Herzen in Gefahr
bloß nicht so dunkel gewesen wäre. Er kniete sich hin, um den Boden abzutasten. Und plötzlich sah er sie. Zusammengekrümmt lag sie in einer Ecke.
Er war sofort bei ihr. Vorsichtig berührte er ihre Wange. Sie war kalt. Ohnmächtig vor Wut zog er ihr den Knebel vom Mund.
»Cathleen, ich bin es. Jetzt ist alles wieder gut.«
Sie öffnete die Augen. Fast hätte er geweint vor Erleichterung. Doch als er sie anfasste, zuckte sie zurück.
»Hab keine Angst«, murmelte er. »Ich bin es, Keith. Niemand wird dir mehr wehtun, Liebling.«
»Keith.« In ihren Augen lag noch der Schock, aber sie hatte seinen Namen gesagt.
Vorsichtig versuchte er, sie ein wenig aufzurichten. Sie zitterte am ganzen Körper. Er murmelte leise, besänftigende Worte, doch das Zittern wollte nicht nachlassen. Als er ihre Fesseln zu lockern versuchte, schrie sie vor Schmerz auf.
»Es tut mir so leid, Cathleen. Aber du musst stillhalten, sonst kann ich dir die Stricke nicht abnehmen.« Zwei Männer kletterten auf die Ladefläche, und unwillkürlich rutschte Cathleen verängstigt in die Ecke. Keith schaute auf. »Ich brauche ein Messer«, sagte er zu Lieutenant Hallinger. »Geben Sie mir ein Messer und verschwinden Sie wieder. Sie ist total verängstigt.«
Hallinger griff in seine Jackentasche. Dabei bedeutete er seinen Männern, draußen auf ihn zu warten.
»Halt still, Cathleen, es ist gleich vorbei.« Er hatte ihr wehgetan, er spürte es. Jedes Mal, wenn sie zusammenzuckte, schien sich der Schmerz auf ihn zu übertragen. Als er die Fesseln schließlich gelöst hatte, war er schweißgebadet. »Ich werde dich jetzt nach außen tragen«, sagte er. »Du darfst dich nicht bewegen.«
»Meine Arme«, wimmerte sie.
»Ich weiß, du hast Schmerzen«, sagte er und hob sie vorsichtig hoch.
Cathleen stöhnte auf und presste ihr Gesicht an seine Schulter.
Als sie schließlich vor dem Wagen standen, war der ganze Platz hell erleuchtet. Cathleen musste die Augen schließen, so sehr blendeten sie die grellen Lichter. Überhaupt vermochte sie die Vorgänge um sie herum noch gar nicht so recht wahrzunehmen. Zu tief saß die Angst der letzten Stunden. Sie wusste nur, dass Keith bei ihr war, und deshalb versuchte sie ihre Schmerzen zu vergessen und nur seine Stimme zu hören.
»Sie werden sie in Ruhe lassen«, sagte er gerade zu Lieutenant Hallinger, der auf ihn zukam.
Travis, der an Keiths Tonfall erkannt hatte, dass sein Freund in einer gefährlichen Stimmung war, stellte sich zwischen ihn und die Polizei. »Ich habe einen Krankenwagen angefordert. Er ist gerade vorgefahren. Paddy und ich werden euch zum Krankenhaus folgen.«
Cathleen spürte, wie sie auf den Rücken gelegt wurde. Überall waren diese grellen Lichter. Und Stimmen, zu viele Stimmen. Sie zuckte zusammen, als etwas Kühles auf ihre brennenden Handgelenke aufgetragen wurde. Aber Keith war bei ihr, streichelte ihr Haar und hörte nicht auf, mit ihr zu sprechen.
Er wusste kaum, was er sagte. In seiner unsagbaren Erleichterung redete er sich einfach all seine Angst und seine Sorgen von der Seele. Er sah das Blut an ihren Handgelenken und ihren Fesseln, und jedes Mal, wenn sie aufstöhnte, schwor er sich, Rache an Durnam zu nehmen.
»In den Ställen«, murmelte sie. »Ich habe alles mit angehört. Sie haben das Pferd gedopt. Ich wollte weg. Aber sie haben mich festgehalten.«
Liebevoll strich Keith ihr übers Haar. »Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Jetzt bist du in Sicherheit. Ich bin bei dir.«
Er durfte nicht bei ihr bleiben. Kaum hatten sie das Krankenhaus erreicht, da wurde sie fortgebracht, und er blieb hilflos im Gang zurück. Zum Glück waren Travis und Paddy bei ihm.
»Sie wird sich schnell wieder erholen«, sagte Travis und legte ihm mitfühlend die Hand auf die Schulter.
Keith nickte. Die Sanitäter hatten ihm das auch gesagt. Die Wunden und Prellungen würden verheilen. Aber würde sie den Schock jemals überwinden? »Bleib bei ihr«, sagte er. »Ich habe etwas zu erledigen.«
»Keith, sie braucht dich jetzt«, wandte Travis ein.
»Ich bin bald wieder zurück. Bitte bleib so lange hier.« Ohne Travis’ Antwort abzuwarten, verließ er das Krankenhaus.
Er versuchte, sein Denken weitgehend auszuschalten, als er zu Durnams Farm hinausfuhr. Er brauchte fünfzehn Minuten für die Fahrt, die normalerweise eine halbe Stunde dauerte, aber die Polizei war trotzdem schneller gewesen. Als Keith vor Durnams protziger Villa aus dem Auto sprang, traf er erneut auf Lieutenant
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