Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
und Bewunderung, die er und der Franzose einander entgegenbrachten. Seine Worte vermittelten den Eindruck, als hätten die beiden Männer unter anderen Umständen Freunde sein können.
Je mehr Josette über den Widerspruch nachdachte, desto überzeugter war sie, dass etwas Wichtiges dahintersteckte. Sie musste Dammartin ein paar dringende Fragen stellen.
Wer war zum Beispiel der Mann, der behauptete, den Mord mit angesehen zu haben?
Unwillkürlich ging ihr Blick zu Dammartin, der ein Stück weiter voraus ritt. Sie wollte ihm den Tagebucheintrag zeigen und ihm beweisen, dass ihr Vater zu Unrecht des Mordes beschuldigt wurde, aber sie konnte nicht.
Dammartin war ihr Feind. Selbst wenn sie eine einzelne Seite herausriss, damit er nichts anderes las als die Stelle, die Josette so wichtig war, wüsste er dennoch, dass die Tagebücher sich in ihrem Besitz befanden. Und dann würde er nicht ruhen, bis er sie an sich gebracht hatte.
„Ihre Gedanken sind heute Morgen ganz woanders, Mademoiselle.“ Molyneux lächelte auf seine freundliche Weise, und Josette bekam ein schlechtes Gewissen.
„Verzeihen Sie, Lieutenant, aber ich bin ein wenig müde.“
„Sie haben nicht gut geschlafen?“, fragte er besorgt.
„Nicht mehr seit Telemos.“
„Das tut mir leid, Mademoiselle. Ich wollte keine bösen Erinnerungen wecken.“ Er verzog kläglich den Mund. „Lassen Sie uns über fröhliche Zeiten sprechen, denn ich fühle mich auch ein wenig niedergeschlagen heute.“
Josette sah ihn neugierig an.
„Nur Ihnen sage ich es, Mademoiselle, und Sie dürfen mich nicht verraten. Mir fehlt meine Frau ganz fürchterlich.“
„Ich wusste nicht, dass Sie verheiratet sind, Lieutenant.“
„Ich erwähne Mariette nicht oft. Es macht mich traurig, und das ist nicht gut für einen Lieutenant in der Armee des Kaisers.“
„Es spricht für Sie, dass sie Ihnen fehlt.“
„Wir sind drei Jahren verheiratet“, fuhr Molyneux fort, „und wir haben zwei Söhne.“ Er lächelte stolz.
„Vielleicht würde es Ihnen guttun, über Ihre Familie zu sprechen“, schlug Josette ihm vor.
Und so erzählte Molyneux ihr von seinen Jungen und wie sehr sie ihm fehlten. Sie lachten über die Possen, die der zweijährige Louis machte. Und dann wurde der Lieutenant ernst. Er erwähnte, wie klein sein jüngerer Sohn Dominique gewesen war, als er ihn das letzte Mal gesehen hatte, und wie sehr er sich inzwischen verändert haben musste. Josette war zutiefst gerührt.
Ohne zu überlegen, streckte sie die Hand aus und berührte Molyneux am Ärmel. „Sie dürfen nicht traurig sein. Ihre Familie würde es nicht wollen, und ich bin sicher, dass Sie sie bald wiedersehen werden.“
„Ja.“ Die Stimme des Lieutenant klang wenig hoffnungsvoll. Er seufzte und riss sich gewaltsam aus seinen Tagträumen. „Jetzt kennen Sie meine Lage, Mademoiselle.“ Ein gezwungenes Lächeln erschien um seinen Mund. Seine Augen schimmerten verdächtig.
„In der Tat“, bekräftigte Josette. „Vielleicht sollten wir über etwas anderes reden.“ Sie lächelte. „Das Wetter war in den letzten Tagen ungewohnt mild. Glauben Sie, dass es anhalten wird?“
Er lachte. „Engländer reden tatsächlich am liebsten über das Wetter. Es ist ein nationaler Zeitvertreib, nehme ich an.“
„Ja“, gab sie zu. „Da haben Sie sicher recht.“
Eine Weile ritten sie in kameradschaftlichem Schweigen weiter, und Josette sagte sich gerade, was für ein angenehmer Mensch Lieutenant Molyneux doch war, da kam ihr ein wagemutiger Gedanke. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Sie etwas ziemlich Heikles frage, Lieutenant?“
„Nein, fragen Sie ruhig“, erwiderte er.
„Es geht um den Tod von Capitaine Dammartins Vater.“
Überrascht hob Molyneux die Brauen.
„Soweit ich weiß, gibt es da einen Mann, der behauptet, Zeuge gewesen zu sein bei Commandant Dammartins Tod.“
„Das stimmt.“
„Ich frage mich, ob Sie die Identität dieses Mannes kennen.“
Ihre Blicke trafen sich. „Warum wollen Sie das wissen?“
„Ich muss in Erfahrung bringen, wer meinen Vater fälschlich beschuldigt.“
„Mademoiselle“, sagte Molyneux leise.
„Mein Vater ist unschuldig, Lieutenant, und er ist tot. Außer mir gibt es niemanden, der seinen guten Namen verteidigen könnte.“ Als sie seinen mitleidigen Blick bemerkte, fuhr sie hastig fort: „Glauben Sie bitte nicht, dass ich mich irre. Ich habe Beweise.“
Molyneux sah sie fassungslos an.
„Werden Sie mir also den Namen verraten,
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