Herzen in Gefahr
Missverständnisse.« Er hätte ein Buch schreiben können. Über Missverständnisse allein hätte er ein Buch schreiben können. »Haben Sie sich heute früh mit Ihrer Frau gestritten?«
»Nein.«
»Vielleicht hat sie ein Auto gemietet und eine kleine Spritztour gemacht.«
»Das ist ja lächerlich!« Er nahm die Tasse Kaffee, die Travis ihm reichte, stellte sie jedoch achtlos neben sich auf den Tisch. »Wenn Cathleen einen Ausflug machen wollte, dann hätte sie unseren Mietwagen genommen. Sie hätte mir gesagt, dass sie wegfährt, und wäre spätestens vor zwei Stunden zurückgekommen. Wir hatten heute Abend etwas Wichtiges vor.«
»Vielleicht hat sie es vergessen.«
»Cathleen ist die zuverlässigste Person, die ich kenne. Wenn sie nicht hier ist, dann muss irgendjemand sie daran hindern.«
»Mr. Logan, Entführung ist meistens mit einer Lösegeldforderung verbunden. Sie sind ein reicher Mann, und trotzdem hat niemand mit Ihnen Kontakt aufgenommen?«
»Nein, es hat sich niemand bei mir gemeldet.« Aber jedes Mal, wenn das Telefon klingelte, brach ihm der Schweiß aus. »Ich habe Ihnen mitgeteilt, was ich weiß, Lieutenant«, sagte er ungeduldig. »Und ich bin es leid, immer wieder das Gleiche zu wiederholen. Sie sollten Ihre Zeit lieber dazu nutzen, nach meiner Frau zu suchen. Ich würde ja selbst losgehen, wenn ich nicht der Meinung wäre, dass ich hierbleiben sollte und …« Er konnte nur warten. Und dieses Warten brachte ihn langsam um den Verstand.
Hallinger warf einen Blick auf seine Notizen. Er war ein dünner Mann mit einer ruhigen Stimme, ein Mann, der sein Auftreten und seine Erscheinung so wichtig nahm wie seinen Job. »Mr. Logan«, sagte er. »Ihr Pferd wurde beim Bluegrass-Stakes disqualifiziert. Wie reagierte Ihre Frau darauf?«
»Sie hat sich einfach darüber aufgeregt. Das ist doch ganz natürlich.«
»Hat sie diese Sache vielleicht so sehr aufgeregt, dass sie sich nicht auf den Empfängen zeigen wollte? Vielleicht wollte sie weg von allem – auch von Ihnen?«
Keith blieb stehen. Seine Augen blitzten gefährlich. »Cathleen würde vor nichts und niemandem davonrennen. Ich habe sie sogar gebeten, nach Hause zu fahren, bis sich diese Sache aufgeklärt hat. Aber sie weigerte sich. Sie bestand darauf, bei mir zu bleiben.«
»Sie sind ein glücklicher Mann, Mr. Logan.«
»Das weiß ich. Warum hören Sie nicht endlich mit der Fragerei auf und suchen meine Frau?«
Hallinger reagierte nicht auf diese Bemerkung. Er machte sich lediglich eine Notiz und wandte sich dann an Travis. »Mr. Grant, Sie sind derjenige, der Mrs. Logan zuletzt gesehen hat. In welcher Verfassung war sie heute früh?«
»Sie machte sich Sorgen um den Ausgang des Rennens und natürlich auch um ihren Mann. Sie sagte mir, dass sie müde sei und nach dem Derby einmal richtig ausschlafen wolle. Um keinen Preis hätte sie das Rennen versäumt oder ihren Mann in dieser Situation alleingelassen. Sie ist erst seit ein paar Wochen verheiratet und sehr verliebt.«
»Hmm«, meinte der Lieutenant wieder mit aufreizender Gelassenheit. »Ihr Ring wurde in den Ställen gefunden. Sie sagten mir, Ihre Frau würde die Ställe nicht allein betreten, Mr. Logan. Und doch sah jemand sie heute früh zu den Ställen hinübergehen.«
»Vielleicht wollte sie sich etwas beweisen«, erwiderte Keith ungeduldig. Warum hatte sie nicht auf ihn gewartet, ihn nicht gebeten, mit ihr in die Ställe zu gehen? Die Antwort war klar: weil er sie so oft zurückgestoßen hatte, dass sie es schließlich aufgab, ihn um irgendetwas zu bitten.
Geduld gehörte zu Hallingers Job. »Was wollte sie sich beweisen, Mr. Logan?«
»Sie hatte vor einigen Jahren einen Unfall. Seitdem traute sie sich nicht mehr in die Nähe eines Pferdes. In den letzten Wochen versuchte sie, ihre Angst zu überwinden. Verdammt noch mal, was spielt es für eine Rolle, warum sie in die Ställe ging? Sie war auf jeden Fall dort. Und jetzt ist sie verschwunden.«
»Ich kann besser arbeiten, wenn ich die Einzelheiten kenne.«
Das Telefon klingelte. Wie elektrisiert sprang Keith auf. Als er den Hörer abnahm, wirkte sein Gesicht grau vor Anspannung. »Ja?« Mit einem unterdrückten Fluch reichte er den Hörer an Hallinger weiter. »Für Sie.«
Travis legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. »Sie werden Cathleen finden, Keith, ganz bestimmt.«
»Es ist etwas passiert, das spüre ich. Wenn sie nicht bald gefunden wird, ist es zu spät. Ich muss hier raus. Kannst du beim Telefon bleiben,
Weitere Kostenlose Bücher