Herzensangelegenheiten
machen.
„Worüber grübelst du?“, riss ihn die Stimme seines Vater aus den Gedanken und Samuel setzte sich ihm gegenüber an den Tisch.
„Weihnachten und Neujahr. Was ich machen könnte.“
„Wirst du zu Amber und Chelsea fahren?“, wollte sein Vater wissen und Samuel nickte. „Weiß er schon von ihr?“
Damit war Devin gemeint und die Frage hatte kommen müssen. Samuel wusste, dass er Devin langsam von seiner Tochter erzählen sollte, aber irgendwie hatte sich bislang nie der richtige Zeitpunkt dafür ergeben. Außerdem wusste er nicht genau, wie er es Devin überhaupt sagen sollte. Ach übrigens, ich habe eine kleine Tochter, war wohl kaum die richtige Wortwahl für eine solche Neuigkeit. Andererseits gab es dafür sowieso keine richtige Wortwahl.
„Nein“, gab Samuel zu und sah kurz über die Schulter. Schallendes Lachen ließ ihn grinsen, bevor er wieder zu seinem Vater sah. „Es hat sich irgendwie noch nicht ergeben.“
„Warte nicht zu lange, Junge“, sagte sein Vater und widmete sich danach wieder der Zeitung.
Samuel stand auf, gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange, und folgte dann seinem Bruder und Devin ins Wohnzimmer. Die Zwei saßen mittlerweile auf der Couch und diskutierten über irgendeinen Film, der im Fernseher lief. Samuel räusperte sich und beide sahen über die Schulter zu ihm.
„Oh Gott, der TV- Zerstörer. Bleib bloß da stehen, wir wollen den Film gucken, ohne die Feuerwehr rufen zu müssen.“
Samuel lief rot an, bevor er es verhindern konnte, und wurde wie erwartet dafür ausgelacht. „Ihr seid unmöglich. Alle beide.“
„Wissen wir“, kam synchron und frech zurück, was ihn lachen ließ.
„Jungs, das Essen ist fertig. Kommt ihr?“, rief seine Mutter just in dem Moment aus der Küche und rettete Samuel, bevor Kendrick und Devin sich weiter über ihn lustig machen konnten.
„Na? Wie schlimm war es?“ Devin drehte sich mit seinem Rollstuhl herum, um ihn anzusehen, während Samuel die Tür zu seinem Zimmer schloss und danach die Arme zur Seite ausstreckte. „Fühl' dich wie zu Hause.“
Devin lächelte. „Es war nicht schlimm. Was nicht heißt, dass ich nicht nervös gewesen wäre. Ich mag deine Eltern und Ken sowieso.“
Samuel nickte. „Sie mögen dich auch.“
Devin zuckte nur die Schultern und begann sich umzusehen, während Samuel noch schnell einen Sicherheitsblick durchs Zimmer warf, ob er beim Aufräumen auch nichts vergessen hatte. Als er nirgendwo am Boden oder auf den Möbeln herumliegende Kleidung entdeckte war er beruhigt und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür, damit Devin sich in aller Ruhe umschauen konnte. Samuel war ein wenig nervös, weil er sich natürlich wünschte, dass Devin gefiel, was er sah. Es war eigentlich albern, das wusste er, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass sein Zimmer aussah wie Millionen anderer Zimmer auf der Welt auch. Ein Bett, ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch, ein paar übervolle Bücherregale und einige Pflanzen, um die sich seine Mutter kümmerte, da er ständig vergaß sie zu gießen.
„Hast du die alle gelesen?“, fragte Devin und rollte auf eins der Regale zu, um ein Buch herauszunehmen. „Elfen?“
Devin grinste ihn an und Samuel zuckte ebenfalls grinsend mit den Schultern. „Ich hatte mal eine Fantasyphase, da war ich zwölf oder so. Danach kam die Vampirphase, gefolgt von Krimi und Thriller und im Moment lese ich wieder Horror.“ Er deutete zum Nachttisch, als Devin ihn fragend ansah. „Stephen King. Es.“
„Vor dem Buch habe ich mich gegruselt ohne Ende. Hast du Friedhof der Kuscheltiere?“
„Gelesen mit einer ordentlichen Gänsehaut.“ Samuel trat zum Regal und kramte kurz darin herum. „Hm, wahrscheinlich hat es Ken.“
„Sam?“ Devin stellte das Buch ins Regal. „Du hast kaum Bilder von deiner Familie hier.“
Samuel schmunzelte und ging zum Bett hinüber, um unter selbigen nach dem Unterbettkasten zu greifen. Er zog ihn raus und deutete samt Grinsen auf den Inhalt. Devin blieb der Mund offenstehen, was ihn lachen ließ, bevor er den Unterbettkasten, der randvoll mit Fotoalben war, zurück unters Bett schob.
„Ich hatte als Teenager eine Phase, in der ich alle Nase lang die Wände neu gestrichen habe. Irgendwann war ich zu faul, alle Bilder ständig ab und wieder anzuhängen, also habe ich mir Alben besorgt und angefangen sie einzukleben. Und frag' mich nicht, wie viele es insgesamt sind. Nach dem fünfzehnten Album habe ich aufgehört zu zählen.“ Samuel
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