stakes fing die Derby-Woche mit ihren zahlreichen Ausscheidungsrennen, Partys und Empfängen an. Cathleen ließ kein Rennen, keine Veranstaltung aus. Sie ignorierte die neugierigen Blicke, und wenn hinter ihrem Rücken getuschelt wurde, hob sie nur stolz den Kopf.
Nicht jeder schien den Verdacht zu teilen, dass Keith sein Pferd gedopt hatte, und so manche spöttische Bemerkung wurde durch ermutigende Worte wieder gutgemacht. Doch die einzige Person, auf die es ihr ankam, hatte sich von ihr zurückgezogen. Cathleen versuchte nicht, die Wand zwischen ihnen zu durchbrechen. Es kostete sie schon genug Energie, nach außen hin den Schein des treu zueinanderhaltenden Paares zu wahren, und die Anstrengung begann bereits an ihr zu zehren.
Da Keith früh aufstand, stand auch sie früh auf, und wenn er morgens zur Rennbahn ging, um Double Bluffs Training zu überwachen, verbrachte auch sie den Vormittag dort. Es gab Tage, da war sie schon mittags so müde, dass sie sich am liebsten irgendwohin verkrochen und geschlafen hätte. Aber die Pferderennen, die Empfänge und Veranstaltungen, auf denen sie sich zeigen musste, zwangen sie zum Durchhalten.
Was sie außerdem aufrechthielt war die Hoffnung, dass Keith bis zum Derby herausfinden würde, wer seinem Pferd Drogen gegeben hatte. Und wenn er von dem hässlichen Verdacht befreit war, würde er sich den Sieg zurückholen, der ihm zustand. Erst dann, wenn sein guter Ruf wiederhergestellt war, konnten sie darangehen, ihre Ehe in Ordnung zu bringen.
Sie beobachtete, wie Keith sich am Rand der Rennbahn mit dem Trainer unterhielt. Es war sehr früh, kurz nach Sonnenaufgang, und die Morgenröte tauchte den Rennplatz in ein zartes, unwirkliches Licht. Die Zuschauerbänke waren noch leer. In vierundzwanzig Stunden würden sie voll sein mit Menschen. Das Rennen selbst dauerte nur wenige Minuten. Aber diese Minuten waren angefüllt mit Erregung, mit Herzklopfen und Hoffnung.
»Um diese Zeit hat der Rennplatz einen ganz eigenen Reiz, nicht wahr?«, sagte plötzlich jemand hinter ihr.
Cathleen sprang von ihrer Bank auf. »Travis!«, rief sie. »Ich bin ja so froh, dich zu sehen! Aber warum bist du hier? Solltest du nicht bei Dee bleiben?«
»Dee hat mich hinausgeworfen. Sie sagte, sie wolle ein paar Tage Ruhe haben.«
»Unsinn! Mir kannst du nichts vormachen, Travis. Aber ich bin euch beiden trotzdem dankbar.« Sie schaute über seine Schulter zu Keith herüber. »Er kann im Moment einen Freund gebrauchen.«
»Und du? Wie geht’s dir?«, fragte er und fasste sie beim Kinn, um ihr Gesicht zu betrachten. »Du bist blass, sogar sehr blass.«
»Mir geht es gut, wirklich. Ich bin nur etwas unausgeschlafen, das ist alles.« Als sie das sagte, schwankte sie plötzlich. Noch bevor der Schwindelanfall vorüber war, hatte Travis sie auf die Bank zurückgezogen.
»Du bleibst hier sitzen«, befahl er. »Ich werde Keith holen.«
»Nein.« Mit beiden Händen hielt sie seinen Arm fest. »Es ist gleich vorüber. Ich muss nur einen Moment die Augen schließen.«
»Cathleen, wenn du krank bist …«
»Ich bin nicht krank.«
Eingehend studierte er ihr Gesicht. »Dann darf ich dir wohl gratulieren.«
Langsam öffnete sie die Augen. »Du besitzt aber eine scharfe Beobachtungsgabe.«
»Ich habe genügend Schwangerschaften miterlebt.« Er streichelte ihre Hand. »Was sagt Keith dazu, dass er Vater wird?«
»Er weiß es noch nicht.« Sie richtete sich ein wenig auf. Zum Glück hatte Keith ihnen noch immer den Rücken zugekehrt. »Er hat im Moment genug andere Sorgen.«
»Glaubst du nicht, diese Nachricht würde ihn aufmuntern?«
»Nein.« Seufzend schaute sie zu Travis auf. »Nein, das glaube ich nicht, weil ich nicht weiß, ob er überhaupt Kinder haben will. Außerdem darf ich ihn im Augenblick mit nichts belästigen. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, werde ich mit ihm darüber sprechen.«
»Travis!« Keith schlüpfte unter dem Geländer hindurch, um seinen Freund zu begrüßen. Ich habe nicht damit gerechnet, dich hier zu sehen.«
»Du weißt, wie ungern ich das Derby verpasse. Wie stehen die Dinge?«
Keith warf einen Blick auf die Rennbahn, wo der Trainer gerade sein Pferd herumführte. »Double Bluff ist in Höchstform. Wir
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