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Herzensach - Roman

Herzensach - Roman

Titel: Herzensach - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Gerlach
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Eifersucht zeigte sich bei ihr. Ganz im Gegenteil, seine Frau hatte Lisa in ihr Herz geschlossen, und beide saßen oft nachmittags zum Kaffee zusammen. Wilhelm Weber erwartete deshalb, daß Lisa ihm gegenüber ebenfalls einen spöttischen Ton anschlagen würde, aber sie blieb freundlich.
    Lisa grüßte ihn fröhlich, plapperte ein paar Neuigkeiten aus dem Dorfleben. Sie gingen gemeinsam zum Bungalow. Er betrachtete sie von der Seite, verglich sie mit seiner Frau, und plötzlich trafen sich ihre Augen, und sie stoppte ihren Redefluß.
    »Hab ich, hab ich was Dummes gesagt?«
    Er lachte. »Nein, nein.« Es war genau wie in Ein Herz leuchtet in der Dunkelheit!
    »Sie sehen mich so an.«
    »Entschuldige, ich dachte gerade an meine Frau.«
    »Es ist schade, daß Sie nicht mehr zusammen sind.«
    Er nickte mehrmals. Sie waren vor dem Bungalow angekommen, und Lisa stellte ihr Rad ab.
    »Es tut mit leid«, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
    Er öffnete ihr die Eingangstür. »Ja, es ist traurig.«
    Er blieb einen Augenblick nachdenklich stehen, und bevor er sich's versah, hatte sie ihm auf Zehenspitzen einen flüchtigen Kuß auf die Wange gedrückt und war schnell in der Küche verschwunden.
    »Lisa ...« Er ging ihr stirnrunzelnd nach. Natürlich, so mußte es sein: Sie hatte auch Ein Herz leuchtet in der Dunkelheit gelesen.
    Er betrat die Küche. Nein, sie hatte es doch nicht gelesen. Dort ging die Geschichte anders weiter. Hier stand Lisa mit rotem Gesicht am Herd und hatte eines der langen Messer aus dem Holzblock gezogen. Sie hielt es zitternd vor sich und sah ihn ängstlich an. »Kommen Sie nicht näher!« Sie zog das Messer zurück, hielt es aber noch immer fest umklammert vor ihren Bauch. Sie sah zu Boden. »Entschuldigen Sie, es war nur, weil Sie so traurig aussahen.«
    »Hast du Angst vor mir?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er auf sie zu, nahm ihr das Messer aus der Hand und strich ihr über die Schulter.
    »Danke«, sagte er und löste sich von ihr. »Danke für dein Mitgefühl. Ich werde die Trennung von meiner Frau wohl nie überwinden.« (Es war ein Satz aus Schenk mir rote Rosen.)
    Er ging hinaus und lächelte vor sich hin. Das Mädchen gefiel ihm. Das war die richtige Frau, der man zuerst die Waffe aus der Hand nehmen mußte ... (Wie in Der Fremde aus den Bergen.) Er ging den Flur entlang zum hinteren Teil des großen Bungalows, vorbei an den Gästezimmern, den beiden Marmorbädern, der Sauna, bis er in den Kraftraum kam. Einen Augenblick stand er vor den glänzenden Maschinen, dann entschloß er sich, das Training ausfallen zu lassen. Hinter dem Kraftraum lag eine fensterlose Abstellkammer. Er bückte sich vor der Tür, schob ein Stück der Fußleiste zur Seite und holte aus dem eingearbeiteten Hohlraum den Sicherheitsschlüssel. Er öffnete die Tür des Abstellraums und schloß sie hinter sich. Im Dunklen tastete er nach dem Lichtschalter. Die Leuchtröhren flackerten eine Weile über den vielen Käfigen, den Stromleitungen und Meßgeräten. Wilhelm Weber beobachtete die Meerschweinchen. Warum war vor ihm niemand auf diese Idee gekommen? Die kleinen Tiere liefen aufgeregt hin und her, nur dann, wenn die Elektronik im vorgegebenen Rhythmus einen Stromschlag durch die Käfigböden schickte, unterbrachen sie ihren Lauf und blieben mit zitternden Muskeln stehen.

8
    Von der Straße fiel eine sanfte Böschung zum Dorfteich hinab. Ein gepflasterter Weg führte hinunter und umrundete den Teich. Das rückwärtige Ufer besaß eine gemauerte Einfassung aus Natursteinen. In gleichmäßigen Abständen waren drei Bänke aufgestellt. Die Anlage war neu, Bäume und Rosenbüsche frisch gepflanzt. Doch auch in ein paar Jahren würde dies kein idyllischer Platz sein, es sei denn, eine gütige Laune der Natur machte die Einwirkungen des Menschen möglichst bald zunichte. Jedes Dorf hat einen Schandfleck. Dieser wirkte armselig und ungemütlich und erinnerte ihn an die Art von Gestaltung, wie man sie in Vorstädten oft zwischen neuen großen Wohnblocks fand. Der Student beugte sich zu dem in der Mauer eingelassenem Bronzeschild herab. Es wies den für Finanzierung und Gestaltung des Dorfteichs Verantwortlichen als Wilhelm Weber aus. Immerhin bekannte sich der Schuldige. Als er wieder aufschaute, sah er den Hund neben sich. Er schnüffelte an seinen Hosenbeinen, wedelte schwach mit dem Schwanz, sah ihm dann mit den Bernsteinaugen ins Gesicht.
    »Na, Trivial, wie geht es dir?«
    Der Hund nickte.
    Jakob setzte sich auf die

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